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Wie viel verdient eine Floristin?
Der Weg
Ich habe lange nach dem richtigen Job für mich gesucht. Während der Realschule habe ich einige Praktika in unterschiedlichen Betrieben gemacht, aber die Arbeit hat mir nie ganz zugesagt. Irgendwann bin ich dann einfach die Straße runtergegangen und habe in unserem Blumenladen um die Ecke nachgefragt, ob sie auch ausbilden. Ich habe dort zuerst ein Praktikum gemacht und sofort gemerkt, wie schön ich die gesamte Arbeitsweise und Atmosphäre finde. Obwohl ich mich sehr spontan für den Floristenberuf entschieden habe, ist es im Nachhinein eigentlich keine Überraschung. Meine Eltern haben einen sehr großen Garten und ich habe es schon als Kind geliebt, inmitten von Pflanzen zu sein. Nach dem Praktikum habe ich dann die Ausbildung angefangen. Das war toll, weil der Betrieb auch noch eine Gärtnerei hatte und ich überall mitanpacken konnte. Also habe ich nicht nur im Verkauf oder mit Schnittblumen gearbeitet, sondern auch gesehen, wie Pflanzen von klein auf wachsen und kultiviert werden. Nebenher bin ich noch in die Schule gegangen. In Botanik oder Pflanzenkunde habe ich sehr viel über unterschiedliche Gewächse und ihren Aufbau gelernt. Ich hatte aber auch Fächer wie BWL. Schließlich ist ein Blumenladen auch ein Verkaufsbetrieb.
Der Blumenladen
Ich pflege, arrangiere und verkaufe Pflanzen in einem Blumenladen in Stuttgart. Die Arbeit teile ich mir noch mit meiner Chefin und einer Teilzeitkraft. Für mich beginnt der Arbeitstag im Laden meistens um halb neun. Dienstags, donnerstags und samstags geht meine Chefin auf den Großmarkt und kauft frische Schnittblumen ein. Um die kümmern wir uns dann zuerst: Wir schneiden sie an und arrangieren sie in Vasen. Die Blumen kommen gerade im Sommer aus der Region. In den kälteren Jahreszeiten geht das natürlich nicht und die Blumen auf dem Großmarkt kommen dann auch von weiter weg her. Dennoch – wir versuchen ein saisonaler Laden zu sein. Deswegen sieht er regelmäßig auch anders aus. Den Rest vom Tag kümmere ich mich um die Wünsche unserer Laufkundschaft. Ich binde dann Sträuße oder berate sie, welche Zimmerpflanze gut in ihre Wohnung passen würde. Nebenher kümmere ich mich auch um unsere Pflanzen. Wir haben zwar kein Gartencenter, aber trotzdem einige Pflanzen auf 83 Quadratmeter. Ein großer Teil der Arbeit besteht daraus, dass wir Blumenschmuck für Events herstellen – vor allem für Hochzeiten. Je nach Wunsch des Brautpaares kann das sehr aufwendig sein. Aber manche Kunden geben uns nur ein paar Farben vor und überlassen uns den Rest. Hier wird mein Beruf dann erst richtig kreativ, wenn ich mir besondere Blumenarrangements überlegen darf.
Die Motivation
Schon allein mich jeden Tag mit wunderschönen Pflanzen zu umgeben, liebe ich. Wir haben immer eine große Vielfalt da, die sich saisonal unterscheidet. So kommt immer Abwechslung in den Laden. Hierfür informiere ich mich auch viel über Instagram und Pinterest, was die neuen Trends sind. Am liebsten bereite ich aber die Brautsträuße für Hochzeiten vor. Sie sind immer anders und ich fertige sie sehr sorgfältig nach den Wünschen der Braut an. Wenn ich nach der Hochzeit höre, dass der Strauß der Braut gefallen hat, ist das immer ein sehr schönes Kompliment. Schließlich ist das ein sehr besonderer Strauß im Leben.
Auf Reisen
Ich habe aber nicht nur in unserem Blumenladen gearbeitet, sondern auch schon in England und auf einem Kreuzfahrtschiff. Denn was wirklich toll an meinem Job ist: Floristin kann man an allen möglichen Orten sein. Auf dem Schiff war das eine ganz besondere Erfahrung. Ich bin ein Jahr lang um die Welt gefahren und habe meine Blumen dann aus Häfen in Skandinavien, Kanada, Amerika und der Karibik bekommen. Das war auch eine Herausforderung, weil ich für die Blumen auf dem Schiff alleine verantwortlich war: Ich habe die Kabinen mit Blumen geschmückt und einen kleinen Laden gemanagt.
Der Stressfaktor
Klar, wenn ein großes Event ansteht, müssen wir auch mal länger machen. Wir legen Wert auf eine gute Arbeitsorganisation, daher kommt das aber eher selten vor. Im Notfall sagen wir eine Veranstaltung ab, bevor wir unsere Arbeit nicht gut machen können. Manchmal sind Kundenwünsche auch sehr herausfordernd. Gerade Brautpaare kommen mit vielen großen Ideen aus Instagram an. Sie haben dann oft Vorstellungen von unglaublich aufwendigen Blumenarrangements, die auf den Bildern zwar toll aussehen, aber in der Realität oft nicht umsetzbar sind. Auch sind meterhohe Blumentürme oder Blumengirlanden von der Decke wahnsinnig teuer. Das müssen wir dann erstmal vermitteln und einen Kompromiss finden. Das kann bei Brautpaaren dann schon einmal emotional werden.
Das Geld
Ich bekomme gerade 1950 Euro brutto im Monat. Das klingt erst einmal nach nicht viel. Aber Blumenläden sind oft keine großen Betriebe und sie müssen auch überleben. Schließlich nehmen wir nicht die Summen ein, die zum Beispiel bei Bauprojekten fließen. Daher finde ich das Gehalt in Ordnung.
Die Frage, die auf Partys immer gestellt wird
Meistens wollen die Leute von mir wissen: „Was ist deine Lieblingsblume?“. Da muss ich immer ein bisschen schmunzeln. Allerdings kann ich darauf überhaupt nicht antworten, weil ich so viele schöne Blumen kenne und es noch mehr zu entdecken gibt. Es gibt aber eine Sache, die ich sehr schade finde: Gerade in Deutschland habe ich den Eindruck, dass mein Beruf von einigen jungen Leuten nicht richtig ernst genommen wird, weil ich nicht studiert habe. Das war zum Beispiel in England ganz anders. Da waren die Leute richtig begeistert. Solche Reaktionen würde ich mir hier auch mehr wünschen.