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3668 Euro brutto für die Operationstechnische Assistentin

Foto: Privat/Bearbeitung: SZ Jetzt

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Obwohl Milena, 21, schon lange etwas im medizinischen Bereich machen wollte, hatte sie Angst, sie auf den Schnitt und das Blut während ihrer ersten Operation reagieren würde. Inzwischen ist sie als operationstechnische Assistentin (OTA) abgehärtet – und hat sogar Lieblings-OPs.

Was ich als OTA mache

„Als OTA stehst du im OP-Saal und assistierst den Ärzten bei den verschiedensten medizinischen Eingriffen, je nachdem, für welche Abteilung du dich entschieden hast. Bei Transplantationen, in der plastischen oder in der Kinderchirurgie, um ein paar Beispiele zu nennen. Ich habe mich für die Orthopädie und Traumatologie entschieden, habe also viel mit Knochenbrüchen und dergleichen zu tun.“ 

Wie mein Arbeitsalltag aussieht

„Ich arbeite im Schichtbetrieb. Wenn ich Frühdienst habe, komme ich gegen 7:30 Uhr zur Frühbesprechung. Da erfahre ich, für welchen Saal ich mit welcher Kollegin beziehungsweise welchem Kollegen eingeteilt bin – wir sind in der Regel zwei OTAs pro Operation. Außerdem werde ich über Besonderheiten der anstehenden OPs informiert, falls zum Beispiel Allergien bekannt sind, besondere Geräte oder Implantate gebraucht werden. 

Nach der Besprechung bringen wir alle Gerätschaften und Materialien, die wir für den bevorstehenden Eingriff brauchen, in unseren OP-Saal und checken, ob sie funktionieren. Als sterile Saalassistenz bereite ich meinen Instrumententisch vor, von dem aus ich dem Operateur während der OP alle Instrumente anreiche. Der Arzt steht mir dann gegenüber auf der anderen Seite des Patienten, sagt sowas wie ‚Schnitt‘ und ich muss wissen, welches Skalpell er gerade braucht.

Als unsterile Saalassistenz  bin ich auch mit im Saal, habe aber immer mindestens eine Armlänge Abstand zu den sterilen Personen. Während der OP dokumentiere ich jeden Schritt: wann der erste Schnitt gesetzt wird, welche Medikamente wir verabreichen, wie viel Kompressen, Bauchtücher, Tupfer verwendet werden. Manchmal muss ich den Saal auch verlassen, um fehlende Materialien zu holen.

Nach der OP machen wir den Patienten und die Instrumente sauber. Sobald der Patient im Aufwachraum ist, kommen die Reinigungskräfte und wir bereiten den Saal für die nächste OP vor. Im Schnitt habe ich vier OPs am Tag.

In der Frühschicht habe ich im besten Fall gegen 14 Uhr Mittagspause und um 16 Uhr Feierabend. Manchmal habe ich danach noch Rufdienst, bin also zu Hause, stehe aber auf Abruf zur Verfügung, wenn eine andere OTA krank wird oder mehrere Notfälle gleichzeitig reinkommen und zusätzliche Hilfe benötigt wird.“

Welche OPs ich besonders gerne mache

„Ich mag es, wenn immer etwas zu tun ist. Deswegen macht mir Wirbelsäulenchirurgie Spaß. Dabei stabilisieren wir die Wirbelsäule nach einem Bruch, indem wir Schrauben in die Wirbelkörper setzen und das Ganze mit Stangen verbinden. So kann sich der Wirbelkörper nicht mehr bewegen und in Ruhe heilen. Auf diese Weise können wir auch Verkrümmungen in der Wirbelsäule (Skoliose) korrigieren.  

Hüftprothesen-OPs finde ich auch gut, weil die sehr standardisiert ablaufen. Wenn man einmal drin ist, weiß man genau, was der Arzt als nächstes braucht. Er muss gar nicht mehr viel sagen, sondern braucht mir nur seine Hand hinzustrecken.“

Wie ich zu dem Job kam

„Ich habe schon immer gewusst, dass ich was im sozialen oder medizinischen Bereich machen will. Nach meinem Realschulabschluss habe ich den Job der OTA in einer Broschüre entdeckt und er hat mein Interesse geweckt. Deswegen habe ich ein Praktikum in einer Tagesklinik gemacht, wo die Patienten ambulant operiert werden. Vor der ersten OP war ich ziemlich angespannt – man weiß ja doch nicht genau, wie man auf den Schnitt und das Blut reagiert. Aber es hat mir von Anfang an getaugt. Im September 2021 habe ich am Uniklinikum in München meine Ausbildung angefangen.

Die Ausbildung dauert drei Jahre und wechselt zwischen Theorie- und Praxisphasen. Dabei durchläuft man die verschiedenen Abteilungen, von Gynäkologie über Viszeralchirurgie (Bauchraumchirurgie) bis hin zur Herzchirurgie. Außerdem hat man noch Außeneinsätze, zum Beispiel in der Endoskopie oder bei der Anästhesie. Man schaut also in alle Bereiche, mit denen man als OTA etwas zu tun haben wird. Am Ende musste ich eine praktische, eine mündliche und vier schriftliche Prüfungen ablegen. Inzwischen arbeite ich seit etwa drei Monaten als ausgelernte OTA am Uniklinikum München.“

Welche Eigenschaften ich für den Job brauche

„Man  muss flexibel sein, weil eine OP sehr schnell auch mal anders laufen kann als gedacht. Teamfähigkeit ist wichtig, man arbeitet schließlich den ganzen Tag im Team. Es gibt auch mal Situationen, in denen alle gestresst sind.  Deswegen sollte man Selbstbewusstsein mitbringen und für sich einstehen können. Außerdem muss man einfühlsam sein. Man hat mit Patienten zu tun, die Angst haben und jemanden brauchen, der ihnen Sicherheit gibt. Und natürlich muss man Blut sehen können – ob einem das taugt, kann man durch ein Praktikum schnell herausfinden.“ 

Welche Fragen ich auf Partys gestellt bekomme

 „Wenn ich erzähle, dass ich OTA bin, haben viele diesen Grey’s-Anatomy-Moment im Kopf: ‚Tupfer, bitte.‘ Aber der Job als OTA ist definitiv mehr als nur Tupfer anzureichen. Das Aufgabenfeld ist deutlich vielfältiger und auch auf emotionaler Ebene viel anspruchsvoller.“

Vorstellung vs. Realität 

„Ich habe mich vorher sehr ehrlich informiert und ja extra ein Praktikum gemacht. Von daher ist der Job schon so, wie ich ihn mir vorgestellt habe.“

Was der Job mit meinem Privatleben macht 

„Durch die Spät-, Nacht- und Wochenenddienste ist es nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu bekommen. In der Frühschicht bleibt man auch mal länger, wenn eine OP über den Feierabend hinaus andauert, im Spätdienst aber das Personal fehlt – aus Kollegialität und weil es anders nicht ginge. Da kann es manchmal schwierig werden, Freunde zu treffen. Aber es geht. Man braucht nur etwas Zeit, um seinen Weg zu finden.“

Was ich als OTA verdiene

„Mein Gehalt ist tarifvertraglich festgelegt und liegt als Einsteigerin bei 3183 Euro. Hinzu kommen Zuschläge, zum Beispiel für die Schichtarbeit oder wenn ich spontan einspringe. Am Ende lande ich bei einem Monatsbrutto von etwa 3668 Euro.“

Wie ich mit der Verantwortung umgehe

„Ich  mache mir selbst viel Druck, weil ich immer top funktionieren will – es geht schließlich um Menschenleben. Deswegen bilde ich mich ständig weiter und schaue, dass ich möglichst gut auf jede OP vorbereitet bin.

Ich habe zum Glück noch nie miterlebt, dass ein Patient es nicht aus dem OP geschafft hat. Aber wenn mir Kolleginnen oder Kollegen davon erzählten, habe ich das früher sehr nah an mich herangelassen. Mit der Zeit lernt man, die Arbeit und das Privatleben zu trennen. Man darf nicht alles mit nach Hause nehmen. 

Es gibt aber auch heute noch Momente, die mich sehr berühren. Wenn ich zum Beispiel eine Patientin in meinem Alter mit schlimmen Verletzungen habe. Oder wenn OPs nicht unter Vollnarkose vorgenommen werden, sondern die Patienten wach sind. Dann rede ich mit ihnen, lerne sie kennen – das ist schon nochmal etwas anderes.“  

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