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500 Euro brutto für den Barista im Minijob

Mit den Motiven, die Simon in den Kaffee malt, beeindruckt er seine Gäste, manchmal auch privat.
Foto: Privat

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Was man als Barista macht

Als Barista bereite ich in einer kleinen Rösterei in Köln Kaffee in allen Formen zu, zum Beispiel als Espresso, Flat White, Cappuccino, Filterkaffee. Daneben berate ich Kund:innen zu unseren Röstungen. Bei uns kann man auch Bohnen und Pulver abgepackt kaufen. Dazu kommen diverse Nebentätigkeiten: Ich kontrolliere die Milch, fülle Geschirr auf und mache die Kasse. Barista ist aber kein geschützter Begriff. Es könnte sich jede:r so nennen, der:die in einem Café arbeitet und dort auch Kaffee zubereitet. 

Wie ich Barista geworden bin

Als ich bei meinen Eltern ausgezogen bin, habe ich meine erste French Press von zu Hause mitgenommen. Die fand ich super, habe aber jeden Tag einen Liter Kaffee getrunken. Ich habe mir also eine kleine Espressomaschine gekauft und angefangen, damit zu experimentieren – anfangs mit Youtube-Anleitungen. Vor einem Jahr habe ich mein angespartes Geld zusammengekratzt und eine Siebträgermaschine gekauft. Freunde haben mir dann einen Latte-Art Grundlagenkurs geschenkt. Das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich noch eine zweite Schulung drangehängt habe. Nach der zweiten Schulung habe ich in dem Betrieb gefragt, ob sie einen Job für mich haben. 

Wie Latte-Art funktioniert

Erst einmal lernst du, Schaum mit gleichmäßiger Konsistenz herzustellen. Dafür darf die Milch nicht zu heiß werden, sonst verkocht sie. Das erste Motiv, dass man gießen lernt, ist das Herzchen: Man malt einen Punkt in der Mitte und zieht dann den Milchstrahl durch diesen Punkt. Dadurch entsteht eine herzförmige Wölbung. Für eine Tulpe gießt man mehrere Herzen ineinander. Um das drauf zu haben, braucht es schon ein paar Dutzend Cappuccino. Nach und nach lernt man dann komplexere Motive. 

So sieht mein Arbeitsalltag aus

Wenn es voll ist, stehen die Kund:innen häufig während meiner kompletten Schicht auf dem Gehweg Schlange. Dann mache ich im Akkord Kaffee, nehme Bestellungen entgegen oder arbeite der Person zu, die den Kaffee macht. Währenddessen habe ich keine Zeit für aufwendige Motive oder Pausen. Wenn es ruhiger ist, mache ich mehr Latte-Art. Mein Lieblingsmotiv ist das winged heart (geflügeltes Herz). Dabei malt man zuerst die Flügel, und dann ein Herz dazwischen. Dabei schiebt sich das Herz so zwischen die Flügel, dass die sich an das Herz anschmiegen. Außerdem berate ich Kund:innen zu den Kaffeebohnen aus der eigenen Rösterei und zum Zubehör. Dafür gab es zu Beginn eine Schulung über die verschiedenen Bohnen, Röstungen und Macharten. 

Diese Eigenschaften sollte man mitbringen

Als Barista sollte man auf jeden Fall Bock haben, mit Menschen in Kontakt zu kommen – und man braucht Geduld für ihre Bedürfnisse. Gerade, wenn man in einer kleinen Rösterei arbeitet, sollte Kaffee einen interessieren. Um fachkundig beraten zu können, braucht man ein Gespür für das, was die Menschen mögen könnten, und wie viel sie bereit sind dafür zu bezahlen. 

Was der Job mit meinem Privatleben macht

Manchmal schinde ich schon Eindruck mit Latte-Art. Wenn ich Besuch habe, soll es ja schön aussehen. Und mein Geschmack hat sich deutlich verändert. Früher brauchte ich meinen Espresso italienisch: kräftig und dunkel. Das finde ich zwar immer noch nice, wenn er gut ist und die richtige Cremigkeit hat. Aber die Siebträgermaschine nutze ich nur noch jeden zweiten Tag, wenn ich mit meiner Freundin mal einen Espresso oder Cappuccino zusammen trinke, oder wenn Besuch da ist. Allein trinke ich lieber Filterkaffee. Bei Filterkaffe kann ich mit jedem Mal Trinken etwas Neues entdecken. Je nachdem, wie du ihn machst, wie lange er steht, wie viele Sekunden das Wasser durch den Filter gelaufen ist, hat man eine andere Erfahrung. Die verschiedenen Geschmacksnoten kommen einfach besser raus. Der atmet und verändert sich noch, während man ihn trinkt. Damit zu experimentieren, finde ich spannend. Den Filterkaffee bereite ich mit einem Papierfilter in einem Handfilter zu.  

Ich probiere mich auch gerne in anderen Cafés durch. Dort frage ich immer, was die Mitarbeitenden empfehlen. Dann merkt man direkt, ob die Leute auch Ahnung oder ein Interesse an dem Thema haben. Das ist für mich auch ein Qualitätsmerkmal. 

Welche Fragen ich auf Partys gestellt bekomme

Die einzige Frage ist meistens: “Kannst du auch so Bildchen malen?” Dann erzähle ich von Latte-Art und niemand versteht, was ich da rede, weil ich so ein Nerd bin. Aber die Leute finden es meistens irgendwie cool. Mehr Fragen braucht es dann auch nicht, weil ich von selbst anfange, die Leute zuzutexten. Das Thema nimmt mich einfach mit.  

Was mir an dem Job gefällt

Ich liebe es, Kaffee zu machen. Dabei habe ich am meisten Spaß. Im Café funktioniert alles perfekt: Die Mühle malt genau die richtige Menge Kaffee, die Träger sind genau eingestellt und es läuft die exakte Menge Wasser mit dem immer gleichen Druck durch den Kaffee.  

Vorstellung vs. Realität

Kleine Röstereien und die Leute dort sind so ein Hipster-Klischee: Fischermütze, Second-Hand Cargo-Hose, natürlich tätowiert und gepierced. Klar, diese Menschen zieht das auch an. Da will ich mich gar nicht ausschließen. Insgesamt verbindet die Leute hier aber vor allem guter Kaffee, Nachhaltigkeit und Transparenz. Einmal im Jahr geben wir einen Bericht heraus, indem wir präzise angeben, was wir wo zu welchem Preis kaufen. In Serien wirkt der Job eines Baristas immer ziemlich entspannt. In Wirklichkeit ist es Stress pur. An meinem ersten Tag an der Maschine musste ich einen Kollegen bitten zu übernehmen, weil ich nicht schnell genug war. 

Das verdient man als Barista

Als Minijobber verdiene ich Mindestlohn. Dadurch bin ich flexibel und ich kann meine Arbeit gut mit meinem Studium kombinieren. Am Ende des Monats lande ich bei etwa 500 Euro Gehalt. Dazu kommen im Durchschnitt 160 bis 180 Euro Trinkgeld. Wir sind ein bargeldloses Café, sodass fast alle Kund:innen die Vorauswahl mit zehn Prozent Trinkgeld auf dem Kartenlesegerät auswählen. Im Café Vollzeit zu arbeiten, wäre für mich zu anstrengend. Aber in einer Rösterei neue Bohnen zu probieren, zu überlegen, wie man sie am besten rösten könnte, und mich den ganzen Tag mit Kaffee zu beschäftigen, das würde mir schon gefallen.  

Wie man Kaffee auf keinen Fall trinken sollte

Finger weg vom Billigkaffee. Für den plätten Maschinen Urwald und ernten Massen an schlechten Bohnen. Menschen und Natur werden ausgebeutet. Das Endergebnis ist kein gutes Erlebnis, außer dass man Koffein abkriegt. Wenn man es sich leisten kann, sollte man sich also ruhig gute Bohnen gönnen. Für den Anfang hilft es, sich an Rezepte zu halten: Also die Bohnen abwiegen, mahlen und die Menge des Wassers und die Durchlaufzeit kontrollieren. Aber am Ende gilt: Jede:r so, wie er:sie will. 

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