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Gehalt: Wie viel bekommt eine selbständige Maskenbildnerin?
Wie der Arbeitsalltag aussieht
„Maskenbildner:innen können sich in vielen Bereichen spezialisieren: sie können Perücken knüpfen, sich mit Special Effects befassen und Wunden schminken oder im Breich Beauty und Haare arbeiten. Ich selbst bin überwiegend beim Film und kümmere mich häufig um die Kompars:innen. Entweder übernehme ich als Supervisor die Organisation aller Maskenbildner:innen eines Drehs oder ich arbeite selbst als Maskenbildnerin.
In beiden Positionen geht es sehr früh los, oft schon um fünf Uhr morgens. Voll bepackt mit Koffer, Föhn, Glätteeisen, Make-up und so weiter komme ich an und baue meinen Platz auf. Meistens gibt es einen Trailer, einen Wohnwagen mit Sitzen, Spiegeln und Lichtern. Als Zusatzmaskenbildnerin kläre ich anschließend ab, was gewünscht ist. Dann schminke ich, schneide Haare oder klebe Perücken. Wenn ich ein Projekt vollständig begleite, habe ich vor dem Dreh eine Vorbereitungszeit, in der ich Material einkaufe und probeschminke. Zur Inspiration muss ich oft recherchieren und mir zum Beispiel eklige Bilder von Wunden anschauen.
Als Supervisor frage ich Maskenbildner:innen für einen Dreh an, verhandele ihre Gagen und sage ihnen am Drehtag, was gemacht werden muss. Ich überlege mir die Looks für die Kompars:innen und Schauspieler:innen, mache Fotos davon und schreibe auf, wie sie entstanden sind. Die finale Entscheidung über alle Looks treffen aber immer die Hauptmaskenbildner:innen – in enger Absprache mit der Regie und den Kostümbildner:innen. Während des Drehs beobachte ich über einen Monitor, ob die Maske immer noch sitzt. Nach dem Dreh wird abgeschminkt und abgebaut. Meist ist man als erstes da und geht als letztes.
Welche Eigenschaften Maskenbildner:innen brauchen
Maskenbildner:innen müssen gut mit Menschen umgehen können, weil sie oft auch so etwas wie Seelsorger:innen sind. Schauspieler:innen erzählen einem viel, da man einige Stunden mit ihnen auf engem Raum verbringt. Außerdem darf man keine Scheu vor Körperkontakt haben und sollte Fingerfertigkeit besitzen. Englischkenntnisse sind heutzutage ein weiteres Muss, wenn man mit Kompars:innen arbeitet, weil sie oft nur Englisch sprechen. Zuletzt sollte man sehr flexibel, spontan und offen sein, sich weiterzubilden. Man muss immer auf dem neuesten Stand bleiben, was modisch gerade angesagt ist und welche Produkte es gibt. Dabei helfen Zeitschriften, Social Media, Filme und Kolleg:innen.
Wie ich Maskenbildnerin geworden bin
Ich habe mit 15 Jahren die Schule abgebrochen und eine dreijährige Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau absolviert. Aber im Büro habe ich gemerkt, dass ich den Job nicht langfristig machen will. Durch Zufall war ich mit einer Freundin bei einer Berufsausbildungsmesse und habe dort eine private Schule für Make-up-Artists in Berlin entdeckt. Bei deren Tag der offenen Tür stellte sich heraus, dass sie eine neue Klasse für Maskenbildner:innen einführt. Weil meine Mutter im Theater gearbeitet hat, kannte ich diesen Beruf schon ein bisschen. Mit 22 Jahren habe ich dann die dreijährige, private Ausbildung angefangen. Ich hatte das Glück, dass mich meine Eltern finanziell unterstützt haben. Nebenbei habe ich aber auch selbst gearbeitet, um die Ausbildungskosten von rund 30 000 Euro bezahlen zu können.
An der Schule hatte ich eine Gastdozentin aus der Filmbranche, mit der ich mich sehr gut verstanden habe. Sie hat mich nach der Ausbildung oft empfohlen – und tut das bis heute. Aber natürlich muss man immer auch selbst neue Kontakte knüpfen, um Aufträge zu erhalten.
Anfangs habe ich bei vielen unbezahlten Projekten mitgeholfen, damit ich noch mehr lerne. Um Geld zu verdienen, habe ich parallel neun Monate in Teilzeit in einem Maskenbedarf gearbeitet. Erstens weil da alle fertig ausgebildeten Maskenbildner:innen einkaufen und ich so ein paar von ihnen kennenlernen konnte, zweitens wegen der Materialkunde. Schließlich erhielt ich die ersten Anfragen. Aber ich konnte sie nicht annehmen, weil ich einen festen Job hatte. Dann fiel die Entscheidung, als Maskenbildnerin selbständig zu sein. Je mehr Kolleg:innen und Produktionsleiter:innen man kennenlernt, umso mehr Anfragen bekommt man. Zu den bekanntesten Produktionen, an denen ich beteiligt war, zählen die Serien „Foundation“ und „Dark“ sowie der Kinofilm „Retribution“.
Was man in der Ausbildung lernt
An der Schule hatte ich viel Theorie und sogar Wirtschaft. Ich habe alles über Make-up gelernt, was dafür in den verschiedenen Jahrhunderten benutzt wurde, bis heute. Ich hatte auch Kunst und habe die Symmetrie des Gesichts und Farbzusammensetzungen gelernt. Hinzu kam das Handwerkliche: Perücken knüpfen, historisches Schminken, Narben modellieren, Tiermasken und Kopfabdrücke. Zum Haareschneiden haben wir meist Modelle geholt. An der Schule hatten wir jeden Monat ein Shooting zu einer bestimmten Zeit oder einem bestimmten Thema. Auf dieses Shooting wurden wir benotet. Nach einem Jahr hatten wir eine Prüfung als Make-up-Artist. Zwei Jahre später mussten wir eine theoretische und praktische Prüfung absolvieren, um staatlich anerkannte Maskenbildner:innen zu werden.
Was die größten Herausforderungen sind
Ernst genommen zu werden, ist eine große Herausforderung. Denn ich glaube, dass mein Job ein Stigma von Make-up und Beauty hat. Viele meinen, dass wir nur ein bisschen tupfen und pudern. Zwar wird der Beruf vor allem von Frauen ausgeübt, aber oft werden wir am Set nur „Make-up-Girls“ genannt. Und während des Drehs müssen wir in der Regel unter größerem Zeitdruck arbeiten als beispielsweise die Beleuchter und Kameramänner. In einer Männerdomäne muss man sich als Maskenbildnerin manchmal Respekt erkämpfen, obwohl man einen gleichwertigen Job macht wie jede:r andere am Set. Ansonsten muss man standhaft bleiben, auch wenn mal kein Auftrag reinkommt. Das kann mental schwierig sein. Wenn es zu viel wird, muss man aber auch Aufträge absagen können. Es ist eine große Balance von Privatleben und Arbeit, die man schaffen muss.
Was das mit dem Privatleben macht
Wenn ich einen Dreh habe, der zwei, drei Monate dauert, dann beeinträchtigt mich das sehr. In Berlin, wo ich wohne, wird oft außerhalb der Stadt gedreht. Das heißt, dass ich nach dem Abschminken noch eine lange Fahrt zurück vor mir habe. Meistens sind es Zehn-bis-zwölf-Stundentage. Dafür habe ich danach viel frei. Außerdem werde ich ständig gefragt: „Kannst du mir mal die Haare schneiden?“ Und wenn eine meiner Freundinnen mal zu einem Date muss, komme ich natürlich vorbei, um zu helfen. Aber es ist schön, solange die Leute verstehen, dass es trotzdem mein Beruf ist und ich manchmal keine Lust habe.
Was ich auf Partys immer gefragt werde
Die meisten sind überrascht und fragen: „Was macht man da?“ Dann erzähle ich gerne von meinem Beruf. Oft taucht auch die Frage auf: „Welche Schauspieler:innen hast du schon geschminkt?“ – „Eigentlich niemanden“, antworte ich dann. Ich glaube, das ist auch eine Kunst in unserem Beruf, dass man vergisst, wer vor einem sitzt, weil man sich sonst nur nervös macht.
Wie viel man als Maskenbildner:in verdient
Es gibt viele Maskenbildner:innen, vor allem in der Werbung, die arbeiten auf Rechnung. Wenn man bei einem Film über einen längeren Zeitraum angestellt ist, erhält man eine Gage mit bezahlten Urlaubstagen. Tariflich geregelt ist, dass man nicht unter 290 Euro brutto am Tag arbeiten sollte. Umso höher die Position ist, umso mehr verdient man. In einem guten Monat, in dem man fest für einen Film angestellt ist und jeden Tag arbeitet, kann man mit etwa 6000 Euro brutto rechnen. Aber es kann auch sein, dass man einen Monat lang nichts verdient.“