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2900 Euro brutto für die Opern-Inspizientin

Foto: Privat/Bearbeitung: SZ Jetzt

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Lara, 29, ist mit der Oper aufgewachsen, denn ihre Eltern arbeiten ebenfalls in der Oper und so durfte sie immer wieder mit hinter die Bühne. Sie hat sich für denselben Beruf wie ihre Mutter entschieden und ist jetzt seit knapp einem Jahr Inspizientin . Bei einer Vorstellung der Kinderoper arbeitet sie im Backstage-Bereich und steuert den Ablauf per Funkgerät.

Was ich als Inspizientin mache

„Mein Beruf verbindet das Technische und Musikalische in der Oper. Während der Vorstellungen bin ich neben der Bühne, im Backstage, und gebe Kommandos an die verschiedenen Gewerke: Bühnentechnik, Requisite, Beleuchtung und Tonabteilung. Wenn etwas auf der Bühne passieren soll, kommuniziere ich mit der zuständigen Abteilung über ein Funkgerät. Falls ein Schild heruntergefahren werden soll, würde ich beispielsweise sagen: ‚Für die Technik, Achtung, für das erste Schild: Go.‘“ 

Wie mein Arbeitsalltag aussieht

„Mein Arbeitsalltag unterscheidet sich, je nachdem, ob ein Stück noch in der Probephase oder bereits in der Vorstellungsphase ist. Während der Probenphase, die einige Wochen vor der Premiere losgeht, notiere ich in meinem Notenblatt, wann etwas auf der Bühne passieren muss, damit während der Vorstellung alles glatt läuft. Während der Vorstellungszeit, also wenn die Oper bereits vor Publikum läuft, gebe ich Anweisungen an die Gewerke. Dafür lese ich in meinem Notenblatt mit und beobachte die Dirigent:in.

In der großen Oper in Köln geben mehrere Inspizient:innen an einem Abend Kommandos. In der Kinderoper arbeite ich alleine, weil die Stücke um einiges kürzer und kleiner besetzt sind. Momentan führen wir ‚Die Bremer Stadtmusikanten‘ auf, das dauert knapp mehr als eine Stunde.“

Was der Job mit meinem Privatleben macht

„Die Arbeitszeiten im Theater sind anders als bei den meisten Jobs, das bedeutet leider auch, dass ich zu ganz anderen Zeiten Feierabend habe als meine Freund:innen. Ich habe oft das Problem, dass ich keine Zeit habe, abends wegzugehen, weil ich eine Vorstellung habe. Meine Dienste sind auch unüblich aufgeteilt. Ich arbeite von 10 bis 14 Uhr und dann nochmal von 19 bis 22 Uhr. Das macht es einem manchmal schwer, sich den Tag zu organisieren.“

Wie ich zum Job gekommen bin

„Eine Ausbildung dafür gibt es in Deutschland nicht. Man muss Noten lesen können, also muss eine musikalische Grundausbildung vorhanden sein. Ich habe Klavierpädagogik studiert. Ich habe im Theater als Statistin angefangen und später habe ich als Regieassistentin gearbeitet. Erst danach habe ich mich für die Stelle als Inspizientin beworben. Falls einen der Job interessiert, kann man auch mal hospitieren. Das bedeutet, eine Art Praktikum zu machen.“

Welche Fragen ich auf Partys gestellt bekomme

„‚Was ist eine Inspizientin?‘ ist wohl die häufigste. Das muss ich fast jedes Mal erklären. Danach kommen auch gerne mal Fragen über die Oper.“

Was ich an der Arbeit in der Oper am schönsten finde

„Es ist ein zauberhaftes Arbeitsumfeld mit schöner Musik und Arbeitstagen, die jeses Mal anders aussehen. Alle in der Oper, egal aus welcher Abteilung, wissen und spüren, dass wir zusammen an einer Produktion arbeiten, um unserem Publikum am Ende etwas Schönes präsentieren zu können. Alle ziehen an einem Strang und das gibt mir ein sehr schönes und besonderes Verbundenheitsgefühl.“

Welche Eigenschaften ich für den Job brauche

„Man sollte einen kühlen Kopf bewahren können. Wenn etwas mal nicht nach Plan läuft, muss man schnelle Entscheidungen treffen können und sie klar kommunizieren. Man sollte auch proaktiv Ideen zu technischen Umsetzungen auf der Bühne einbringen und einen gewissen Grad an Musikalität mitbringen.“

Vorstellung vs. Realität

„Der Job ist genauso, wie ich ihn mir vorgestellt habe, was wohl auch daran liegt, dass ich mit der Oper aufgewachsen bin. Meine Mutter ist ebenfalls Inspizientin und ich durfte schon mit vier Jahren mit ins Backstage. Aber die Zeiteinteilung in diesem Job ist etwas ungewöhnlich. In der Endprobenphase können meine Arbeitszeiten schonmal intensiver werden und auf die 50 Stunden wöchentlich kommen. Dafür habe ich, wenn es keine Proben, sondern nur Vorstellungen gibt, viel Freizeit. Anfangs habe ich daran gezweifelt, ob ich dem Job gewappnet bin, aber diese Sorgen haben sich dann schnell gelegt.“

Wie viel ich verdiene

„Ich verdiene 2900 Euro brutto, was 100 Euro über dem Einstiegsgehalt liegt. Manchmal kommt es dazu, dass ich drei Schichten an einem Tag übernehme, wofür ich dann einen Zuschlag von einem Drittel bekomme. Abend- oder Feiertagszuschläge bekomme ich keine. Ich komme damit gut über die Runden und es reicht, um mir erstmal etwas zur Seite zu legen. Also bin ich zufrieden damit.“

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