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2049 Euro brutto für die Flugbegleiterin

Als Flugbegleiterin hat Delina jeden Tag neue Kolleg:innen und reist bei Langstreckenflügen auch mal an den Strand.
Foto: Privat/Bearbeitung: SZ Jetzt

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Am liebsten fliegt sie in die USA. Denn dort erkundet Delina bekannte Filmkulissen beispielsweise in Los Angeles und genießt die offene Art und Freundlichkeit der US-Amerikaner:innen. Trotzdem warnt die leidenschaftliche Touristin vor Langstreckenflügen: Müdigkeit und Jetlag sind nicht zu unterschätzen.

Wie ich zu dem Job gekommen bin

„Schon als Kind habe ich vor Familienurlauben die hohen Schuhe meiner Mama angezogen, bin mit gepackten Koffern durch unser Wohnzimmer gelaufen und habe Flughafen gespielt. Ich habe mich immer sehr auf Reisen gefreut, bin gerne geflogen. Flugbegleiterin war früh ein Traumberuf für mich. Ich hätte mich als Sechzehnjährige nach der Realschule wohl auch direkt beworben, man muss für den Job allerdings volljährig sein. Also habe ich erst einmal eine Ausbildung zur Physiklaborantin und sogar noch mein Abi gemacht, um vielleicht studieren zu können – bevor ich mich am Ende doch bei verschiedenen Airlines beworben habe.

Jede Fluglinie hat eigene Einstellungsvoraussetzungen, man braucht beispielsweise nicht überall Abitur und auch keine Ausbildung als Flugbegleiterin. Dafür gibt es oft Anforderungen wie beispielsweise eine Mindestkörpergröße oder bestimmte Sprachkenntnisse. Wenn man angenommen wird, macht man zuerst eine Grundschulung, in der man die Airline kennenlernt. Ich habe meine Schulung im Februar 2023 begonnen, sie hat sechs Wochen gedauert. Man bekommt dort erst ein Safety- und Emergency-Training, danach kommt das Service Training. Anschließend gibt es einen Erste-Hilfe-Kurs und Teambuilding. Zum Ende der Schulung fliegt man auch als sogenanntes Additional Crew Member bei zwei Flügen mit. Dann hatte ich sechs Monate Probezeit. Seitdem arbeite ich als Flugbegleiterin.“

Wie ein typischer Arbeitstag aussieht

„Die Vorbereitung für den Arbeitstag beginnt für mich meistens schon am Vorabend mit Kofferpacken. Außerdem informiere ich mich, wann ich mit welchem Flugzeug wohin fliege, ob Passagiere im Rollstuhl kommen oder bestimmtes Essen bestellt wurde. Für diese Vorbereitung gibt es im Dienstplan vorgesehene Lesetage. Vor dem Abflug gibt es am Flughafen noch eine Besprechung unter den Flugbegleiterinnen, bei der ich erfahre, welche Position ich habe: Küchenverantwortliche, Begrüßung der Passagiere oder Getränkeverteilung zum Beispiel. Dieses Briefing leitet der Kabinenchef, auch Purser genannt. Das ist die ranghöchste Flugbegleitung mit spezieller Weiterbildung. Der Purser hat auch die meiste Kommunikation zwischen Kabine und Cockpit. Nach dieser Teambesprechung kommen Kapitän:in und Copilot:innen zum Briefing. Sie informieren uns über Flugroute, Flugzeit und mögliche Turbulenzen. Zusammen gehen wir durch die Passkontrolle und zum Flugzeug.“ 

Was eine Flugbegleiterin macht

„Im Flugzeug arbeiten alle ihre positionsgebundene Checkliste ab und wir machen sicherheitsbezogene Vorbereitungen. Der Purser fragt, ob das Cockpit bereit für das Boarding ist. Dann beginnt das, was Fluggäste auch beobachten können: Wir begrüßen sie, erklären die Sicherheitsregeln und bedienen die Gäste.

Grundsätzlich muss die Crew jederzeit ansprechbar sein. Auf Langstreckenflügen müssen wir zwischendurch aber auch ruhen. Dafür gibt es den ‚Crew Rest‘-Raum mit Betten, in denen wir abwechselnd schlafen. Der Bereich liegt im Bauch des Flugzeugs unter den Passagiersitzen. Kurz vor der Landung verstauen wir in der Küche alle Wägen und Boxen, verschließen die Gepäckfächer und achten darauf, dass alle Gäste angeschnallt sind. Wenn wir fertig sind, gibt der Kabinenchef dem Cockpit ein Signal. Sobald wir landen, verabschieden wir die Gäste und das Reinigungsteam putzt das Flugzeug.“

Vorstellung vs. Realität

„Ich habe mich im Vorfeld intensiv mit dem Beruf auseinandergesetzt, mit Flugbegleiter:innen gesprochen und viele Fragen gestellt. Deshalb hat mich kaum etwas überrascht. Der Job ist so, wie ich ihn mir vorgestellt habe.“ 

Warum man bei Arbeitszeiten flexibel sein muss

„Ich arbeite Vollzeit und habe monatlich ungefähr drei bis fünf Einsätze mit unterschiedlichen Reisezielen und Fluglängen. Der Dienstplan wird monatlich erstellt und sieht immer anders aus. Wie, das erfahre ich ein bis zwei Wochen vor Monatsbeginn. Es gibt auch eine sogenannte Requestphase zwei Monate vor Reiseantritt, in der ich mir Destinationen wünschen kann. Diese Wünsche können von der Airline angenommen oder abgelehnt werden. Ich hatte im ersten Beschäftigungsjahr 32 Urlaubstage. Mein Anspruch auf Urlaubstage steigt jährlich. Die Tage kann ich mir frei einteilen. Es gibt aber auch halbfreie Tage, an denen mich die Airline spontan für Flüge einteilen kann. Außerdem gibt es nach Langstreckenflügen von der Airline vorgeschriebene Nachruhezeiten. Das sind zwei bis drei Tage, an denen ich nicht fliegen darf.“  

Was ich an den Reisezielen mache

„Kurz- und Langstrecken unterscheiden sich für uns Flugbegleiter:innen enorm – besonders mit Blick auf den Feierabend. Bei einer Kurzstrecke fliege ich hin und direkt wieder zurück. Das nennt man Turnaround. Auf der Langstrecke fliege ich zum Beispiel nach Punta Cana, in die Dominikanische Republik. Die Ziele variieren monatlich. Ich bleibe mindestens vierundzwanzig Stunden dort. Der Aufenthalt ist hauptsächlich dafür da, sich zu erholen. Dabei ist mir überlassen, wie ich die Zeit verbringe. Meistens kann ich die Orte erkunden, gehe mal zum Baden an den Strand oder schaue mir Sehenswürdigkeiten an.“

Welche Herausforderungen man als Flugbegleiterin hat

„Man sollte nicht unterschätzen, wie müde man auf Nachtflügen oder durch Jetlag werden kann. Ich würde empfehlen, sich nicht an die deutschen Zeiten zu halten. Wenn ich in San Francisco um sechzehn Uhr schlafen gehe, weil in Deutschland schon Nacht ist, wache ich dort um zwei Uhr nachts auf. Deshalb muss ich versuchen, mich wach zu halten, indem ich spazieren oder etwas essen gehe. Was im Job auch anstrengt: das ständige Wäschewaschen. Ich höre oft von Freundinnen, dass sie zwei Wochen nach dem Urlaub noch nicht den Koffer ausgepackt haben. Das geht bei mir nicht. Ich muss direkt auspacken und meine Uniform waschen.

Und dann gibt es noch jene Herausforderungen, die alle kennen: Turbulenzen. Sie sind meistens harmlos und nicht gefährlich. Man sollte sich aber wirklich unbedingt anschnallen, um sich bei den Unruhen nicht zu verletzen. Sollte ich mich mal unsicher fühlen, wenn die Turbulenzen sehr stark sind, kann ich die Arbeit auch unterbrechen. Sicherheit geht immer vor.“

Welche Kleidungsvorschriften man als Flugbegleiterin hat

„Jede Airline hat Kleiderordnungen. Ich habe ein Set mit verschiedenen Uniformteilen zur Verfügung gestellt bekommen: Blazer, Rock, Hose, Blusen, Kleid und Halstücher. Für den Winter Mantel und Schal. Ob ich den Rock, die Hose oder das Kleid anziehe, ist mir überlassen. Auch unsere Frisuren müssen Sicherheits- und Hygienestandards entsprechen. Lange Haare müssen generell zusammengebunden werden, unabhängig vom Geschlecht. Flugbegleiter mit Bart müssen darauf achten, dass er das Tragen einer Sauerstoffmaske nicht beeinträchtigt.“

Welche Eigenschaften man als Flugbegleiterin braucht

„Man sollte lösungs- und kundenorientiert handeln. Außerdem ist es wichtig, weltoffen und kommunikativ zu sein. Wegen der Passagiere, aber auch weil man jeden Tag neue Kolleg:innen hat. Das kann herausfordernd sein. Als Bewerber oder Bewerberin muss man jedenfalls in der Lage sein, die sicherheitsrelevanten Bedingungen zu erfüllen. Dazu zählt zum Beispiel auch das Erreichen der Gepäckfächer im Flugzeug.“

Wie viel man als Flugbegleiterin verdient

„Die Bezahlung erfolgt nach Flugstunden. Im Durchschnitt fliege ich monatlich 55 Stunden. In der ersten Gehaltsstufe habe ich deshalb durchschnittlich 2049 Euro Brutto bekommen. Außerdem kommen noch Spesen und eine Bordverkaufsprovision dazu. Je nach Arbeitsdauer ändern sich die Gehaltsstufe und das Gehalt. Im Moment komme ich gut mit meinem Gehalt aus.“

Welche Frage auf Partys immer gestellt wird

„‚Hast du Zeit für ein Privatleben?‘, die Frage bekomme ich oft gestellt. Ich persönlich habe sogar mehr Freizeit als ich in einem klassischen Nine-to-five-Job hätte. Zwar bin ich bei manchen Familienfeiern berufsbedingt nicht dabei, aber mit Organisation bekommt man es meistens ganz gut hin, am Wochenende zuhause zu sein oder auf die Geburtstagsfeier der besten Freundin zu gehen.“

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