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3500 Euro brutto für den Bombensucher

Kristians offizieller Berufstitel lautet: Feuerwerker in der Kampfmittelbergung.
Foto: Privat / Bearbeitung: jetzt

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Kristians offizieller Berufstitel lautet: Feuerwerker in der Kampfmittelbergung.

Foto: Privat / Bearbeitung: jetzt

Was ein Feuerwerker in der Kampfmittelbergung macht

In Deutschland liegen noch viele Kampfmittel aus den beiden Weltkriegen unter der Erde. Insbesondere sind teilweise noch scharfe Bomben, Granaten, Munition und Kriegswaffen aus dem Zweiten Weltkrieg eine Gefahr. Als Feuerwerker in der Kampfmittelbergung ist es meine Aufgabe, diese Überbleibsel aufzufinden, bevor sie zur Gefahr werden. Auch wenn der Begriff „Feuerwerker“ mit Sprengungen assoziiert wird, ist das nicht meine Aufgabe. Unternehmen wie meines werden häufig vor einem größeren Bauvorhaben engagiert, um nach diesen potenziellen Gefahren zu suchen. Eine zentrale Aufgabe ist dabei die Kampfmittelsondierung.

Häufig gibt es aber verschiedene Auffüllungen im Boden, zum Beispiel Bauschutt. Dann wird das Sondieren etwas anspruchsvoller. Ein Bagger, an dem ein Bohrgerät befestigt ist, bohrt einige Meter tiefe Löcher in die Erde. Mit Hilfe von Kunststoffrohren, die senkrecht in den Boden geführt werden, können wir so auch in der Tiefe sehr präzise mit einer Tiefensonde nach Kampfmitteln suchen. Bei der späteren Auswertung am Computer lässt sich dann mit Sicherheit feststellen, ob da etwas potenziell Gefährliches im Boden ist oder nicht. Wenn wir ein Kampfmittel gefunden haben, entfernen wir das aber nicht selber. Ich löse dann die Meldekette zum staatlichen Kampfmittelräumdienst aus, in Hamburg ist das etwa die Feuerwehr. Was die Kampfmittel angeht ist unser Job dann getan. Im Anschluss stellen wir Flächen wieder her, die bei unserer Arbeit beschädigt wurden und entsorgen gegebenenfalls den Bauschutt.

Wie ich zu diesem Job gekommen bin

Ich habe zuerst eine Ausbildung zum Metallbauer gemacht. Danach bin ich über einen Freund in die Kampfmittelbergung gekommen. Am Anfang war ich als Helfer fest eingestellt, habe erfahrene Mitarbeiter auf den Bau begleitet und mir den Arbeitsprozess genau angeschaut. Ich habe dann meinen Sondierschein für Oberflächensondierung und Munitionskunde gemacht. Nach zwei Jahren hatte ich dann einen weiteren zwölfwöchigen Lehrgang, in dem ich zum Feuerwerker ausgebildet wurde. 

Welche Eigenschaften man als Feuerwerker in der Bombenbergung braucht

In meinem Beruf ist es besonders wichtig, dass wir nichts übersehen und wir sehr sorgfältig und genau arbeiten. Voraussetzung dafür ist nicht nur eine gute Technik und Einzelleistungen, sondern ein guter und kollegialer Umgang zwischen den Mitarbeitern. Der Zusammenhalt in unserem Team ist sehr groß. Das steigert nicht nur unsere Produktivität, sondern motiviert mich persönlich jeden Tag aufs Neue. An sich sollte man als Feuerwerker aber auch technisch einigermaßen versiert sein. Für das genaue Sondieren braucht man schließlich ein gewisses Feingefühl.

Die Herausforderung

Generell ist es immer sehr spannend, wenn Kampfmittel gefunden werden. Man weiß nicht sofort, wie groß die Gefahr ist, die von dem entsprechenden Fund ausgeht. Daher muss man immer hochkonzentriert sein und darf sich keine Fehler erlauben. Auch wenn die Kampfmittel inzwischen über 75 Jahre alt sind, ist die Gefahr, die von ihnen ausgeht, real.

Das Schwere ist nur, dass man es nicht alltäglich mit solchen Funden zu tun bekommt. Je nachdem, wie groß die Baustelle oder der zu bearbeitende Bereich ist, desto häufiger hat man auch längere Phasen, in denen man keine Kampfmittel findet. Dann besteht die Herausforderung darin, hochkonzentriert weiter zu suchen. Und das dauert manchmal mehrere Jahre lang. Hier in Hamburg beaufsichtige ich zum Beispiel seit 2013 eine Baustelle auf dem Heiligengeistfeld, also ziemlich zentral gelegen. Gleich zu Beginn unserer Arbeiten habe ich eine Bombe entdeckt, danach war mehrere Jahre nichts Großes an Bombenblindgängern aufzufinden, sondern nur diverse kleinere Munitionsteile und Kriegswaffen. Aber dann, Anfang des Jahres, habe ich dann wieder eine 250 Kilogramm schwere Bombe gefunden.

Wie viel verdienst du brutto in deinem Job?

Das variiert etwas, je nachdem wie viel ich arbeite. Meistens sind das ungefähr 3500 Euro brutto pro Monat. Wie in fast jedem anderen Job verdient man mit wachsender Erfahrung, höheren Positionen und steigendem Alter auch etwas mehr Geld.

 

Welche Frage wurde dir auf Partys (vor der Pandemie) immer gestellt?

„Ist das nicht gefährlich?“ scheint mir die Frage, die ich am häufigsten höre. Und nein, ist es eigentlich nicht. Natürlich klingt mein Job gefährlich und tatsächlich geht auch eine potentiell hohe Gefahr aus: Ich arbeite, um Kampfmittel zu finden, die einmal viele Menschen umbringen sollten. Aber deshalb arbeiten wir sehr präzise, um nichts zu übersehen oder aus Versehen scharf zu machen. Zusammen mit der Computertechnik, die uns sehr genau aufzeigt, wo etwas potenziell Gefährliches sein könnte, ist es extrem unwahrscheinlich, dass etwas passiert. Eine gewisse Gefahr besteht immer, aber der Verkehr auf dem Weg zur Arbeit ist für mich um einiges gefährlicher, als meine Arbeit selbst.

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