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Job-Kolumne: Wie viel verdient ein Fundraiser?
Was man als Fundraiser macht
Ich arbeite für eine Umweltschutzorganisation. Morgens fahren meine Kollegen und ich, meistens mit dem Zug, in die jeweilige Stadt. Dort sprechen wir Leute auf der Straße an. Wir bringen den Menschen Probleme wie die Verschmutzung der Meere näher. In erster Linie wollen wir die Menschen nicht von etwas überzeugen oder zu etwas überreden, sie aber informieren und die Ansichten der Organisation vermitteln. Für jeden Menschen, den ich dazugewinne, der also bei meiner Organisation Mitglied wird, bekomme ich eine Provision. Wichtig ist, dabei gut gelaunt und freundlich zu sein.
Wie man Fundraiser wird
Ursprünglich habe ich eine Ausbildung auf einer Baustelle begonnen, aber dort hat mir das Arbeitsklima überhaupt nicht gefallen. Ich habe dann im Internet nach einem Job für junge Leute gesucht, der auch Spaß macht und in dem man gut bezahlt wird. Meine Schwester hat mir dann eine Webseite mit dem Titel „Promoter/Dialoger“ geschickt, was für mich erst mal merkwürdig klang. Tatsächlich hatte ich vorher nie von diesem Job gehört. Aber ich habe mich dann selbst informiert und schnell gemerkt, dass das zu mir passen könnte.
Danach habe ich mich online beworben und bin zum Vorstellungsgespräch eingeladen worden. Dort wurde festgestellt, dass ich für den Job geeignet bin. Schon einen Tag später habe ich mit der Arbeit angefangen. Es gibt zu Beginn eine zehnstündige Schulung, in der man alles über den Fundraiser-Job lernt und die ersten praktischen Übungen macht.
Eigenschaften, die man für den Job braucht
Für den Job braucht man keinen bestimmten Schulabschluss oder andere Voraussetzungen. Wichtig ist, dass man nicht erst mit Mitte 30 beginnt. In einem gewissen Maß kommen die Menschen lieber mit jungen Leuten ins Gespräch. Ich vermute, weil sie eine lebendige Ausstrahlung auf Passanten haben und dadurch engagierter wirken. Um zu wissen, wen man ansprechen kann und wen eher nicht, sind Menschenkenntnis und Offenheit hilfreich. Ansonsten ist Struktur wichtig, weil der Dialog, mit dem wir auf Menschen zugehen und den wir dann mit ihnen eingehen, mehrere Unterpunkte hat, die man berücksichtigen sollte.
Vorstellung vs. Realität
Bevor ich mit dem Job angefangen habe, hätte ich nie gedacht, dass ich ein so offener Mensch bin, der auf viele verschiedene Personen zugeht und dabei auch noch für eine große Organisation wirbt. Das lernt man aber schnell. Bei meinen Kollegen war es ähnlich. Nach zwei oder drei Tagen war ich gut informiert über meine Organisation, und ab dann ging es auch viel leichter.
An dem Job gefällt mir jedoch nicht, dass man von Menschen häufig blöd angemacht wird. Es macht mich schon ein bisschen traurig, wenn man sich negative Sprüche oder auch mal Beleidigungen anhören muss. Aber ich habe gelernt, die Meinung anderer nicht so stark an mich heranzulassen. Es stört mich gar nicht so sehr, wie ich erwartet hätte.
Das macht der Job mit dem Privatleben
Die meisten meiner Kollegen haben keine lange Anreise, ich leider schon. Morgens und abends fahre ich mit dem Zug jeweils zwei Stunden nach Köln ins Büro. Von da aus fahren wir zusammen in die jeweilige Stadt und führen von elf bis 18 Uhr Gespräche vor Ort. Zusammen mit der Rückfahrt bin ich ungefähr 17 Stunden am Tag unterwegs. Die restliche Zeit nutze ich, um so viel Schlaf wie möglich zu bekommen. Aktuell komme ich damit zurecht. Demnächst will ich aber mit zwei Kollegen in eine WG nach Köln ziehen.
Wie viel man als Fundraiser verdient
Bei fünf Arbeitstagen pro Woche verdient man bis zu 2400 Euro brutto pro Monat. Ich arbeite manchmal weniger, also aktuell vier Tage pro Woche. Dabei verdiene ich 1100 bis 1300 Euro netto. Bald will ich aber mehr arbeiten, damit ich besser verdiene. Ansonsten bekomme ich für jeden Menschen, den ich dazugewinne, der also bei meiner Organisation Mitglied wird, eine Provision. Ich habe aber keinen Leistungsdruck oder bestimmte Ziele, die ich erreichen muss.
Diese Frage bekommt man auf Partys gestellt
Viele sagen: „Das ist gar nicht meins, in dieser Rolle sehe ich mich gar nicht“, oder: „Ich bin viel zu schüchtern, um Leute anzusprechen.“ An diesem Punkt war ich, wie gesagt, auch. Mein Rat ist dann immer: selbst ausprobieren und eigene Erfahrungen machen.