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Gehalt: Wie viel verdient eine Optikerin
Wie man Optikerin wird
Nach dem Abitur habe ich zunächst angefangen, BWL zu studieren. Das hat mir aber überhaupt nicht gefallen. Die Leute dort waren ziemlich oberflächlich und auch fachlich fand ich es nicht so spannend. Nach dieser Erfahrung wollte ich lieber etwas Handfestes machen, deshalb habe ich mich nach Ausbildungen umgesehen. So bin ich auf den Beruf der Optikerin gestoßen. Ich trage selbst eine Brille und habe dann einfach mal mit meiner eigenen Optikerin gesprochen. Sie hat mir erzählt, wie vielseitig der Beruf ist. Man ist Modeberaterin, Handwerkerin und hilft fehlsichtigen Menschen. Nach ein paar Tagen Probearbeit hat mir diese Mischung so gut gefallen, dass ich direkt mit der Ausbildung angefangen habe. Die dauert in der Regel drei Jahre. Mit Abitur konnte ich allerdings auf zweieinhalb Jahre verkürzen.
Wie der Arbeitsalltag aussieht
Bei uns im Betrieb gibt es drei Abteilungen, in denen man arbeiten kann: Büro, Werkstatt und Verkauf. Ich bin hauptsächlich im Verkauf tätig. Das heißt, ich berate Kunden, finde mit ihnen gemeinsam eine geeignete Brillenfassung und die passenden Gläser. Auch kleinere Servicearbeiten gehören dazu, wie Brillen zu putzen oder Nasenpads zu wechseln. Größere Reparaturen erledigt man in der Werkstatt. Dort werden auch neue Brillengläser geschliffen und in die Fassungen eingearbeitet. Das Büro übernimmt unter anderem Warenbestellungen und den Telefondienst. Per Telefon vereinbaren wir beispielsweise Beratungstermine, nehmen Aufträge von Kunden entgegen und geben Auskunft über Lieferzeiten und Abholungsmöglichkeiten.
Vorstellung vs. Realität
Eigentlich mache ich als Optikerin genau das, was man sich vorstellt: Ich verkaufe Brillen. Was viele nicht auf dem Schirm haben, ist der handwerkliche Aspekt. Außerdem wird oft vergessen, dass es sich bei einer Brille um ein medizinisches Produkt handelt. Anders als bei Schuhen oder Klamotten geht es nicht nur um ein modisches Accessoire, sondern darum, fehlsichtigen Menschen zu helfen. Das macht die Beratung komplexer.
Welche Eigenschaften man mitbringen sollte
Da man viel Kundenkontakt hat, sollte man auf jeden Fall offen und freundlich sein. Der Umgang mit Menschen erfordert oft ein gewisses Maß an Ruhe und Geduld, weil man immer wieder mit unfreundlichen oder anspruchsvollen Kunden umgehen muss. Für die Feinarbeit bei der Anpassung und Reparatur von Brillen benötigt man außerdem handwerkliches Geschick. Nicht zu unterschätzen sind auch mathematische Fertigkeiten, die man beispielsweise für die Bestimmung von Brennpunkten benötigt. Auf der Grundlage solcher Berechnungen können dann individuell passende Brillengläser angefertigt werden.
Was der Job mit dem Privatleben macht
Ich würde schon sagen, dass ich die Welt durch meinen Beruf mit anderen Augen sehe: In Filmen finde ich es zum Beispiel wahnsinnig störend, wenn Schauspieler Brillen tragen, deren Gläser nicht entspiegelt sind. Wenn mir Leute mit schlecht sitzenden Brillen oder abgenutzten Nasenpads begegnen, muss ich oft dem Impuls widerstehen, sie darauf anzusprechen. Ein Nachteil an einem Job im Einzelhandel ist immer, dass man auch samstags arbeiten muss. Als Ausgleich hat man zwar einen Tag unter der Woche frei. Trotzdem gestaltet sich die Freizeitplanung dadurch etwas kompliziert. Freunde und Familie haben dafür nicht immer Verständnis.
Welche Fragen man auf Partys gestellt bekommt
Die meisten Fragen kommen tatsächlich von Brillenträgern. Ich werde zum Beispiel oft gefragt, wie man seine Brille richtig putzt. Ich rate immer zu lauwarmem Wasser, Spülmittel und Mikrofasertüchern. Alkoholhaltige Brillenputztücher sind eher schlecht für die Brillengläser. Und ich kriege die Krise, wenn Leute ihre Brille an der Kleidung abwischen und sich dann wundern, warum die Gläser ständig verkratzt sind!
Wie der Onlinehandel das Geschäft beeinflusst
Ich betrachte Onlinehändler nicht als direkte Konkurrenz für uns, weil sie meistens einfach nicht die gleiche Qualität und den gleichen Service bieten können wie ein Optikerladen. Brillen virtuell anzuprobieren funktioniert zum Beispiel nur bedingt. Das ist im Grunde nichts anderes als ein digitaler Filter. Das sieht vielleicht witzig aus, ist aber nicht wirklich aussagekräftig. Skeptisch bin ich auch bei digitalen Sehtests. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man mit einem digitalen Tool auch nur annähernd so genaue und verlässliche Ergebnisse erzielen kann wie vor Ort beim Optiker. Das Gleiche gilt, wenn es darum geht, die Brillen anzupassen und die Gläser zu zentrieren. Auch wenn online Schritt für Schritt genau erklärt wird, was man wie ausmessen muss, ist der Besuch im Laden meiner Meinung nach durch nichts zu ersetzen. Trotzdem können Onlineangebote eine sinnvolle Ergänzung sein. Wir bieten zum Beispiel einen Kontaktlinsenservice an: Nachdem man die Kontaktlinsen einmal im Laden angepasst hat, kann man sie jederzeit online nachbestellen.
Warum so viele Optiker:innen Brille tragen
Dass viele Optiker Brille tragen, ist kein Klischee. Bei uns im Betrieb gehört die Brille tatsächlich zur Berufskleidung. Ein Großteil der Mitarbeitenden benötigt ohnehin eine Sehhilfe, aber auch die Kollegen ohne Sehschwäche tragen während der Arbeit Brille. Weil sie selbst wissen, was es heißt, wenn eine Brille drückt, rutscht oder anläuft, können sie wesentlich besser auf Kundenwünsche eingehen. Außerdem ist es eine tolle Möglichkeit, um neue Brillenmoden und aktuelle Kollektionen zu präsentieren. Für mich als Brillenträgerin hat das Ganze noch einen weiteren praktischen Vorteil: Pro Jahr darf sich jeder Mitarbeiter zwei Gratisbrillen aussuchen. Inzwischen habe ich einen ganzen Schrank mit Brillen zu Hause.
Was man als Optikerin verdient
Bei uns im Betrieb steigt man im ersten Lehrjahr der Ausbildung mit einem Bruttolohn von 750 Euro ein. Ab dem dritten Lehrjahr bekommt man dann 950 Euro. Für gute Berufsschulzeugnisse zahlen manche Betriebe zusätzliche Prämien. Als Gesellin verdiene ich aktuell 2300 Euro brutto, das finde ich in Ordnung. Ab Januar erhöht sich der tarifliche Monatssatz auf 2500 Euro. Da wir provisionsfrei arbeiten, bleibt das Gehalt jeden Monat gleich, unabhängig davon, wie viel man verkauft. Wer mehr verdienen möchte, hat zum Beispiel die Möglichkeit, eine Meisterausbildung anzuhängen oder Optometrie zu studieren. Optometristen dürfen im Gegensatz zu Optikern auch medizinische Untersuchungen am Auge durchführen und Diagnosen stellen.