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Bis zu 5000 Euro brutto für den Popstar – pro Auftritt

Sabrina wurde von ihrem Manager entdeckt, als sie mal spontan in einer Bar in Kampala gesungen hat.
Foto: Privat, Bearbeitung: jetzt

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Wie man Popstar wird 

Mir war schon immer klar: Sollte ich mal die Chance haben, Musikerin zu werden, dann ergreife ich sie. Dass es so schnell klappt, damit habe ich nicht gerechnet. Aber dann kam nach dem Abi mein Freiwilliges Soziales Jahr in Rwanda. Von dort bin ich immer wieder in das Nachbarland Uganda gefahren. In der Hauptstadt Kampala habe ich einmal spontan in einer Bar gesungen – und mein heutiger Manager sprach mich an. Als ich 2015, also ein Jahr später, erneut zu Besuch im Land war, haben wir zusammen das Lied „Mumulete“ in der Landessprache Luganda aufgenommen. Anfangs war das Ganze für mich nur ein spannendes Projekt. Doch mit der Zeit wurde ich immer erfolgreicher. Ich wurde zu Radiosendern eingeladen und für Konzerte gebucht. Auf einem Stadionkonzert in Kampala sang ich vor 50 000 Zuschauern. Ich wusste, dass ich hauptberuflich Musikerin sein kann, als ich meine Tage mit nichts anderem mehr verbrachte und die Musik meine Rechnungen bezahlt hat. 

Wie der Arbeitsalltag aussieht 

Zu meinem Beruf gehört eine ganze Menge. Vor Corona habe ich für den Job auch in Uganda gelebt. Dort habe ich die meiste Zeit bei meinem Record Label verbracht. Meistens war ich im Studio mit Produzenten, wir haben Lieder geschrieben, produziert oder einfach nur ein bisschen rumprobiert. Ich hatte außerdem regelmäßig Bandproben, Auftritte und reguläre Gigs in einer Open-Air Bar in Kampala. Ich habe mich mit meinem Team ausgetauscht, meine Musikvideos geplant, habe Kostüme designt und an Choreographien gearbeitet. Hin und wieder habe ich meine Musikvideos sogar selbst geschnitten. Außerdem musste ich mich um meinen Social-Media-Auftritt kümmern und Medienanfragen beantworten.

Was die Pandemie verändert hat

Durch die Pandemie hat sich alles verändert. Ich habe keine Auftritte mehr, bin vorerst wieder zurück nach Deutschland gezogen. Da ich nicht so gern virtuell unterwegs bin, habe ich im Gegensatz zu anderen Künstlern keine virtuellen Konzerte gegeben. Stattdessen habe ich viele Sachen ausprobiert, mehr Gitarre gespielt und gesungen und versucht, meine ersten Lieder auf Deutsch zu schreiben. Ich habe noch immer laufende Einnahmen von meiner Musik, die reichen in Deutschland aber nicht, um mich zu finanzieren. Deswegen habe ich im vergangenen Jahr in einer Mutter-Kind-Wohngruppe in Deutschland gearbeitet.

Was der Job mit dem Privatleben macht

Ich bin froh, dass ich schon viel Zeit in Uganda verbracht hatte, bevor ich Deena wurde. So habe ich Kontakte und Freundschaften von vorher. Denn durch meinen Job ist es für mich in Uganda schwieriger geworden, neue Leute kennenzulernen. Viele Leute sehen mich eher als Artist Deena und nicht als Sabrina. Dabei wünsche mir Freundschaften, bei denen man sich auf Augenhöhe begegnet. In Kampala erkannten mich oft Leute, sie sprachen mich an oder riefen mir hinterher. Das war mitunter anstrengend und ich bin nicht mehr so häufig in die Stadtmitte gegangen, weil ich besonders dort häufig erkannt wurde. In Deutschland ist das anders. Selten erkennt mich mal eine Person in Berlin.

Vorstellung vs. Realität 

Früher dachte ich, dass man als Musikerin mehr Zeit mit der Musik verbringen würde. Doch einen Großteil meiner Zeit verbringe ich mit Marketing, Social Media, in Interviews. Häufig wünsche ich mir, der Fokus würde stärker auf der Musik und Live-Performances liegen – und weniger auf meiner Person.

Als weiße Frau erfolgreich in Uganda

Ich trete als weiße Frau in Uganda auf und singe auf der Landessprache Luganda. Ich habe mich deshalb oft gefragt: Bin ich nur erfolgreich, weil ich weiß und privilegiert bin? Ich wusste außerdem lange nicht, ob es in Ordnung ist, was ich mache. Für mich zählt bei diesen Fragen vor allem: Was sagen die Menschen in Uganda? Wollen sie nicht, dass ich ihre Kultur in meiner Musik benutze? Auf ihrer Landessprache singe? Doch die Menschen vor Ort haben meine Musik total angenommen, sich über mein Interesse und meinen Umgang mit ihrer Kultur gefreut. Außerdem gestalte ich die Kunstfigur Deena nicht alleine. Die Menschen, die meine Kostüme entwerfen, meine Fotoshoots planen und mich stylen sind alle in Uganda aufgewachsen und Schwarz. Auch mein Produzent kommt aus Uganda. Gemeinsam erschaffen wir meine Musik und mich als Künstlerin. 

Welche Eigenschaften man braucht

Man braucht Selbstsicherheit, weil es viele Leute gibt, die einen bei seiner Musik beeinflussen möchten, jeder findet in der Musik unterschiedliche Dinge gut. Deswegen ist es wichtig zu wissen, was man selbst als Künstlerin erreichen möchte. Man braucht auch ein gewisses Feingefühl im Umgang mit Menschen, damit man höflich und freundlich mit seinen Mitmenschen und seinem Team umgehen kann, aber trotzdem sagt, was einen stört. Loyalität finde ich vor allem für die Zusammenarbeit im Team wichtig. Mir ist wichtig, dass ich gut mit meinem Management arbeiten kann, dass zwischen uns eine Vertrauensbasis existiert. 

Welche Frage man auf Partys gestellt bekommt 

Auf Partys in Deutschland versuche ich mich nicht als Musikerin in Uganda vorzustellen. Wenn ich es doch erzähle, folgt sonst meist eine lange Reihe an Fragen und die Gespräche drehen sich dann häufig darum, wie ich zum Afropop und meinem Erfolg in Uganda gekommen bin. Das finde ich manchmal anstrengend, weil ich immer wieder die gleichen Fragen beantworten muss. 

Das Gehalt 

Mit meiner Musik habe ich für ein großes Event schon einmal bis zu 5000 Euro verdient. Für Uganda ist das sehr viel Geld, die Lebenshaltungskosten sind deutlich niedriger als in Deutschland. Doch durch Corona fällt ein Großteil dieser Einnahmen weg, jetzt verdiene ich durch meine Musik nur noch kleine Beträge über Spotify-Streams, über die GEMA bekomme ich quartalsweise immer wieder Geld, wenn meine Musik im Radio gespielt wird oder Interviews aus Mediatheken angesehen werden. Das sind jedoch momentan nur zwischen 100 und 500 Euro im Quartal. Ob ich nach der Pandemie wieder hauptberuflich als Musikerin arbeiten will, weiß ich noch nicht. Ich habe einige musikalische Projekte und gehe da wie vor fast zehn Jahren in Uganda einfach mit dem Flow. 

Deena hat eine Playlist mit ihren liebsten Songs von ugandischen Afropop-Musiker*innen erstellt: 

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