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Etwa 2750 Euro brutto für die freiberufliche Spieleautorin

Katrin liebt ihren Job als Spieleautorin. Einen Nachteil hat er trotzdem: „Wenn ich abends mit Freund:innen oder der Familie meine Spiele teste, ist es für sie Freizeit, für mich Arbeit.“
Foto: Chris Fugel / Bearbeitung: jetzt

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Was Spieleautor:innen machen

Ich entwickle ausgehend von einer Idee, einem Gefühl oder einer alltäglichen Beobachtung – wie zum Beispiel dem Muster in einem Fliesenboden – ein fertiges Spiel. Dazu gehört neben dem Material auch die Anleitung. Nur das Layout ist immer Verlagssache.

Die meiste Arbeit findet im Kopf statt. Aber ich habe auch ein kleines Schubladensystem mit verschiedenen Spielfiguren und Würfeln, damit ich meine Ideen jederzeit ausprobieren kann. Wenn ich Material brauche, bastle ich es selbst: Am Computer erstelle ich Grafiken und Karten, besondere Spielfiguren drucke ich mit meinem 3D-Drucker. Danach teste ich das Spiel mit Freund:innen und der Familie. Manchmal funktioniert es schon sehr gut, manchmal noch gar nicht. Dann muss ich nachjustieren.

Für eines meiner Escape-Spiele bin ich etwa zwei Monate beschäftigt. Aber ich arbeite immer an mehreren Projekten gleichzeitig. Zum einen sind das Auftragsarbeiten mit festen Vorgaben zum Material, dem Thema, der Dauer, der

Spieler:innenanzahl und dem Alter. Zum anderen überlege ich mir Spiele komplett frei und schicke sie zum Ausprobieren an verschiedene Verlage. Im Idealfall bringen diese meine Spiele dann auf den Markt. Vor der Pandemie gab es auch Messen, auf denen ich Verleger:innen meine Spiele vorgestellt habe.

Wie der Arbeitsalltag aussieht

Der große Vorteil meiner Freiberuflichkeit ist, dass ich meine Zeit selbst einteilen kann. Manchmal nehme ich mir unter der Woche einen halben Tag frei; dafür beantworte ich abends oder am Wochenende meine E-Mails. Oft sieht es gar nicht so aus, als würde ich arbeiten, weil ich beim Spazierengehen oder Kochen meine Ideen im Kopf ausarbeite. Aber unterm Strich arbeite ich 40 Stunden pro Woche. Ein großer Nachteil meines Berufs ist, dass ich gerade während der Pandemie sehr einsam bin. Ich arbeite meist allein von zu Hause aus und habe keine Kolleg:innen, die ich regelmäßig treffe.

Was das mit dem Privatleben macht

Die Grenze zwischen Berufs- und Privatleben ist leider manchmal schwer zu ziehen. Wenn ich abends mit Freund:innen oder der Familie meine Spiele teste, ist es für sie Freizeit, für mich Arbeit. Deswegen versuche ich mir bewusst Auszeiten zu nehmen. Das funktioniert nicht immer, denn mein Kopf arbeitet oft weiter. Dagegen hilft Sport unglaublich gut. Zwar machen mir Rätsel viel Spaß, aber da ich mich ständig beruflich mit ihnen beschäftige, rätsle ich in meiner Freizeit nicht mehr ganz so gern wie früher.

Wie ich Spieleautorin geworden bin

Ich habe immer schon gern Spiele gespielt – egal ob Brett-, Karten-, Computer- oder Konsolenspiele. In der Schule haben wir in den Pausen oft auch Mario Kart gezockt. Dann habe ich erst einmal Skandinavistik in München studiert. Bei meinem Auslandssemester in der schwedischen Stadt Lund habe ich im Wohnheim das erste Mal ein komplexes Rollenbrettspiel gespielt. Das hat mich sehr fasziniert, weil es mir wirklich eine eigene Welt eröffnet hat. Zurück in Deutschland habe ich mein Studium beendet und zunächst viele Bewerbungen geschrieben; leider mit wenig Erfolg. Da ich schon als Kind gern mit Grafikprogrammen gespielt habe, habe ich deshalb auf Grafikdesign umgeschult und parallel gearbeitet.

Von einem Tag auf den anderen kam 2017 meine erste Spielidee. Ich bin morgens aufgestanden, habe sie ausgearbeitet und gemerkt, dass sie funktioniert. Ziemlich früh wollte ich wissen, ob das Spieleentwickeln für mich berufliche Perspektive hat. Mit meinem zweiten und dritten Spiel habe ich mich dann auf ein Stipendium beworben. Ich habe es knapp nicht gewonnen, aber viel positives Feedback von langjährigen Spieleautor:innen bekommen. Bei dem Göttinger Spieleautoren-Treffen, der größten Veranstaltung für Spieleautor:innen in Deutschland, konnte ich durch die Stipendiennominierung auch erste Kontakte mit Verleger:innen knüpfen.

2019 erschien dann mein erstes Spiel. Per E-Mail wurde ich von einem Verlag kontaktiert, der auf mich aufmerksam wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bereits mehrere Spiele entwickelt, aber noch keines veröffentlicht. Daher hatte ich auch ein bisschen Angst, zu versagen. Aber als ich mein fertiges Spiel in den Händen hielt, war es ein großartiges Gefühl. Seither mache ich beruflich nichts anderes mehr und wurde diesen Juni sogar in die Vorstandschaft der Spiele-Autoren-Zunft gewählt. Das ist ein eingetragener Verein, der vor allem in Deutschland, aber auch internationale Mitglieder hat, ihre Interessen vertritt und rechtlichen Beistand bietet.

Welche Eigenschaften Spieleautor:innen brauchen

Natürlich müssen Spieleautor:innen kreativ sein. Ausdauer hilft, weil es mehrere Jahre dauern kann, bis ein Spiel von einem Verlag angenommen wird. Man muss mit Rückschlägen umgehen können, denn man produziert auch viel für die Mülltonne. Ich habe oft Spiele, von denen meine Freund:innen begeistert sind – aber kein Verlag will sie veröffentlichen. Außerdem sollte man seine Arbeit kritisch hinterfragen können, um Schwachstellen im Spiel zu erkennen, und Kritik von anderen konstruktiv umsetzen. Wie reagieren die Spieler:innen? Langweilen sie sich? Werden sie vielleicht abgelenkt? Damit am Ende alle Spaß an einem Spiel haben, ist natürlich auch psychologisches Gespür sehr wichtig.

Was man macht, wenn eine Spielidee hakt

Da gibt es verschiedene Möglichkeiten: Ich habe einen sehr guten Freund, der meine Spiele oft ausprobiert und mir immer gutes Feedback geben kann. Manchmal ist es aber auch am besten, das Spiel in eine Schublade zu sperren und ein paar Monate liegen zu lassen. Spiele sind in dem Fall wie Käse, der reifen muss. Wenn man das Spiel wieder rausholt, hat man einen anderen Blick darauf und sieht oft, was das Problem war.

Was ich auf Partys immer gefragt werde

Wenn ich erzähle, dass ich Spieleautorin bin, stoße ich meistens auf große Begeisterung. Und dann kommen sehr viele Fragen: Welche Spiele entwickelst du? Wo nimmst du die ganzen Ideen her? Kannst du davon leben? Wie findest du dieses oder jenes Spiel? Die Leute erwarten, dass ich alle Spiele kenne, die gerade auf dem Markt sind. Aber das ist unmöglich, weil jedes Jahr etwa 1500 neue Spiele erscheinen. Oft wollen sie auch ein Spiel von mir ausprobieren, das noch nicht veröffentlicht ist. Solche Testrunden nutze ich immer gern, bloß muss man ein bisschen aufpassen: Denn in seltenen Fällen gibt es Leute, die wollen am Gewinn beteiligt werden, sobald sie einen konstruktiven Vorschlag machen.

Wie viel man als Spieleautor:in verdient

Verlage rechnen nur zweimal im Jahr ab. Deswegen muss ich mir mein Einkommen gut einteilen. Vergangenes Jahr habe ich etwa 33 000 Euro brutto verdient. Wenn man das durch zwölf Monate teilt, kommt man auf etwa 2750 Euro brutto. Netto bleiben etwa 20 800 Euro pro Jahr übrig, denn als Freiberuflerin muss ich neben Steuern auch Beiträge für die Künstlersozialkasse zahlen. Bei Vertragsschluss kriege ich in der Regel einen Vorschuss vom Verlag. Wenn sich ein Spiel später sehr gut verkauft, erhalte ich fünf bis zehn Prozent seines Preises zusätzlich.

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