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3500 Euro brutto für den freien Foto- und Videografen

Imaan kam als Quereinsteiger in die Branche. Heute ist seine Arbeit seine Leidenschaft.
Foto: Privat/Bearbeitung: SZ Jetzt

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Imaan, 22, bekam eine Kamera von seiner Tante geschenkt, als er 17 Jahre alt war. Heute arbeitet er als sogenannter Selbständiger in der Vermarktung von digitalen Produkten. Diese weit gefasste Bezeichnung hat er bewusst beim Finanzamt angegeben, um mehr Spielraum in seiner Tätigkeit zu haben. Derzeit bietet er seinen Kund:innen vor allem Videos und Fotos an. 

Wie mein Arbeitsalltag aussieht

„Ich mache Fotos und Videos für den Social Media-Auftritt von Privatpersonen oder auch die Homepage von Unternehmen. In Zukunft möchte ich auch Hochzeiten fotografieren, aktuell mache ich vor allem Mode- und Food-Fotografie. Ich habe bereits Schmuckware für einen Onlinehandel fotografiert und eine Fashion Show einer Hochschule als Fotograf begleitet. Eine der Modedesignerinnen hat mich nach der Show auch als Fotograf angefragt, um Fotos für ihre Abschlusskollektion an der Hochschule zu machen. So entstehen viele Aufträge.    

Meine Tage sind daher sehr abwechslungsreich. An manchen bearbeite ich nur Bilder, an anderen reise ich in ganz Deutschland umher, um meine Kunden persönlich zu treffen. Wir sprechen darüber, was sie sich wünschen, und ich überlege, ob ich das Gewünschte überhaupt umsetzen kann – und wenn ja, wie wir das am besten angehen. Die Shootings machen wir nach Absprache draußen oder in einem Studio, das die Kunden dafür mieten. Oft arbeite ich auch am Wochenende, weil die Kunden dann meist Zeit haben. Pausen nehme ich mir dafür in der Woche. Ich mag es, Menschen eine Charakteristik zu geben. Und ich denke, das ist die passende Branche dafür.“

Wie ich zum Job gekommen bin  

„Ich bin als Foto- und Videograf quer eingestiegen. Ich habe nach meinem Realschulabschluss keine Ausbildung gemacht, sondern erstmal als Pizzalieferant gearbeitet. Von dem Gehalt konnte ich mein Equipment finanzieren. Dazu gehören eine Kamera, mehrere Lichter und ein Reflektor. Meinen ersten bezahlten Auftrag habe ich bekommen, nachdem ich einen Freund im Fitnessstudio fotografiert habe. Der hat die Fotos geteilt, und einem Freund von ihm haben die Bilder so gut gefallen, dass er mich an Bekannte weiterempfohlen hat, die einen Onlinehandel für Modeschmuck haben. Ich habe dann die Fotos für ihre Homepage gemacht. 

Im Oktober letzten Jahres habe ich mich selbständig gemeldet. Mittlerweile habe ich fünf bis sechs Aufträge im Monat. Ich komme viel rum, da ich oft zu den Kunden oder den Locations fürs Shooting fahre. Neulich bin ich zum Beispiel nach Berlin gefahren, um Fotos und Videos für die Social-Media-Werbung zweier Firmen zu machen. Dafür hat man vor Ort ein Gespräch mit dem Chef, um zu verstehen, was die Firma repräsentieren soll. Man lernt die Angestellten kennen, damit diese sich während des Shootings wohlfühlen. Dann beginnt das Shooting und im Anschluss bearbeite ich die Fotos und Videos.“

Was der Job mit dem Privatleben macht  

„Ich verbringe inzwischen auch privat sehr viel Zeit mit den Menschen, mit denen ich zusammenarbeite. Bei mir dreht sich fast alles nur noch um Videografie, Fotografie und die Branche generell. Privates und Berufliches muss und will ich nicht trennen, denn Fotografie und Videografie waren für mich immer eine Leidenschaft.“

Welche Fragen ich auf Partys gestellt bekomme  

„,Kannst du ein Bild von mir machen?‘ – Das ist die Frage, die ich immer höre. Finde ich zwar nett. Aber es sollte ein Gleichgewicht im Nehmen und Geben vorhanden sein. Sonst stellt sich die Frage: Sind Leute mit dir befreundet, weil du jemand bist, der etwas für sie tun kann? Oder sind Leute auch für dich da, wenn das nicht der Fall ist? Auf Partys frage ich daher lieber andere Dinge über ihr Leben, als gefragt zu werden. Und wenn sie doch professionelle Fotos von sich haben wollen, mache ich irgendeinen Witz und sage: ‚Ja, bestimmt irgendwann mal.‘ Und dann sehe ich die Person vermutlich eh nicht wieder.“

Wie ich Kunden gewinne

„Menschen, Marken und Unternehmen werden vor allem auf mich aufmerksam, weil sie mich auf Fashion Shows treffen oder meine bisherigen Projekte auf Social Media sehen. Auch durch persönliche Empfehlungen fragen mich manche für weitere Shootings an. Oft gehe ich auch gezielt auf einzelne Menschen zu und frage sie, ob sie schon mal gemodelt haben. Ich gebe ihnen meine Karte und hoffe, dass man ein paar Fotos schießen kann. Daraus hat sich vieles ergeben. Dabei gehe ich immer auf jene Menschen zu, die herausstechen. Für mich ist der Style zum Beispiel sehr wichtig. Je extravaganter, desto besser. Ich liebe es, mit meinen Fotos anecken zu können und zu provozieren. Etwas zu schaffen, das im Kopf bleibt. Aber mir fallen auch markante Gesichtszüge oder ein besonderes Gesicht auf. Manchmal kann man auch versuchen, mit einem Designer zusammenarbeiten, um diese Person einzukleiden. Das kam auch schon vor.“

Welche Eigenschaften man für den Job braucht  

„Man sollte mit den Kunden gut klarkommen und verstehen, was die Person denkt und sich wünscht. Dafür muss man einschätzen können, ob man das Gewünschte überhaupt leisten kann und man die richtige Person für diesen Auftrag ist. Um sich weiterzubilden und sich zum Beispiel Skills in der Nachbearbeitung anzueignen, helfen Tutorials sehr. Ich habe mir jeden Tag mehrere Stunden viele solcher Videos angeschaut. Da habe ich viel gelernt. Zudem ist der Austausch mit anderen Menschen in der Branche wichtig und bereichernd. Kunden sollte man mit Verständnis und Geduld begegnen. Nicht immer ist die eigene Vision für das Model umsetzbar. Und Kunden wissen oft nicht, dass viel Zeit und Arbeit hinter einem Shooting stecken.“

Vorstellung vs. Realität 

„In der Vorstellung vieler Menschen muss man für diesen Job oft reisen. Einige denken, für einen Auftrag in Sachen Videografie müsste ich nur ein paar Reels mit dem Smartphone drehen und fertig. Das ist leider nicht der Fall. Man beschäftigt sich neben dem Dreh selbst viel mit der Planung und der Bearbeitung von Bildern oder Videos. Es gibt viele schöne Seiten an diesem Job. Aber es gibt auch viele, die niemand sieht. Zum Beispiel all die Stunden, in denen du in einem Zimmer sitzt und Sachen fertig bearbeitest.“

Wie viel Geld ich verdiene  

„Es gibt keinen ‚üblichen‘ Lohn in der Branche. Ich kenne Menschen, die bis zu 30 000 Euro brutto im Monat verdienen. Man macht seine eigenen Preise und wenn der Kunde sieht, dass die Preise gerechtfertigt sind, beauftragt er dich. Manchmal verdiene ich 4000 Euro brutto, es gibt aber auch Monate, da sind es 1000 Euro weniger. Im Durchschnitt würde ich daher sagen, dass ich auf 3500 Euro brutto pro Monat komme. Ich bin aber noch relativ am Anfang meiner Laufbahn, dafür läuft es ganz gut. Wenn man aber nicht dranbleibt, ist man in diesem Job auch ganz schnell weg vom Markt. Ich arbeite daher schon darauf hin, dass sich mein Gehalt noch steigert. Ich komme zwar bisher gut mit dem Geld aus. Aber dadurch, dass ich jetzt das erste Mal allein lebe, habe ich auch mehr Fixkosten als vorher. Ich habe auch schon über eine Festanstellung als Social Media Manager oder Content Creator nachgedacht. Aber in Planung ist das aktuell nicht. Bisher war ich eher unzufrieden mit der Bezahlung, wenn ich mir Stellenanzeigen angeschaut habe.“

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