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Warum die Golden Globes dieses Jahr mal wieder versagt haben
Geschmäcker sind verschieden – und Awards gehen nicht immer unbedingt an die „besten“ Filme oder Serien. Aber manche Ungerechtigkeiten sind zu groß, um sie einfach nur auf „Geschmack“ zu schieben: „Emily in Paris“ ist bei den diesjährigen Golden Globes als beste Comedy-Serie nominiert. Ernsthaft? Und das in einem Jahr, in dem ein Werk wie „I May Destroy You“ zur Auswahl stand? Das fragen sich zurecht nicht nur ein paar Fernseh-Enthusiast*innen auf Twitter. Das fragt sich sogar eine, die selbst an „Emily in Paris“ (EiP) mitgewirkt hat – und deswegen ja eigentlich gerade vor Freude über die Nominierung überschäumen sollte: Deborah Copaken, eine der Autor*innen von „Emily in Paris“, kritisierte die Entscheidung öffentlich – aber dazu später mehr.
Die Romcom-Serie von Darren Star, der zuvor unter anderem „Sex and the City“ produziert hatte, lief im Oktober 2020 auf Netflix an und handelt von einer jungen US-Amerikanerin, Emily, die für eine Luxus-Modemarke als Social-Media-Chefin nach Paris versetzt wird. Dort lernt sie verschiedene Männer kennen und lieben und kämpft darum, in ihrem Unternehmen ernstgenommen zu werden. So weit, so normal, so unterhaltsam – aber eben nicht so gut.
„Emily in Paris“ ist auf eine subtile Art zutiefst sexistisch
Nicht nur ist „Emily in Paris“ überladen mit faden Klischees über Frankreich und Paris (alle stehen immer spät auf und sind sexuell total befreit), das Ganze ist auch noch auf eine unangenehme Art zutiefst sexistisch. Ja, Emily setzt sich im Business-Unternehmen mit ihren innovativen Vorschlägen als Frau durch. Eine feministische Erzählung ist das trotzdem nicht: Sie tut es immer breit lächelnd, in Highheels und Minirock und vor allem mit dieser niedlichen Naivität, die einen einfach erobern muss. Kotzwürg. Noch dazu ist sie für Kunden des Unternehmens vor allem als Sexualobjekt interessant, wofür sie ihre ältere Chefin nicht nur beneidet, sondern auch straft.
Diese sexistischen Narrative waren einer der Aspekte, die einen kleinen Shitstorm ausgelöst und die Kritiker*innen zu einem ziemlich einheitlichen Urteil verleitet haben: Meh. Muss man nicht gesehen haben, und wenn, dann vielleicht eher als Guilty Pleasure. Kein Wunder also, dass es, sagen wir, irritierte Reaktionen auf die Nominierung von EiP als „Beste Comedy“ gab.
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Stattdessen wird eine andere Serie wieder und wieder als verdientere Alternative für die Golden-Globes-Nominierung genannt: „I May Destroy You“ (IMDY). (Etwa hier, hier und hier). Ganz einfach, weil sie es tatsächlich verdient hätte. Nicht nur ist die Serie inhaltlich relevant (die Hauptdarstellerin arbeitet ein Vergewaltigungstrauma auf), klug, lustig und traurig zugleich. Sie ist auch visuell großartig, innovativ und DANN repräsentiert sie auch noch nicht nur privilegierte, weiße, dünne US-Amerikaner*innen. Für viele Kritiker*innen war IMDY deshalb die Serie des Jahres. Der Guardian etwa kürte die Serie zur besten Produktion 2020, die New York Times schrieb begeistert, die Geschichte sei berührend und dezent urkomisch zugleich.
Da fragt man sich dann schon: Wie kann es sein, dass eine solche Produktion einfach komplett nominierungsfrei bleibt? Auf Twitter äußerten sich dazu jede Menge Prominente aus der Filmbranche: „Doctor Who“-Star Pearl Mackie schrieb etwa, dass diese Globe-Abfuhr das Wildeste sei, was 2020/2021 passierte. Schauspielerin Poorna Jagannathan, bekannt aus „Never Have I Ever“, kommentierte, IMDY sei „das Beste, was das Fernsehen zu bieten hat“, und dass sich die Golden Globes mit dieser Entscheidung selbst untergraben würden. Und Dylan O'Brien, den man aus der Filmreihe „Maze Runner“ kennt, twitterte sogar, die Globes seien „lächerlich“. Nicht nur sei IMDY „brillant“, es sollte sogar verpflichtend sein, die Mini-Serie anzuschauen.
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Da IMDY eher in die Kategorie Mini-Serie fällt, hätte die Serie zwar theoretisch gar nicht anstelle von EiP nominiert werden können. Doch die Golden Globes sind bekannt dafür, die Kategorien ab und an stark aufzuweichen. Man denke nur an den Spy-Thriller „The Tourist“, der 2011 in der Kategorie Comedy/Musical nominiert wurde.
Selbst eine Autorin von EiP regt sich darüber auf
Wer jetzt immer noch nicht überzeugt ist, dass die Golden Globes dieses Jahr wohl ordentlich ins Klo gegriffen haben, den überzeugt vielleicht, dass das sogar Deborah Copaken, eine der Autor*innen von „Emily in Paris“ das offenbar so sieht. In einem offenen Brief, den der Guardian am Donnerstag veröffentlicht hat, schreibt die Autorin, dass sie die Kritiken an EiP verletzt hätten und sie diese nicht immer ganz habe nachvollziehen können. Tatsächlich basiere die Serie auf Erfahrungen, die sie in einem Marketing-Job in Paris als junge Frau gemacht habe. Richtig gelesen, Deborah Copaken ist quasi die Real-Live-Emily. Nun aber habe sie es „seltsam“ gefunden, bei den Golden Globes nominiert worden zu sein. Sie könne sich nicht mehr ordentlich darüber freuen, eben weil „I May Destroy You“ nicht nominiert worden sei – eine Serie, die in so vieler Hinsicht so wichtig sei.
Hollywood hat ein viel beschriebenes Repräsentationsproblem. In der fast hundertjährigen Geschichte der Oscars etwa wurden nur fünf Frauen für die Kategorie „beste Regie“ nominiert. Schwarze und People of Colour werden bei diesen Awards meistens komplett übersehen. Einem 2017 veröffentlichten Bericht von Color of Change zufolge sind 91 Prozent der Showrunner von Serien weiß und 80 Prozent männlich. IMDY wurde von Michaela Coel kreiert – einer Schwarzen Frau, die auch noch die Hauptrolle spielt. Aber vor allem ist IMDY eine Serie, die so gut ist, dass sie ausgezeichnet werden sollte, ganz egal, welche Hautfarbe und welches Geschlecht die Regisseurin hat. Dass stattdessen wieder eine im besten Falle mittelmäßige weiße Serie den Platz bekommen hat, ist 2021 einfach nicht mehr akzeptabel.
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