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Fünf Streamingtipps zum Weltfrauentag
Frauen sind stärker als die Konventionen um sie herum
Seit hundert Jahren begeht ein Großteil der Welt am 8. März den Internationalen Frauentag. Auch im Jahr 2021 ist er noch immer nicht überflüssig geworden. Gerade jetzt, zu Zeiten der Corona-Pandemie, nehmen strukturelle Nachteile für Frauen wieder zu oder werden sichtbarer: Meist sind es Frauen, die zusätzliche Care-Arbeit übernehmen oder in systemrelevanten, aber schlechtbezahlten Berufen arbeiten. Gleichzeitig werden sie durch die Folgen der Pandemie auch wieder häufiger Opfer häuslicher Gewalt. Damit sind nur einige Beispiele für die Ungleichstellung genannt. Zeit, sich am Weltfrauen klarzumachen, wie vielfältig die Herausforderungen für Frauen seit Jahrzehnten sind. Aber auch, wie mutig und stark viele Frauen die Hürden bewältigen. Das zeigen unter anderem diese fünf Filme und Serien.
„Porträt einer jungen Frau in Flammen“ (2019)
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Worum geht's?
Es ist das Jahr 1770: Die Pariser Malerin Marianne (Noémie Marchant) wird für einen ungewöhnlichen Auftrag auf eine abgelegene, bretonische Insel bestellt. Sie soll Héloïse (Adèle Haenel), die Tochter einer adligen Kundin, porträtieren – ohne dass Héloïse es merkt. Das Porträt, das entstehen soll, ist nämlich für einen Héloïse völlig unbekannten Mann aus Mailand bestimmt, den sie – sofern ihn ihre „äußerlichen Reize“ überzeugen – heiraten soll. Héloïse hält allerdings nichts von den Plänen ihrer Mutter und weigert sich, Modell zu sitzen, einen Maler hat sie bereits vergrault. Marianne verrichtet ihre Arbeit also zunächst heimlich, zeichnet aus dem Gedächtnis und wurde Héloïse nur als eine Art Aufpasserin vorgestellt. Bald erzählt sie der zu Porträtierenden dann aber doch von ihrem wahren Auftrag. Gemächlich und in formschönen Bildern erzählt Autorin und Regisseurin Céline Sciamma („Tomboy“) von der wachsenden Vertrautheit zwischen den beiden Frauen, die bald zu einer tiefreichenden Liebesgeschichte heranwächst.
Was ist empowernd daran?
Beeindruckend ist nicht nur der Mut, mit dem sich die beiden auf eine Romanze einlassen, die sich gegen alle gesellschaftlichen Konventionen des 18. Jahrhunderts richtet. Im Rahmen der Möglichkeiten ihrer Zeit, widersetzen sie sich auch in anderen Formen den Anforderungen, die das Patriarchat an sie stellt. Mal in kleinen, alltäglichen Gesten – beispielsweise, wenn Marianne während der Arbeit ganz selbstverständlich ihre Pfeife raucht – mal durch Akte tiefer weiblicher Solidarität, wenn die beiden einem Dienstmädchen dabei helfen, eine ungewollte Schwangerschaft zu beenden.
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„Tuca & Bertie“ (2019)
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Worum geht's?
Tuca (Originalstimme: Tiffany Haddish) und Bertie (Originalstimme: Ali Wong) sind in der Animationsserie zwei weibliche Vögel in ihren Dreißigern, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Das Tucanweibchen Tuca ist in allen Bereichen seines Lebens flatterhaft und schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch. Singdrossel Bertie ist bodenständiger und arbeitet als Analystin bei einem Verlag. Dennoch verbindet die beiden eine tiefe Freundschaft, von der die zehnteilige Sitcom maximal schrill, bunt und laut erzählt. Zu Beginn der Handlung zieht Bertie mit ihrem Freund Speckle (Originalstimme: Steven Yeun) zusammen, was die Beziehung der Vogelfreundinnen vor ganz menschliche Probleme stellt.
Was ist daran empowernd?
Es gelingt der Serie, zwischen quirligem Humor und ernsten Themen, meist aus einer feministischen Perspektive, zu wechseln. Das verwundert nicht, denn kreiert hat die Serie Lisa Hanawalt, die schon bei „BoJack Horseman“ als Designerin und Produzentin involviert war. Die Animationsserie wurde für einen ganz ähnlichen Mix gefeiert und wie dort wird auch in „Tuca & Bertie“ spielerisch von eigentlich Aufwühlendem bis Dramatischem erzählt: Es geht um Beziehungsprobleme, Traumata und Sexismus am Arbeitsplatz. Die Treffsicherheit, mit der die Cartoon-Serie tatsächliche Probleme realer Frauen analysiert, ist beeindruckend – und die Entschiedenheit, mit der sich Tuca und Bertie gegenseitig unterstützen, um sie zu bewältigen, inspiriert für das echte Leben.
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„Niemals Selten Manchmal Immer“ (2020)
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Worum geht's?
Autumn (Sidney Flanigan) ist siebzehn Jahre alt und ungewollt schwanger. Weder kann sie sich von ihrer grundsätzlich desinteressierten Familie Unterstützung erhoffen, noch wird sie durch das örtliche, religiös-motivierte Schwangerschaftszentrum sachlich beraten. Einzig ihre Cousine Skylar (Talia Ryder) hilft ihr: Gemeinsam machen sich die beiden Frauen aus dem ländlichen Pennsylvania auf nach New York City, um dort Autumns Schwangerschaft abzubrechen. Ihre Reise wird von Drehbuchautorin und Regisseurin Eliza Hittman („Beach Rats“) langsam, unaufgeregt und mit nur wenigen Worten erzählt. Immer wieder webt Hittman Übergriffe durch Männer ein: Mal bedrängt ein Mitreisender die jungen Frauen verbal, mal entblößt sich ein anderer vor ihnen. Von Kamerafrau Hélène Louvart werden diese Zwischenfälle fast beiläufig eingefangen und als das gezeigt, was sie im Leben der jungen Frauen zu sein scheinen: traurige Alltäglichkeiten.
Was ist empowernd daran?
Zugegeben: Vieles, wovon „Niemals Selten Manchmal Immer“ erzählt, ist bedrückend. Mut macht allerdings die unerschütterliche Freundschaft zwischen Autumn und Skylar, der Zusammenhalt zwischen beiden Frauen. Außerdem werden Schwangerschaftsabbrüche im Film urteilsfrei thematisiert. Das klappt wohl auch deshalb, weil die Geschichte nicht nur über Frauen erzählt, sondern auch von ihnen erzählt wird: Die Regie, das Drehbuch, die Musik und die Kamera wurden von Frauen übernommen. Solche Entwicklungen – vor und hinter der Kamera – stimmen zuversichtlich, dass Veränderung auch in bisher männlich dominierten Branchen oder Lebensbereichen tatsächlich stattfindet.
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„Mrs. America“ (Miniserie)
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Worum geht's?
Im Mittelpunkt der neunteiligen Miniserie von Dahvi Wallers („Mad Men“) steht eine Frau, die wirklich gelebt hat: Phyllis Schlafly (Cate Blanchett), eine konservative Polit-Aktivistin der 1970er. Eigentlich ist sie auf Themen der inneren Sicherheit spezialisiert, bald wird sie allerdings von ihrem Umfeld dazu gedrängt, sich „passenderen“ Angelegenheiten zuzuwenden – also solchen Themen, die die Familie betreffen. Die US-amerikanische Frauenbewegung wird zu Schlaflys Feindbild. Sie startet eine Kampagne, die sich gegen das „Equal Rights Amendment“ (ERA) richtet – einen geplanten Verfassungszusatz, der ausdrücklich Frauenrechte schützen soll. Ein besonderer erzählerischer Kniff der Serie: Die Perspektive der erklärten Antifeministin wird in jeder Folge einer gegensätzlichen Sichtweise gegenübergestellt. Nämlich jeweils der einer der zentralen Vertreterinnen der „National Organization for Women“, die sich für den Verfassungszusatz einsetzt. Darunter Journalistin Gloria Steinem (Rose Byrne), der ersten Schwarze Präsidentschaftskandidatin Shirley Chisholm (Uzo Aduba) und Autorin Betty Friedan (Tracey Ullman).
Was ist empowernd daran?
Die Handlung wird ausschließlich von Protagonistinnen vorangetrieben – Männer braucht es dazu nicht, sie kommen höchstens am Rande vor. Darüber hinaus lernt man viel über die Ziele der feministischen Bewegung, im Hinblick auf politische Repräsentation, Gleichberechtigung beim Sex, am Arbeitsplatz oder in der Familie. Die Vehemenz, mit der sich die Feministinnen der Siebziger für sie eingesetzt haben, ist inspirierend. Trotz ihres historischen Settings ist die Miniserie übrigens bis jetzt aktuell: Das besagte ERA ist bis heute noch nicht in die Verfassung aufgenommen.
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„Mein 40-jähriges Ich“ (2020)
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Worum geht's?
Radha ist fast 40 und ihre einst vielversprechende Karriere als Theaterautorin stagniert, auch mit ihrem Liebesleben ist sie unzufrieden. Von ihrem Job als Lehrerin an einer High School im New Yorker Stadtteil Harlem kann sie zwar leben, von beruflicher Erfüllung ist sie allerdings weit entfernt. Allzu gerne würde sie wieder als Dramatikerin arbeiten, scheut aber davor zurück, sich wieder den Anforderungen, die weiße Produzent*innen und Regisseur*innen an ihre Arbeit als Schwarze Frau stellen, auszusetzen. Um ihre Geschichten für das weiße Publikum zugänglich zu machen, würde man von ihr vor allem klischeehafte Darstellungen von Schwarzen erwarten, bevorzugt im Kontext von Armut und Gewalt. Stattdessen entdeckt sie die Rap-Musik als eine Möglichkeit, um sich als Künstlerin frei auszudrücken.
Was ist daran empowernd?
Radha Blanks autobiografisch-inspiriertes Drama erzählt mit viel Humor und Hingabe die Geschichte einer Frau, die sich trotz aller Widerstände selbst treu bleibt. Dabei stellt „Mein 40-jähriges Ich“ gleich in mehrfacher Hinsicht Identitäten dar, die in der Filmbranche noch viel zu wenig Raum bekommen: Nur selten spielen Frauen mittleren Alters die Hauptrolle – noch seltener solche, die außerdem Schwarz sind und nicht den engen, toxischen Vorstellungen darüber, wie ein Frauenkörper auszusehen hat, entsprechen. Das Durchhaltevermögen mit dem Radha dafür kämpft, sich unabhängig von der Bestätigung anderer als Künstlerin zu verwirklichen, motiviert dazu, auch die eigenen Ziele konsequent zu verfolgen.
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