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So schrill berichtete das japanische Fernsehen über die US-Wahl

Donald Trump und Joe Biden bekamen in japanischen Shows eigene Avatare.
Foto: Screenshot / Twitter @ kazamatsuri

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Die US-Wahl 2020 war spannender als die meisten Thriller: Die beiden Kandidaten Donald Trump und Joe Biden lagen im Rennen eng beieinander, einige entscheidende Swing-States zählten noch Tage nach dem Wahltag, dem 3. November, Stimmen aus. Erst am Abend des 7. Novembers wurde klar: Joe Biden ist zum nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gewählt worden. Die meisten US-amerikanischen und deutschen Fernsehsender versuchten, über all das möglichst analytisch und unaufgeregt zu berichten – auch wenn es ihnen die spannende Wahl inklusive der Manipulationsvorwürfe des amtierenden Präsidenten nicht leicht machte. Einen ganz anderen Umgang mit der Wahl konnte man allerdings im japanischen Fernsehen beobachten: Dort wurde das Rennen wie eine Game-Show inszeniert.

Donald Trump und Joe Biden hatten auf einigen japanischen Sendern ihre eigenen kleinen Avatare, die sich je nach (vorläufigem) Ergebnis entweder herausfordernd ansahen, wild den Kopf schüttelten oder jubelnd auf und ab sprangen. Außerdem wurden immer wieder Bilder der Kandidaten gezeigt, auf denen die beiden entweder extrem unglücklich, schockiert oder triumphierend schauten.

Das amüsierte nicht nur Japaner:innen, sondern auch viele US-Amerikaner:innen, die das Ganze im Fernsehen oder im Netz entdeckt hatten. Inzwischen finden sich Dutzende Tweets, in denen sich Menschen über kurze Clips aus Japan erfreuen. Manche verbreiteten sich schnell im Netz, wurden schon zehntausendfach geteilt.

Tatsächlich erinnert die Aufmachung einiger Sendungen stark an Games, die man auf der Playstation spielt, „Tekken“ und „Street Fighter“ zum Beispiel. Spiele, in denen es ums (Wett-)Kämpfen geht eben.

Beim Sender TBS sah das „Studio“ außerdem aus, wie das Oval Office im Weißen Haus in der „Sims“-Welt aussähe.

Ein Hingucker waren im japanischen Fernsehen aber nicht nur die bunten Grafiken, sondern teilweise auch die geladenen Experten. Einer zumindest hatte sich in der Maske extra viel Mühe gegeben.

In manchen Dingen ist das japanische Fernsehen aber offenbar doch noch Old School: Die Staaten wurden anders als in Deutschland und den USA nicht immer am Bildschirm, sogenannten „Magic Walls“, verteilt. Beim Sender Asahi TV wurden sie per Hand dem jeweiligen Lager zugeordnet.

Viele US-Amerikaner:innen resümierten, dass eine solche Inszenierung ihnen auch gefallen hätte – einfach, weil das Rennen so irgendwie an Ernst verloren hätte. Sie stellten sich das erleichternd vor. Eine Nutzerin schien mit den vielen grafischen Elementen aber nicht klarzukommen, sie schrieb: „Das macht mich seekrank.“

Ein anderer zog ein ähnlich trockenes Fazit: „Japan behandelt die US-Wahl wie die Game-Show, die sie wirklich ist.“ Aber welche Game-Show hatte je eine so lange Sendezeit?

lath

Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel wurde zuerst am 7. November 2020 um 15 Uhr veröffentlicht, anlässlich des Wahlergebnisses vom Abend aber noch einmal aktualisiert.

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