Die Bilderreihe der blonden Türkin heißt „Don’t I look Turkish?“. Denn viele kaufen ihr ihre Herkunft nicht ab.
Von Sophie Aschenbrenner
Foto: Esra Gülmen
Teile diesen Beitrag mit Anderen:
„Müsst ihr in der Türkei Schleier tragen?“ – „Reitet ihr auf Kamelen?“ – „Esst ihr Schweinefleisch?“ – diese Fragen stellt die 33-jährige Designerin und Künstlerin Esra Gülmen in ihrer Serie „Don’t I look Turkish?“. Es sind Fragen, die ihr selbst auch immer wieder gestellt werden. Denn sie kommt aus der Türkei.
Ihre Arbeiten sind schlicht, Esra verpackt ihre Message auf lustige und gleichzeitig sehr direkte Art und Weise. Darüber steht der Arbeitstitel: „Die wahnsinnig klugen Fragen, die ich gefragt werde, weil ich türkisch bin“. Esra studierte in der Türkei Innenarchitektur, ging dann nach Frankfurt und Amsterdam und zog schließlich nach Berlin, wo sie gerade lebt. Wenn Menschen erfahren, dass sie aus der Türkei ist, heißt es oft: „Aber du siehst gar nicht türkisch aus.“ Denn Esra ist hellblond.
Zuerst sah sie diesen Satz als Kompliment an, erzählt sie. „Dann realisierte ich aber: Das ist schon auch rassistisch. Viele denken, türkische Menschen haben immer dunklere Haut. Außerdem wird uns viel weniger zugetraut. Viele erwarten nicht, dass wir zum Beispiel in der Kreativbranche arbeiten.“
Foto: Esra Gülmen
Foto: Esra Gülmen
Foto: bold berlin / Fotograf: Jonas Huckstorf
Foto: bold berlin / Fotograf: Jonas Huckstorf
Foto: bold berlin / Fotograf: Jonas Huckstorf
Dieses Klischee, mit dem viele Türk*innen im Ausland konfrontiert sind, bekam Esra so oft zu hören, dass sie eine Kunstserie daraus machte und ihre provokanten Fragen auf Plakate und auch Sweatshirts druckte. Sie will dabei aber betonen: „Nur, weil ich diese Ausstellung in Berlin mache, bedeutet das nicht, dass ich diese Fragen nur in Berlin zu hören bekommen habe.“
Auch sie selbst stelle manchmal anderen Menschen solche stereotypen Fragen, wenn sie nicht aufpasse. „Wir mögen es alle, Dinge zu kategorisieren“, sagt Esra. „Aber wieso machen wir das? Diese Frage wollte ich aufwerfen. Wir sollten alle sensibler sein.“