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Gehalt: Wie viel verdient ein Musikproduzent und DJ
Wie sieht dein Alltag als Musikproduzent, DJ und Mentor aus?
Musikproduzent und DJ sind zwei komplett unterschiedliche Bereiche. Ein DJ spielt Musik von anderen Leuten und ein Produzent macht die Musik selber, die gespielt wird. Ich produziere elektronische Musik in meinem Studio und trete mit meinem Instrumenten und Synthesizern als Live-Act in Clubs auf. Ich sehe zwar für die Leute aus wie ein DJ und bezeichne mich auch manchmal so, spiele aber nur meine eigene Musik.
Vor fünf Monaten hatte ich einen ziemlich geregelten Alltag, bin jeden Tag gegen 9.30 Uhr aufgestanden und habe sofort mit der Musikproduktion in meinem Studio losgelegt, welches direkt in meiner Wohnung in Amsterdam war. Ich habe großteils alleine gearbeitet, manchmal haben mich Leute besucht und wir haben zusammen Musik gemacht. Außerdem kamen immer mal wieder Schüler ins Studio, denen ich sozusagen als Mentor zur Seite stand und bei der eigenen Musik half.
Meine Situation hat sich geändert, weil ich in Amsterdam bei meiner Freundin gelebt habe und ich nach der Trennung ausgezogen bin. Jetzt baue ich mir ein eigenes Studio in meine Berliner Wohnung und arbeite nebenbei als privater Mentor und unterrichte werdende Produzenten in dem Musikprogramm Abelton.
Was hat sich durch Corona verändert?
Seit der Corona-Pandemie gebe ich meinen Unterricht ausschließlich online über Zoom. Das funktioniert super, weil ich jetzt nicht mehr ortsgebunden bin, sondern Schüler aus der ganzen Welt habe und viel mehr Anfragen als vorher bekomme. Wegen der Corona-Krise fällt aber leider meine Tätigkeit als Live-Act und DJ komplett weg. Ich hatte dieses Jahr einen Musik-Release bei einem großen Berliner Techno Label, aber die Auftritte, die sich dadurch ergeben hätten, kamen aufgrund des Lockdowns nicht zustande.
Wie bist du zu deinem Beruf gekommen?
Mit 16 oder 17 war ich hin und wieder DJ auf privaten Feiern und fing an, meine eigene Musik zu machen. Nach der Schule habe ich Design in Montreal und Amsterdam studiert, aber das hat mir nicht besonders gut gefallen. Vor sieben Jahren lernte ich meine jetzige Ex-Freundin kennen und konnte mich ab da komplett auf meine Musikproduktion konzentrieren, weil sie alles finanziert hat und ein Studio in ihre Wohnung baute. Das war eigentlich wie ein sehr intensives Vollzeit-Masterstudium, nur dass ich ich mir alles durch Youtube-Tutorials und Online-Foren selbst beigebracht habe. Vor zwei Jahren habe ich mit dem Unterrichten angefangen, weil ich mir auf meinem Weg selbst einen Mentor gewünscht hätte, der mich unterstützt. Zuerst habe ich das über die App Meet-Up angeboten, aber mittlerweile bekomme ich die meisten Anfragen auf Instagram.
Wie ist dein Verhältnis zu den Kolleg*innen?
Besonders durch Social Media vergleicht man sich ständig mit anderen Künstlern und sieht, was die so machen. Ich bin da aber ein bisschen privater und will nicht alles von mir preisgeben. Ich gehe zum Beispiel nicht so gerne aus, nur um mich mit Leuten anzufreunden, die mich dann eventuell buchen. Meinen Bekanntheitsgrad will ich nur über meine Musik erreichen. Das dauert etwas länger, aber das ist es mir wert.
Viele Musikproduzenten bieten seit der Corona-Krise auch Privatunterricht an, da die Haupteinnahmequelle eigentlich Auftritte in Clubs und Festivals sind und das jetzt nicht mehr funktioniert. Die Szene ist nach wie vor sehr männlich dominiert, auch wenn das intern immer wieder kritisiert wird, weil die meisten von uns für eine linke und feministische Politik stehen.
Wie viel verdienst du als Musikproduzent, DJ und Mentor?
Eine Stunde Musikunterricht kostet mittlerweile zwischen 60 und 90 Euro bei mir. Man bekommt einen vergünstigten Preis, wenn man mehrere Stunden auf einmal bucht. Mein monatliches Gehalt kann ich total schwer einschätzen, weil ich selbstständig bin und es auf die Auftragslage ankommt. Ich schätze, es sind circa 1000 Euro brutto im Monat, wovon ich das meiste spare, weil ich eine Eigentumswohnung habe und eigentlich kaum Ausgaben. Als Musikproduzent verdient man nur Geld, wenn man einen Namen hat. Ansonsten gibt man seine unveröffentlichte Musik kostenlos an DJs und muss darauf hoffen, dass diese gespielt wird. Deshalb arbeiten die meisten Produzenten selbst als DJ.
Welche Herausforderungen stellen sich dir in deinem Job?
Als Künstler oder Musiker ist da immer die Angst vor dem weißen Blatt, also dass man keine Inspiration für neue Kompositionen findet. Ich konnte mich da bisher ganz gut durchbeißen und hatte nie eine längere Krise. Ansonsten gibt es manchmal technische Probleme, die mich vor eine Herausforderung stellen. Es freut einen aber umso mehr, wenn man die irgendwann überwinden kann.
Was gefällt dir an deinem Beruf?
Mir gefällt alles: die Musik, das Unterrichten und das ständige Lernen. So wie andere malen oder Skulpturen bauen, ist die Musik meine Kunst. Es motiviert mich, mich selbst auszudrücken zu können und das mit anderen Menschen zu teilen. Ich hatte mal einen Auftritt in einem Club und da hat ein Typ seiner Freundin einen Heiratsantrag gemacht, weil sie die Musik so gut fanden. Das hat mich schon sehr gefreut.
Welche beruflichen Pläne hast du?
Ich befinde mich gerade in einer großen Veränderungsphase und es ist noch nicht ganz klar, wer ich bin oder wohin mein Weg geht. Ich würde mir aber zukünftig wünschen, mehr Aufträge für Sounddesign in Film und Werbung zu bekommen und vielleicht auch bei Kunstausstellungen mitzuwirken. Ich blicke sehr optimistisch in die Zukunft, weil die Leute immer Musik kaufen werden.
Welche Frage wird dir immer gestellt, wenn du von deinem Beruf erzählst?
Die meisten fragen mich sofort, ob ich ein DJ bin, und finden es vielleicht ein bisschen lächerlich, dass jemand nur vom Musik produzieren und auflegen lebt. Oft unterschätzen die Leute den ganzen Aufwand und die unbezahlte Arbeit, die dahintersteckt. Für mich gibt es keine Trennung von Arbeit und Freizeit, weil ich nie mit dem Musik machen aufhöre. Manchmal gebe ich am Sonntag um 23 Uhr eine Unterrichtsstunde oder produziere die ganze Nacht neue Musik.