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Job-Kolumne: Wie viel verdient ein Energieberater?
So bin ich Energieberater geworden
Nach meiner mittleren Reife habe ich zunächst eine Ausbildung zum Physiklaboranten gemacht. Ich habe mich dann nach fünfeinhalb Jahren in diesem Beruf entschieden, noch eine Weiterbildung zum Techniker für erneuerbare Energien und Umwelttechnik dranzuhängen. Angesprochen hat mich vor allem, dass man sich in diesem Berufsfeld mit zukunftsorientierten Themen beschäftigt. Ich wollte lernen, wie ich mein technisches Wissen für eine klimafreundliche Zukunft einsetzen kann. Da ich durch meine Ausbildung schon mit dem Bereich der Bauphysik vertraut war, habe ich mich nach meiner Weiterbildung wieder in dieser Richtung umgesehen und schließlich eine Stelle als Energieberater gefunden.
Das macht man als Energieberater
Ich bin dafür zuständig, den Energieverbrauch von Gebäuden zu senken und die Wohn- und Lebensverhältnisse der Bewohner möglichst nachhaltig zu gestalten. Wir machen also Vorschläge, welche Maßnahmen ergriffen werden können, um Energie einzusparen und sorgen dafür, dass gesetzliche Vorgaben eingehalten werden.
So sieht mein Arbeitsalltag aus
Im Normalfall komme ich vor allem am Anfang und am Ende eines Bauprojekts zum Einsatz. Aber natürlich stehe ich während des gesamten Prozesses als Ansprechpartner bereit. Ein wichtiger Teil meiner Arbeit ist es, sicherzustellen, dass die Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes eingehalten werden und Nachweise dafür auszustellen. In enger Absprache mit Architekten, Statikern und Gebäudetechnikern entwickle ich dann Ideen für eine möglichst energieeffiziente Bauplanung. Das heißt konkret, dass wir beispielsweise Empfehlungen aussprechen, welche Dämmstärken, Heizungen, Lüftungen oder Kühlsysteme verbaut werden sollen. Wenn dann das Gebäude fertig ist, wird die gesamte Technik dokumentiert, um einen Energieausweis auszustellen.
Das gefällt mir besonders
Am meisten gefällt mir, dass meine Arbeit so abwechslungsreich ist: Jedes Projekt muss anders angegangen werden. Für Wohnhäuser gelten zum Beispiel nicht dieselben Richtlinien wie für Bürogebäude oder Konzerthallen. Das muss ich alles in meiner Planung berücksichtigen. Außerdem ist es schon ein befriedigendes Gefühl, wenn man einen Bauprozess von Anfang bis Ende begleitet und mitverfolgen kann, wie die eigenen Ideen Schritt für Schritt Gestalt annehmen. Zu Beginn ist ja alles noch sehr theoretisch und zum Schluss steht man dann vor einem fertigen Gebäude, zu dessen Planung man maßgeblich beigetragen hat. Das ist schon beeindruckend! So erlebe ich, dass ich mit meiner Arbeit ganz unmittelbar etwas bewirken kann.
Diese Eigenschaften sollte man mitbringen
Kenntnisse in Physik sind wichtig, besonders im Bereich Elektrizität und Wärme. Auch über erneuerbare Energien und nachhaltiges Bauen sollte man Bescheid wissen und sich für diese Themen begeistern können. In der Bauplanung arbeiten größere Firmen inzwischen fast ausschließlich mit moderner Computer-Software – wer geschickt damit umgehen kann und Erfahrungen im technischen Zeichnen hat, ist also definitiv im Vorteil. Gegenüber Bauherren und Projektleitern sollte man außerdem durchsetzungsfähig sein. Das musste ich am Anfang auch erst lernen. Gerade als junger Mitarbeiter wird man in seiner Meinung häufig nicht so ernst genommen. Davon sollte man sich aber nicht einschüchtern lassen.
Vorstellung vs. Realität
Viele wären sicherlich überrascht, wie facettenreich mein Beruf ist. Beim Stichwort „Energieeffizienz“ denken manche nur an die Solaranlage auf dem Dach und weniger an die Bausubstanz oder die Dämmung. Ich persönlich hätte nicht gedacht, dass es so viele gesetzliche Vorgaben gibt, die bei der Planung von Gebäuden zu beachten sind. Eine der größten Herausforderungen meiner Arbeit besteht sicherlich darin, die Vorstellungen des Auftraggebers mit den Ansprüchen unserer Firma und den gesetzlichen Vorschriften in Einklang zu bringen, ohne dabei die Kosten aus dem Blick zu verlieren. Das schränkt die eigene Kreativität schon ein Stück weit ein.
Das verdient man als Energieberater
Ohne Urlaubs- und Weihnachtsgeld verdiene ich 4000 Euro brutto und 2500 Euro netto im Monat. Das ist für Berufseinsteiger in diesem Bereich ein normales Gehalt. Angesichts der recht langen Ausbildungsdauer für den Techniker oder ein Studium ist das meiner Meinung nach fair. Reich wird man damit sicherlich nicht, aber es ist genug, um gut leben und eventuell auch eine Familie versorgen zu können. Je erfahrener man wird und je länger man in einem Betrieb arbeitet, desto mehr Geld bekommt man. Zudem gibt es viele Fortbildungsmöglichkeiten.
Was der Job mit dem Privatleben macht
Seitdem ich mich beruflich mit nachhaltigem Bauen beschäftige, mache ich mir auch privat mehr Gedanken darüber. Man sieht plötzlich auch die eigenen vier Wände mit anderen Augen. Da kommt es schon mal vor, dass man unfreiwillig den Energieverbrauch der Häuser von Familie und Freunden bewertet oder darauf achtet, welche Wandstärken oder Fenster verbaut worden sind. Falls ich irgendwann selbst mal ein Haus bauen sollte, wird eine nachhaltige Gebäudeplanung definitiv wichtig für mich sein.
Die Frage, die auf Partys immer gestellt wird
Für viele klingt das, was ich mache, erst einmal ziemlich kompliziert. Wenn ich dann aber von meiner Arbeit erzähle, können die meisten etwas damit anfangen. Schwieriger wird es, wenn man auf Leute trifft, die eine grundlegende Skepsis gegenüber erneuerbaren Energien oder neuen Technologien haben. Ich versuche dann immer, sie davon zu überzeugen, wie wichtig das für unsere Zukunft ist und ihnen ihre Angst zu nehmen. Wenn wir weiterhin auf diesem Planeten leben wollen, müssen wir grundlegend etwas verändern: die Art, wie wir Energie erzeugen, aber auch, wie wir unsere Häuser bauen.