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Job-Kolumne: Wie viel verdient eine Saunameisterin?
Was eine Saunameisterin macht
Als Saunameisterin in einem Sport- und Freizeitbad bin ich vor allem für die Aufgüsse in den Saunen zuständig. Ich mache aber auch Massagen, beantworte E-Mail-Anfragen, zapfe an der Sauna-Bar Bier und rede mit den Gästen. Außerdem wasche ich Bademäntel, Handtücher und reinige die Sauna. Manchmal fühle ich mich deswegen ein bisschen wie eine Putzkraft.
Welche Eigenschaften man braucht
Man sollte keine Berührungsängste haben, weil es bei den Aufgüssen oft sehr eng in den Saunen ist und überall nackte Menschen sitzen. Für die Aufgüsse sollte man außerdem einigermaßen fit sein und Kraft im Oberkörper haben, um die Luft gut verwirbeln zu können. Dazu sollte man Hitze mögen. Ein bisschen medizinisches Vorwissen ist auch nützlich, aber meistens nicht Voraussetzung. Da Aufgüsse vor allem learning by doing sind, gibt es viele Quereinsteiger:innen in dem Beruf. Man darf sich als Saunameister:in für nichts zu schade sein, muss Lust auf den Job haben und sollte kommunikativ sein. Denn die eigene Einstellung wirkt sich auf die Gäste aus. Wenn man Spaß am Aufguss hat, bekommt man viel gutes Feedback.
Wie ich Saunameisterin geworden bin
Nach meinem Abitur habe ich ein Freiwilliges Soziales Jahr in einer psychosomatischen Rehaklinik und dann eine dreijährige Physiotherapie-Ausbildung in Potsdam absolviert. Die war wie ein praktisches, kleines Medizinstudium: Ich habe viel über den Bewegungsapparat, Abläufe im Körper und Behandlungsmöglichkeiten für körperlichen Erkrankungen gelernt. In verschiedenen Krankenhäusern habe ich zudem Praktika gemacht. Dabei habe ich viel Leid bei den Patient:innen miterlebt und gemerkt, dass die Arbeit als Physiotherapeut:in zeitlich streng getaktet, fast wie am Fließband ist.
Ich wollte und will Menschen aber eher präventiv helfen. Daher habe ich nach der Physiotherapie-Ausbildung einen Monat lang eine Yoga-Ausbildung in Indien gemacht und kurzzeitig in einem Fitnessstudio gejobbt. Dort habe ich Kurse und Massagen gegeben – und mich zum ersten Mal in sehr kurzen Saunaaufgüssen versucht. Eine Kundin meinte dann, ich solle mich bei der Sauna in Potsdam bewerben. So bin ich zu dem Beruf gekommen. Ein Jahr später habe ich eine zweiwöchige Weiterbildung vom Deutschen Sauna-Bund e.V. absolviert. Dort habe ich nochmal viel über die Physiologie, die Wirkung der Sauna, deren Bau, die Aromatherapie und ein paar neue Wedeltechniken gelernt.
Wie es ist, umgeben von Nackten zu arbeiten
Viele, die noch nie in der Sauna waren, sind wahrscheinlich erst einmal überfordert und wissen gar nicht, wo sie hingucken sollen und ob sie das überhaupt dürfen. Aber in der Regel gewöhnt man sich schnell daran. Durch meine Physiotherapie-Ausbildung nehme ich Körper ohnehin in ihrer Ganzheit wahr. Aber wenn jemand ein lustiges Tattoo auf dem Po trägt, schaue ich da natürlich trotzdem hin. Alles in allem habe ich auch einen besseren Bezug zu meinem eigenen Körper, weil ich nicht nur die idealtypischen Körper aus den Medien sehe. Jeder Körper ist besonders, man muss nichts verstecken.
Was die größten Herausforderungen sind
Ein Problem, das man in diesem Beruf immer wieder hat: Viele Kolleg:innen wurden schon mal sexuell von Gästen belästigt; zum Beispiel durch komische Sprüche, oder indem sie angefasst wurden. Meist wurden sie so überrumpelt, dass sie in dem Moment gar nicht darauf reagiert haben. Mir ist das zum Glück noch nie passiert. Manchmal erwischt man Besucher:innen, die miteinander intim werden. Meist löst sich das von selbst auf, sobald sie einen bemerken. Aber ab und zu muss man Gäste auch des Hauses verweisen. Außerdem bekomme ich ab und an Anrufe, ob man die Sauna für eine Orgie mieten könne. Ich reagiere darauf mittlerweile entspannt, verneine das und wünsche noch einen schönen Tag.
Nach dem Aufguss ist es außerdem oft ein bisschen stressig. Wenn die Gäste etwas zu trinken wollen, kann ich nicht erst duschen, sondern wasche mir schnell die Hände, wische den Schweiß vom Gesicht und schenke Getränke aus. Oft fällt es meinem Körper dadurch schwer, wieder runterzufahren.
Wie der Arbeitsalltag aussieht
Wir arbeiten im Schichtsystem: Es gibt Früh-, Mittel- und Spätschicht. Morgens um halb sieben muss man erst einmal ein paar Stunden allein die Saunen putzen und sie dann anstellen. Man wischt Staub, saugt den Innenbereich und die Ruheräume, guckt, ob der Außenbereich ordentlich aussieht. Bevor die Sauna öffnet, arbeiten wir zudem einen Plan ab. Der umfasst jeden Tag andere Aufgaben, zum Beispiel das Dampfbad mit saurem Reiniger schrubben. Gegen halb zehn, sobald die Mittelschicht beginnt, besprechen wir Saunameister:innen, wer welche Aufgüsse übernimmt. In der Regel gebe ich drei bis vier pro Schicht; ich kenne aber auch Saunameister:innen, die geben acht bis zehn. Das hängt von der Größe der Sauna ab, und davon, ob man neben den Aufgüssen andere Aufgaben wie Massagen übernimmt. Mal wedle ich den Gästen die warme Luft in der Sauna mit einem Handtuch, mal mit einem Fächer, einer Fahne oder einem Regenschirm zu.
Ein Aufguss dauert etwa 15 Minuten. Zuvor ziehe ich mich um und bereite sowohl Eimer mit Wasser als auch Eiskugeln vor, auf die ich Duftöl träufle. Außerdem wedle ich frische Luft in die Sauna, schalte Musik an und schaue, ob alle Saunagäste auf ihren Handtüchern sitzen. Danach kühle ich mich selbst an der frischen Luft ab, dusche mich und räume alles auf. Dreimal am Tag kontrollieren wir die Wasserwerte und messen die Temperatur in den Schwimm- und Tauchbecken. Die Spätschicht endet unter der Woche um 23 Uhr, am Wochenende um 24 Uhr. Nachdem die Sauna geschlossen wurde, muss man das Außenschwimmbecken mit einer Plane abdecken, die Duschen desinfizieren, alles sauber machen und die Saunen abstellen.
Wie viel man als Saunameisterin verdient
Ich bin für 30 Stunden pro Woche angestellt und werde nach Tarifvertrag von der Stadt Potsdam bezahlt. Im Monat bekomme ich 1922 Euro brutto plus Zuschläge für Spät-, Wochenend- und Feiertagsschichten. Mir reicht das, da ich nebenberuflich noch etwa 400 Euro brutto im Monat dazuverdiene und meine Wohnung nicht so teuer ist.
Was das mit dem Privatleben macht
Ich arbeite manchmal sechs Tage am Stück, manchmal nur zwei Tage in der Woche – natürlich auch am Wochenende. Deswegen kann ich nicht zu jeder Party gehen. Aber ich mag es auch, unter der Woche frei zu haben, weil ich dann meine Termine erledigen kann. Manchmal ist die Schichtarbeit jedoch schwierig mit meiner nebenberuflichen Tätigkeit als Yoga-Trainerin und Masseurin zu vereinbaren – gerade, wenn sich mal eine Schicht ändert. Nach der Spätschicht habe ich außerdem oft Probleme, direkt einzuschlafen.
Was ich immer gefragt werde
Oft fragen mich Leute: Ist dir das nicht zu heiß? Oder: Wie hältst du das aus? Viele Gäste wollen auch wissen, ob ich Ballett tanze, weil ich die Handtücher bei Aufgüssen immer so ein bisschen im Rhythmus wedle.