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Fotos: Kira Bunse hat junge Männer im Freibad porträtiert
Sie blicken alle direkt in die Kamera, herausfordernd und selbstbewusst. Liegen auf dem Handtuch und blinzeln in die Sonne, posieren am Klettergerüst, im Schwimmbecken oder in einem geblümten Liegestuhl. Sie sind tätowiert, muskulös oder ganz schlank, sie tragen knappe Speedo-Badehosen oder lässige, weite Shorts.
Sie alle sind Teil eines Projekts der 40-jährigen Fotografin Kira Bunse. Sie hat junge Männer im Berliner Sommerbad Humboldthain fotografiert und aus den Bildern einen Kalender gemacht. Er konserviert den Berliner Sommer für das ganze Jahr und bricht nebenbei mit gängigen Rollenklischees.
Die Idee für das Projekt hatte Nele Heinevetter, Inhaberin des Projekt- und Ausstellungsraums „Tropez“, der sich auf dem Gelände des Freibads befindet. Kira Bunse hatte sofort Lust: „Im Schwimmbad mischen sich verschiedene Nationalitäten, Religionen, Schichten, Menschen jeden Hintergrunds. Das finde ich super interessant.“
Bunse castete junge Männer zwischen 18 und 30 Jahren und lichtete sie im vergangenen Mai im Bad ab. Manche von ihnen standen schon häufiger vor einer Kamera, andere noch nie. Ursprünglich habe sie die Männer direkt im Bad ansprechen wollen, erzählt sie. Doch zu Projektbeginn im Mai hatten die Freibäder gerade erst geöffnet, niemand lag auf der Wiese oder zog Bahnen im Becken. Um das Projekt rechtzeitig fertigzustellen, arbeitete sie deswegen mit einer Casting-Agentur zusammen.
Die Fotografin Kira Bunse.
Die meisten der Männer kommen aus Berlin, sie sind ganz unterschiedliche Typen. Eines haben sie jedoch gemeinsam: Ihre Körper sind eher zart, die meisten trotzen dem Klischee des vor Männlichkeit strotzenden Angebers am Beckenrand. Dass kein übergewichtiger Mann zu sehen ist, sei keine bewusste Entscheidung gewesen, sondern Zufall, sagt Bunse. Mit ihrem abgebildeten Sujet kennt Bunse sich aus. 2016 veröffentlichte sie den Kunst-Kalender „Tour de France“. Auch er zeigt junge Männer, auch sie wirken alle fragil, in sich zurückgezogen und doch sehr selbstbewusst.
Für die gebürtige Braunschweigerin, die in Paris lebt und unter anderem als Modefotografin arbeitet, ist das Freibad ein demokratischer, ganz besonderer Ort: „Alle zahlen den gleichen Eintritt, tragen nur Badehose oder Badeanzug oder einen Burkini und alle haben das gleiche Ziel: hoffentlich Frieden und Entspannung finden. Das fasziniert mich sehr.“
Den Kalender, der in einer Auflage von 120 Stück erscheint, gibt es für 25 Euro vor Ort oder unter bonjour@tropeztropez.de (5 Euro Versand).