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5000 Euro brutto für die Stadtplanerin

Katharina muss sich oft anhören, wie langweilig die Arbeit in der Vewaltung sei. Sie erklärt dann, wieso eingesessene Strukturen bei ihrer Arbeit nötig sind.
Foto: Privat/ Bearbeitung: SZ Jetzt

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Katharina Vollmer, 31, ist Stadtplanerin mit Leib und Seele. Wo andere bei einem Gang durch Köln nur Krähne und Bagger sehen, sieht sie Anträge, Entwürfe, Abstimmungen und die Arbeit vieler, vieler Menschen. 

Was ich als Stadplanerin mache 

„Ich bin Stadtplanerin in der Kölner Verwaltung und leite dort aktuell ein Stadtentwicklungsprojekt, bei dem es um die Umplanung eines alten Hafens geht. Stadtplanung wird für die meisten erst sichtbar, wenn sie durch die Stadt laufen und irgendwelche Baustellen sehen. Das Ganze, was sich davor schon abspielt, ist der Job eines Stadtplaners.

Es fängt meistens mit einer Grundidee an, zum Beispiel, dass man ein altes Industriegelände umnutzen will. Wir konzipieren anschließend eine Entwurfsidee, wofür wir meistens mit externen Büros zusammenarbeiten. Wenn ein Entwurf vorliegt, bewerten wir ihn und entwickeln ihn im Sinne des Allgemeinwohls weiter. Hier spielen stadtentwicklungspolitische Zielvorgaben eine wichtige Rolle. Danach wird das Konzept von Fachgremien und Ortsausschüssen beraten. Mit Klärung aller rechtlichen Aspekte entstehen letztlich Bebauungspläne. Neben dem rechtlichen Part wirken Stadtplanende ebenfalls an verschiedensten Architekturwettbewerben mit. Der Job ist generell sehr vielseitig und kommunikativ. Man muss viel abwägen, viele Interessen miteinander in Einklang bringen.“ 

Wie mein Arbeitsalltag aussieht  

„Mein Tag fängt zwischen 08:30 Uhr und 09:00 Uhr an und geht dann bis 17:30 oder 18:00 Uhr. Ich komme ins Büro und gucke mir erstmal an, was vielleicht brennt, was nicht brennt. Gehe meine Mails durch und gucke mir an, was in der Woche ansteht. Davon abgesehen ist jeder Tag eigentlich unterschiedlich. Das ist das Spannende daran, Stadtplaner zu sein; es gibt natürlich die Arbeit am Plan, aber es gibt auch die Arbeit draußen im Raum. Je nach Projekt ist man viel unterwegs, guckt sich die Gegebenheiten an einem Projektort an. Es gibt viele Abstimmungsrunden mit den anderen Fachdienststellen oder mit den externen Projektentwicklern. Das kann auch mal abends oder am Wochenende sein, wenn wir öffentliche Veranstaltungen haben.“  

Vorstellung vs. Realität 

„In der Stadtplanung geht man entweder in die Privatwirtschaft oder zur Verwaltung – da gibt es leider ein negatives Stigma. Es wäre langweilig, die Strukturen wären eingesessen, alles würde immer zu lange dauern. Aber wenn man in diese Strukturen reinkommt, versteht man erstens, warum es diese Strukturen gibt. Und zwar, damit man abgewogene Entscheidungen treffen kann. Zweitens versteht man, warum Abstimmungen erforderlich sind und warum Abstimmungen Zeit brauchen. Das hat einen Aha-Effekt.“ 

Welche Eigenschaften man für den Job braucht  

„Ich würde sagen, dass das Stadtplaneramt einmal eine gestalterische Seite hat, deswegen ist eine kreative Ader definitiv von Vorteil. Der Alltag ist aber auch strategisch fordernd, weil man ein Projekt natürlich in einem bestimmten Zeitraum fassen muss. Es gibt Meilensteine, die zu erreichen, und Kosten, die einzuhalten sind. Es braucht auch Geduld, denn die Stadtplanung ist kein schnelles Geschäft. Unsere Projekte sind nicht in drei Monaten abgehakt, man muss sich tief in die Materie einarbeiten. Da hilft es auch, wenn man in der Arbeit aufgeht und eine gewisse Leidenschaft mitbringt. Die Konzepte müssen verkauft werden, deswegen muss man von seiner Arbeit überzeugt sein, gegenüber der Öffentlichkeit und der Politik. Ein gewisser Grad an räumlichem Denken ist bestimmt auch nützlich. Wenn man einen Lageplan vor sich liegen hat und sich das irgendwie im Kopf vorstellen kann.“ 

Wie ich zu dem Beruf gekommen bin  

„Es hat damit angefangen, dass ich Stadtplanung studiert habe. Das wundert viele. Architektur kennt man als Studiengang, aber nicht die Stadtplanung. Ich habe meinen Bachelor in Detmold an der Fachhochschule absolviert, bin dann für meinen Master nach Köln gekommen und habe mich entschieden, ein städtebauliches Referendariat hinterher zu schieben. Das kennt man von den Lehrern und von den Juristen, das gibt es auch im Städtebaurecht. Pflicht ist das in der Stadtplanung aber nicht. Das war eine ganz aktive Entscheidung von mir, denn während dieser Zeit kann man sich zu Führungs- und Leitungsaufgaben weiterqualifizieren. Das hat dann nochmal zwei Jahre gedauert. Nach meinem Staatsexamen habe ich mich konkret für die Stadt Köln als Arbeitgeberin entschieden, weil ich die Aufgaben in einer Metropole interessanter und vielfältiger finde.“ 

Welche Fragen ich auf Partys gestellt bekomme 

„Zum einen sind Leute oft verwundert, dass Stadtplanung ein eigenständiger Beruf ist. Ich werde auch gefragt, warum alles immer so lange dauert. Für viele ist es einfach nicht sichtbar und begreifbar, warum diese Prozesse Zeit brauchen und es verschiedene Entscheidungsinstanzen gibt, die die Sache am Ende rund und belastbar machen. Wenn man das einmal erklärt hat, dann gehen die meisten raus und sagen, ‚ah ja, gut, so habe ich es noch gar nicht gesehen‘“. 

Wie mein Job sich auf mein Privatleben auswirkt 

„Wenn ich durch die Stadt gehe und eine Baustelle sehe, dann weiß ich, was davor alles an Vorarbeit geleistet wurde. Man achtet auch auf ganz andere Dinge: Wie sind die Zugänge zu Plätzen, wie ist die Aufenthaltsqualität, wie fließt der Verkehr hier ab? Man hat einen geschärften Blick auf Städte und auch mehr Verständnis dafür, warum Prozesse lange dauern und viel Zeit brauchen.“ 

Welche Herausforderungen mir in meinem Job begegnen 

„Beim Stadtplaner-Dasein gilt der Grundsatz, verantwortungsbewusst mit dem Boden umzugehen. Man möchte möglichst viele Interessen unter einen Hut bekommen und eben nachhaltig mit dieser Ressourcenfläche umgehen – im Sinne der gesamten Stadt. Der Klimawandel ist dabei auch relevant: Wie kriegen wir es hin, dass sich das Mikroklima nicht so aufheizt, wie viele Stadtbäume werden bepflanzt, welche Bepflasterung wählen wir? Dann ist die Stadtplanung auch ein Nischenberuf, bei dem man einen großen gemeinsamen Nenner für alle schafft. Das heißt, dass man nicht nur auf Teilinteressen eingeht. Sondern ein Angebot kreiert, ein Stück Stadt liefert, das für die meisten Leute passt. Die Interessensabwägung ist auf jeden Fall eine Herausforderung, aber einfach Teil des Berufs.“ 

Wie viel ich verdiene 

„In der Öffentlichkeitsarbeit ist man eingruppiert in eine Gehaltstabelle. Da verdiene ich als Beamtin nach A13, also rund 5000 Euro brutto im Monat.“ 

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