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Gehalt: Was verdient ein Stuckateur
Für jemanden, der bis nach seinem Abitur nicht wirklich etwas über den Beruf wusste, legt Nikolas Koch eine steile Karriere als Stuckateur hin. Erst im April hat er seinen Meister gemacht, im kommenden Jahr soll er den Betrieb seines Chefs in Nordrhein-Westfalen übernehmen.
Was ich als Stuckateur mache
„Die Bezeichnung Stuckateur kommt von Stuckarbeiten, also dem Gestalten von Verzierungen und Bauelementen aus Gips. Das Handwerk ist sehr alt, schon im Mittelalter gab es Stuckateure. Mit der Zeit hat sich das zu einer hohen Kunst entwickelt. In vielen Schlössern und Adelshäusern kann man heute noch prunkvolle Stuckelemente bewundern, Figuren und Pflanzenornamente. Mit der Zeit ist das aber aus der Mode gekommen. Heute kennen die meisten Leute Stuck aus Altbauten, die typischen Deckenleisten zum Beispiel.
Als Stuckateure stellen wir die Stuckelemente entweder direkt an der Baustelle her oder in unserem Betrieb. Man nennt das ‚Stuck ziehen‘. Meistens schichtet man den Gips in flüssiger Form auf einem Tisch auf und zieht dann einen entsprechend gestalteten Schlitten darüber, um ihn in die gewünschte Form zu bringen. Es gibt für größere Stücke auch Gussformen und für filigranere feines Werkzeug.
Stuckarbeiten sind aber nur ein Teil des Berufs, in meinem Fall sogar ein kleinerer. In meinem Betrieb verputzen wir vor allem Häuser von innen und außen, außerdem bieten wir Wärmedämmung an. Ich sage immer: Wir geben Häusern ein Gesicht. Das ist es auch, was ich an dem Job so schätze. Es ist eine ehrliche Arbeit. Man sieht am Ende, was man getan hat.“
Wie ich zu dem Job kam
„Das war fast Zufall! Ich hatte nach meinem Abitur 2017 ehrlich gesagt gar keine Ahnung, was ich machen will, geschweige denn, was ein Stuckateur wirklich ist. Ein Mitschüler und Kumpel von mir meinte dann, sein Vater könne im Betrieb immer Hilfe gebrauchen. Ich habe angefangen, dort als Bauhilfe zu jobben, und gemerkt: Das will ich machen. Ich bin bis heute dort und übernehme Anfang des kommenden Jahres sogar den Betrieb.
Das klingt schnell, aber ich habe auch Gas gegeben. Stuckateur ist ein Ausbildungsberuf, man muss drei Jahre lang lernen, bevor man sich Stuckateur nennen darf. Jedenfalls in der Regel. Unter Umständen lässt sich die Ausbildung auch verkürzen, zum Beispiel, wenn man Abitur macht. Ich habe nach zweieinhalb Jahren meine Gesellenprüfung abgelegt. Dafür habe ich einen theoretischen Test bestanden und ein sogenanntes Gesellenstück angefertigt.
Ich habe mich ziemlich gut angestellt, wenn ich das so sagen darf. Dadurch durfte ich gleich den Meister dranhängen und habe sogar ein Stipendium bekommen. Den Meister zu machen kann nämlich ganz schön teuer werden. Da kommen gerne mal 10 000 Euro zusammen. Aber als Meister kann man viel anspruchsvollere Arbeiten übernehmen und sich selbstständig machen oder eben einen Betrieb leiten.“
Wie mein Arbeitsalltag aussieht
„Im Sommer geht es um 7 Uhr los, im Winter um 7:30 Uhr. In der Regel treffen wir uns erstmal vor unserem Lager und verteilen die Aufgaben für den Tag beziehungsweise klären, wer wann zu welcher Baustelle muss. Dann ent- und beladen wir unsere Transporter mit Werkzeug und Material und fahren los. Auf wie vielen Baustellen man am Tag arbeitet, hängt vom Umfang der jeweiligen Arbeit dort ab. Und ein Teil unserer Arbeit ist es auch, zu warten. Es gilt die Faustregel: Pro Millimeter aufgetragenem Putz einen Tag trocknen lassen.
Es gibt zwei Pausen am Tag, gegen 9 Uhr eine Viertelstunde zum Frühstück und um 12:30 Uhr eine halbe Stunde Mittag. Wir schauen zu, dass wir pünktlich gegen 16:30 Uhr Feierabend machen. Meistens wieder gemeinsam vor dem Lager. Aber wenn jemand mal direkt von der Baustelle nach Hause muss, ist das auch okay.“
Was der Job mit meinem Privatleben macht
„Man geht mit ganz anderen Augen durch die Stadt. Ich weiß ja, wie viel Arbeit dahintersteckt, wenn ich an einer Kirche mit aufwendigen Stuckarbeiten vorbeigehe. Und man kann manchmal ganz beiläufig mit der eigenen Arbeit angeben. Wenn man an einem Haus vorbeiläuft, an dem man mitgearbeitet hat. Das erfüllt einen schon mit Stolz.“
Welche Fragen ich auf Partys gestellt bekomme
„‚Kannst du mal eben?‘ Gemeint ist: dieses angucken oder jenes machen. Plötzlich haben alle irgendwas, wenn ich erzähle, was ich beruflich mache. So geht das natürlich nicht. Aber ich freue mich, Leuten mein Handwerk zu erklären.“
Welche Eigenschaften ich für den Job brauche
„Man sollte handwerklich begabt sein, kreativ und aufgeschlossen. Es gibt eine Menge Weiterbildungsmöglichkeiten in dem Berufsfeld und von denen sollte man Gebrauch machen. Sonst sticht man nicht heraus. Und man muss gewillt sein zu schuften. Der Job ist anstrengend, auch körperlich.“
Vorstellung vs. Realität
„Eigentlich hatte ich nie eine Vorstellung davon, wie es ist, als Stuckateur zu arbeiten. Ich wusste ja zuerst nichts über den Beruf und dann habe ich sehr schnell gesehen, was damit einhergeht, als ich als Bauhilfe gearbeitet habe. Nur dass die eigentliche Stuckarbeit während der Ausbildung eine weitaus größere Rolle gespielt hat als jetzt, im Beruf, war vielleicht eine Überraschung.“
Killt Minimalismus das Stuckateurwesen?
„Überhaupt nicht! Ich finde klassische, prunkvolle Stuckelemente zwar beeindruckend und auch Altbau finde ich schön. Aber man muss mit der Zeit gehen. Und Stuckarbeit ist auch in Neubauten sehr wohl gefragt. Mein Meisterstück war ein Stuckelement für indirektes Licht durch LEDs. Damit kann man großen Einfluss auf die Wirkung eines Raumes nehmen.“
Wie verändert die Digitalisierung den Job?
„3-D-Modellierung und automatisierte Fertigung sind jetzt schon Teil der Ausbildung und haben auf jeden Fall ihre Berechtigung. Aber ich schätze die Handarbeit.“
Wie viel ich verdiene
„Ich verdiene als Meister ungefähr 5000 Euro brutto. Das ist leicht über dem Durchschnitt. Wie viel man genau verdient, hat auch damit zu tun, welche Aufgaben man übernimmt. Wie viele und wie anspruchsvoll sie sind. Als Geselle verdient man ungefähr zwischen 3600 und 3800 Euro brutto.“