- • Startseite
- • Glotzen
-
•
Fake-Trailer „White Savior“ zeigt Konzept hinter „Green Book“
In der Nacht auf Montag gewann „Green Book“ den Oscar als „Bester Film“. Viele verstanden die Auszeichnung des Dramas als gesellschaftliches Statement gegen Rassismus. Schließlich geht es in dem Film um die wachsende Freundschaft zwischen dem kultivierten schwarzen Pianisten Don Shirley und seinem Chauffeur Tony Lip, einem weißen Italoamerikaner. Die beiden reisen in den Sechzigerjahren für eine Konzertreihe in den Süden der USA, Tony beschützt seinen Chef dort vor den Angriffen Weißer auf ihn.
Man kann die Geschichte also durchaus als Hommage an das freundschaftliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Hautfarbe verstehen. Man kann sie aber auch ganz anders deuten. Nämlich so, als brauche ein erfolgreicher Schwarzer am Ende doch immer einen weißen Beschützer.
Das verstanden offenbar auch der Late-Night-Show-Host Seth Meyers und sein Team so. Um auch den Zuschauern zu zeigen, dass in dem Drama eigentlich eine ganz schön absurde Botschaft steckt, drehten sie in Anspielung auf den Oscar-Preisträger einfach einen eigenen Trailer: „White Savior“. Den Film dazu gibt es zwar nicht wirklich. Aber der Trailer, der bereits vergangene Woche erschien, reicht schon aus, um das Konzept hinter „Green Book“ infrage zu stellen.
Die jetzt-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von youtube angereichert
Um deine Daten zu schützen, wurde er nicht ohne deine Zustimmung geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von youtube angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit findest du unter www.swmh-datenschutz.de/jetzt.
Dieser externe Inhalt wurde automatisch geladen, weil du dem zugestimmt hast.
Das tut schon der erste Satz im Trailer, der die beiden Protagonisten vorstellen soll: „Sehen Sie diesen Frühling die Geschichte einer Schwarzen Frau, die eine weltbekannte Wissenschaftlerin, eine außergewöhnliche Cellistin und Aktivistin wurde – und einen Mann, der weiß war, während sie all das tat.“
Parallel dazu stellt der weiße Mann der schwarzen Frau ungebeten das Mikrofon etwas niedriger ein, während sie gerade eine Rede hält. „Ihr Mikro war zu hoch“, sagt er dem Publikum. „Aber ich habe es in Ordnung gebracht. Es ist in Ordnung wegen mir.“ Dann flüstert er der Frau wie einem Schulkind aufmunternd zu: „Du machst das toll!“ Er ist ganz offensichtlich: der weiße Retter.
Der imaginäre Film dazu enthält laut dem Trailer all die Dinge, die Weiße an Rassismus in Filmen lieben würden: Die Szene in einer Bar, in der ein weißer Mensch einen schwarzen Menschen verteidigt. Oder die, in der ein Weißer mit Überraschung feststellt, dass auch Schwarze schlau sind und gute Jobs machen können. Oder die, in der Charaktere so rassistisch dargestellt werden, dass sich jeder Zuschauer erleichtert denken kann: „Puh, so rassistisch war ich nie.“ Und dann gibt es oft noch einen Schlüsselmoment, in dem Weiße behaupten, sie wüssten, was es heißt, rassistisch diskriminiert zu werden.
Nach zweieinhalb Minuten etwa wird dann verraten, wer angeblich hinter dem Film steckt: Die Macher von Dutzenden Filmen wie „Green Book“, die seit Jahrzehnten mit eben solchen Szenen und Konzepten arbeiten. Und siehe da, sie haben Erfolg damit. Denn etwas Größeres als einen Oscar für den „Besten Film“ zu bekommen, gibt es in der Branche ja bekanntlich nicht.
lath