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Gehalt: Was verdient ein Vermögensverwalter?
Maximilian Gigl ist 32 Jahre alt und arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt in der Finanzbranche. In dieser Zeit war er vor allem als Selbstständiger beratend tätig. In die Vermögensverwaltung stieg er als Festangestellter vor zwei Jahren ein.
Wie ich zum Job gekommen bin
„Ich bin einer der jüngeren Berater in meinem Unternehmen, die meisten sind eher im höheren mittleren Alter. Daran sieht man schon, dass man idealerweise einige Jahre Berufserfahrung in der Finanzbranche gesammelt haben muss. Ich selbst habe nach meinem Schulabschluss ein Praktikum bei einer Bank absolviert und im Anschluss eine Ausbildung zum Bankkaufmann gemacht. Danach habe ich mehrere Jahre für verschiedene Finanzdienstleister gearbeitet, teils frei und teils angestellt, bis ich zu meinem jetzigen Job gekommen bin. Ein Studium im Finanzbereich ist sicherlich auch ein Einstieg, reicht aber allein in den meisten Fällen nicht aus. Es gibt keinen Musterplan – letztlich kommt es auf die eigene Einstellung und Qualifikation an. Da spricht nichts dagegen, auch in einem jüngeren Alter Fuß zu fassen.“
Welche Fragen ich auf Partys gestellt bekomme
„‚Wie lege ich mein Geld am besten an?‘ Die Menschen erwarten, dass ich ihnen diese eine Aktie und jene Wertpapiere nenne. Leider funktioniert das nicht so einfach. Ich erkläre immer wieder: Jede Person ist anders. Manche wollen ihr Depot langsam wachsen sehen, andere sind risikobereiter. Dafür sind Beratungsgespräche da – das macht meinen Job aus. Es wird eine Bestandsaufnahme vom Kapital gemacht, wir besprechen eventuelle Pläne für die Zukunft und erst dann kann ich eine geeignete Anlagestrategie für die Person anpassen. Wenn ich auf Partys gefragt wurde, habe ich die Gespräche daher oft auf einen Termin bei mir im Büro verlegt.“
Wie mein Arbeitsalltag aussieht
„Der Job besteht hauptsächlich aus Kundenkommunikation. Wenn ich morgens meinen Tag im Büro starte, checke ich erstmal meine E-Mails und schaue, was für den Tag alles anfällt – das sind eigentlich immer meine Kundentermine. Ich persönlich mache viele meiner Gespräche über Online-Calls oder Telefon. Das liegt wohl daran, dass ich zur ‚Generation Online‘ gehöre. Meine älteren Kollegen bevorzugen Präsenztermine. Die können in unserer Niederlassung stattfinden. In manchen Fällen fährt man zum Kunden, auch wenn dieser in einer anderen Stadt lebt. Alle Termine müssen vor- und nachbereitet werden: Markttrends recherchieren, Portfolio analysieren, Anlagekonzept gestalten. Dazu kommen Orderübermittlung, also Aufträge zum Kauf oder Verkauf einer bestimmten Art und Menge von Wertpapieren, und Austausch mit den Depotbanken.
Das Besondere am Job ist die Nähe zu den Kunden, man lernt sie sehr gut kennen. Das ist notwendig, um die beste Anlagestrategie herauszuarbeiten, die in ihr Leben und Zukunftspläne passt. Am meisten gefällt mir, Leuten finanzielle Sachverhalte, die vielen kompliziert erscheinen, auf eine simple Weise näherzubringen. Ich betreue Privatpersonen und Firmenkunden. Da gibt es keine wesentlichen Unterschiede. Nur haben Firmenkunden meistens ein höheres Geldvolumen und es erfolgen mehr Absprachen, weil mehr Personen beteiligt sind und meist besondere Restriktionen vorgegeben sind.
Ansonsten ist meine Kundenspannweite breit: junge Erwachsene und Berufseinsteiger, Erben, Unternehmer, Rentner, sogar Kinder. Meine jüngste Kundin ist gerade einmal acht Jahre alt – da erfolgt die Verwaltung natürlich in Anwesenheit mit einem Erziehungsberechtigten.“
Welche Eigenschaften man für den Job braucht
„Es geht in meinem Job um große Geldsummen, die Menschen dir anvertrauen. Das bringt ein hohes Maß an Verantwortung mit sich. Auf keinen Fall darf man dieses Vertrauen ausnutzen, deswegen ist eine gewisse Souveränität unabdingbar. Gleichzeitig ist Empathie sehr wichtig, gerade persönliche Finanzen sind eine intime Angelegenheit. Ansonsten sollte man kommunikationsstark sein, weil man viel mit Kunden arbeitet – da kann man nicht einfach still dasitzen. Sich fortzubilden, immer Neues zu lernen, wissbegierig zu sein, ist ein essenzieller Bestandteil des Berufs. Nur wenn man sich selbst auf dem Finanzmarkt gut auskennt und up-to-date bleibt, kann man den Leuten die bestmögliche Beratung anbieten.“
Was der Job mit meinem Privatleben macht
„Es gibt Dinge, die mich auch nach ‚Feierabend‘ beschäftigen – das liegt am hohen Verantwortungsgefühl, das man gegenüber den Kunden hat. Gerade, wenn manche Sachen am Tag nicht so funktionieren wie geplant, zermartere ich mir noch den ganzen Abend den Kopf darüber. Beim Sport kann ich nach einem langen Arbeitstag abschalten.
Ansonsten bin ich durch den Job offener und kommunikativer geworden. Eigentlich bin ich ein eher introvertierter Typ. Bei meiner Arbeit bin ich gezwungen, viel mit anderen Menschen zu sprechen. Das hat den positiven Effekt, dass es mir mittlerweile viel leichter fällt, auch mit fremden Menschen ins Gespräch zu kommen.“
Vorstellung vs. Realität
„Mein Plan war es von Beginn an, ins Private Banking zu gehen. Mir hat das schon immer am meisten Spaß gemacht, mit einem größeren Geldvolumen zu arbeiten. Aber ich habe die Sachbearbeitung dahinter komplett unterschätzt, jegliche Details und Gespräche müssen vorbereitet und nachbereitet werden. In der Zeit, die dafür drauf geht, würde ich lieber mehr Kundentermine machen. In meinem Fall ist das eine Sondersituation. Ich habe noch keine Assistenz an meiner Seite, die mir einige Dinge abnehmen kann, damit ich mich vollkommen auf meine Kundengespräche fokussieren kann. Das wird sich irgendwann sicherlich ändern. Für mich steht bei meiner Arbeit im Vordergrund, dass sich meine Kunden gut bei mir aufgehoben und betreut fühlen als auch zusammen Erfolge feiern zu können.“
Was ich jungen Leuten finanziell raten würde
„Mit Finanzen kann man nie früh genug anfangen. Die Inflation ist hoch, die Rente wird es wahrscheinlich nicht sein. Man kann sich viele Informationen mittlerweile ganz einfach aus dem Internet holen: Youtube, Social Media, Medien, Newsletter. Ich folge auch bestimmten Seiten und habe die Inhalte direkt in meinem Feed.
Ich glaube, zu viel Geld kann man nicht haben. Es geht darum, was man damit macht. Aber zu wenig Geld zu haben, so dass man nicht mehr über die Runden kommt, ist schwierig. Für das persönliche Wohlbefinden sollte man ein Notpolster beiseitelegen. Ich hatte Zeiten, in denen es auch knapp für mich war – gerade während der Pandemie als Selbstständiger. Dafür sollte man sich mindestens zwei bis drei Monatsgehälter ansparen und das Geld auf ein Tagesgeldkonto oder ein Sparbuch legen. Danach kann man sich dem Thema Wertpapiere widmen, um aus dem Geld mehr rauszuholen. Hierbei gilt auch: Je früher man investiert, desto besser.“
Wie viel ich verdiene
„Ich verdiene ungefähr 5800 Euro brutto im Monat, ein recht durchschnittlicher Lohn für den Einstieg als Vermögensverwalter. Nach oben hin gibt es wie so oft kaum Grenzen. Gerade bei uns im Wealth-Management, wenn man in Richtung Private Banking geht, hat man größere Chancen auf mehr Geld. Das Gehalt ist von dem betreuten Kundenvolumen abhängig: Je mehr Kunden und Kundengelder man betreut, desto mehr kann man verdienen. Ich habe den Luxus, beim Lebensmitteleinkauf nicht auf jeden Cent schauen zu müssen. Das ist in der heutigen Zeit viel wert.“