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Ein Haus organisiert sich
Heutzutage heißt es oft, dass Ängste unsere Gesellschaft spalten. In einem Haus im Berliner Wedding haben sie die unterschiedlichsten Menschen zusammenrücken lassen und motiviert, sich ihnen entgegenzustellen. Ihr Plan: Das Haus zu kaufen, in dem sie noch zur Miete wohnen. Bevor es andere tun.
Die Gemeinschaft war zuerst da, sagen die Bewohner selbst, nicht die Angst. Beides kann man auf Zetteln im Treppenhaus finden: „Der Wedding kommt nicht, der Wedding ist schon dran!“, aber auch „Hallo, hab mir mal die Leiter ausgeliehen, falls du sie vermisst, ruf an!“ An den Balkonen Transparente: „Nie raus aus unserem Haus!“, „Herz statt Profit“. In den umliegenden Häusern haben Nachbarn rote Herzen in ihre Fenster geklebt, eine stille Solidaritätsbekundung.
Vielleicht fühlen selbst die Nachbarhäuser mit, weil die Malplaquetstraße 25 ein besonderes Haus ist: Mit einer Kneipe im Erdgeschoss, in der die Gäste auch dann noch den Lieblingsschlager der Wirtin mitsingen, wenn er schon zum dritten Mal läuft.
„Was kann mir schon geschehn?
Glaub’ mir, ich liebe das Leben.
Das Karussell wird sich weiterdreh’n,
auch wenn wir auseinandergeh’n.“
Mit einem Innenhof, in dem die Bewohner Hoffeste feiern und Flohmärkte organisieren, in denen der ganze Kiez zusammenkommt. Mit einem Treppenhaus, in dem jemand den bröckelnden Putz mit einer Sonne übermalt hat und in dem nicht die Hausordnung, sondern Kinderzeichnungen und Pappmachévögel hängen. In dem man sein Fahrrad im Innenhof nicht absperren muss.
Seit die Angst größer geworden ist, tragen die Bewohner des Hauses jeden Dienstagabend Plastikstühle und Hocker in ein gegenüberliegendes Fotostudio. Haus und Vereinstreffen von Amma 65, Am für Amsterdamer Straße, Ma für Malplaquetstraße, 65 für ihren Kiez: Wedding 65, Berlin.
Dort wuseln dann zwischen Kerzenleuchtern, Leinwänden und Weingläsern Kinder, Argumente, Akzente durch den Raum. Die Bewohner – Rentner, Studenten, Hartz-IV-Empfänger und Filmregisseure – haben sich organisiert, diskutiert, sich geeinigt und einen Verein gegründet. Und wenn es an diesem Abend im Januar nicht so schlechte Nachrichten gäbe, wäre ihr Einsatz in der Malplaquetstraße eine echte David-Goliath-Erfolgsstory. Bevor die französischstämmige Sandrine Woinzeck die eh bereits per Flurfunk herumgesprochene Hiobsbotschaft verkündet, fasst sie die Stimmung im Raum zusammen: „Es schlägt mich auf dem Moral.“
Die Davids, das sind die Mieter und Mieterinnen des Blocks. Die Angst, die sich an diesem Abend endgültig zu bestätigen scheint, begann im November des vergangenen Jahres. Unbekannte schlichen geschäftig durchs Treppenhaus, inspizierten den Zustand des Gebäudes. Hauswart Aaron und die Studentin Nora schöpften Verdacht – will man unser Haus verkaufen? Sie begannen, sich durch Immobilienportale zu klicken, auf Immobilienscout24 wurden sie fündig. Ihr Mietshaus, für 3,5 Millionen Euro. Bald stellte sich heraus, dass auch bereits ein Käufer gefunden war: Jakob Mähren, ein junger Immobilien-Investor, der seine Beiträge auf Instagram schon mal mit dem Hashtag #monopolyfürerwachsene versieht.
Neben der Angst ist hier nämlich auch der Optimismus ein Bindemittel. Und der Tatendrang.
Auf den ersten Blick könnte man ihn für einen klassischen Goliath halten – aber einen, gegen den es im rot-rot-grünen Berlin Mittel und Wege gibt. Durch das sogenannte Vorkaufsrecht lässt sich ein Kauf durch Investoren abwenden, sofern der Bezirk eine gemeinnützige Stiftung oder einen Verein mit dem Kauf des Hauses beauftragt. Im Bezirk Mitte, zu dem auch der Wedding gehört, ist das noch nie passiert. Dafür haben die Bewohner die Zusagen zweier Stiftungen in einem Hauruck-Akt in nicht einmal zwei Monaten auf die Beine gestellt, erst am Vortag wurde das von deren Seite endgültig bestätigt – was eigentlich die gute Nachricht dieses Haustreffens gewesen wäre.
Was aber nun allen auf die Moral schlägt, ist die Unterzeichnung einer sogenannten Abwendungserklärung durch den Investor. Darin verpflichtet er sich, in Vereinbarung mit dem Bezirk den Milieuschutz zu beachten, von einer Umwandlung in Eigentumswohnungen abzusehen und das Haus schonend zu modernisieren – und bekommt somit schließlich doch den Zuschlag für den Kauf. Die schlechte Nachricht an diesem Abend ist also: Die Arbeit war – zumindest was den Traum vom eigenen Haus, einer echten Alternative zur passiven Mieterschaft betrifft – umsonst.
So ganz glauben will das an diesem Januarabend noch niemand, neben der Angst ist hier nämlich auch der Optimismus ein Bindemittel. Und der Tatendrang. Am Nachmittag sind die Bewohner vor Mährens Büro am Kurfürstendamm gezogen, haben „Wir passen nicht in euer Portfolio“-Schilder hochgehalten und demonstrativ Monopoly gespielt. Mähren war allerdings nicht im Büro. Und so groß die Motivation weiterhin ist, gerade weiß niemand wirklich, was nun aus dem Vorhaben von Amma65 werden könnte.
Erste Idee von einer älteren Dame in Daunenjacke: „Können wir nicht dem Mähren das Haus wieder abkaufen?“
Ein Mann mit buntem Schal: „Wir können das jetzt doch nicht einfach akzeptieren, oder?“
Sandrine, 40: „Wir rufen ihn mal an!“
Jenny, 64: „Jawoll, alle zehn Minuten!“
Julian, 29: „Wollten wir nicht deeskalieren? Seriös auftreten?“
Jenny: „Jut, ick schreib' dem 'nen Brief!“
Aufgeben? Hilft ja auch nichts. „Wir machen weiter, schützen uns gegenseitig und sehen uns nächste Woche!“, ruft Sandrine zum Abschied. Dann tragen die Bewohner ihre Stühle zurück in ihre Wohnungen.
„Falls sie das Haus verkaufen wollen, wir hätten da eine Option!“
Erster Stock, Vorderhaus, drei Tage später. Dounia Mahoufi sitzt mit Julian Zwicker in ihrer WG-Küche, es gibt Kaffee, Zigaretten und Khaki. Beide wohnen seit vier Jahren im Haus, mögen die Gemeinschaft, die hohen Decken und das Unperfekte.
Fragt man Julian, braune Locken, sehr blaue Augen, nach dem Zustand des Hauses, sagt er: „Ich sag’s mal so: es hält. Es ist kein Haus wie jedes andere, aber gerade das mag ich.“ Klar, die Kohleheizung sei vielleicht nicht mehr ganz zeitgemäß und angeblich sei das Dach etwas undicht. Er aber mag seinen Kachelofen und ist sich sicher, dass eine behutsame Sanierung gereicht hätte. Der Verein habe sich dazu bereits von einem befreundeten Architekten beraten lassen. Überhaupt ist er der Netzwerker im Haus, er erzählt von den Kontakten zum Baustadtrat Ephraim Gothe, anderen Hausprojekten, dem Mietshäusersyndikat. Das Netzwerk und die öffentliche Aufmerksamkeit schützten das Haus vor mieterfeindlichen Maßnahmen, meint er, auch wenn es nun bereits verkauft sei.
Dounia ist weniger angetan von der neuen Sachlage. Die 29-Jährige hat gerade erst von der unterzeichneten Abwendungserklärung erfahren, da sie für ihr Studium der Kulturgeschichte in Frankfurt an der Oder war. „Das macht mich ziemlich fertig“, sagt sie und stößt den Rauch ihrer Zigarette in einem langen Seufzer aus. Julian: „Du hättest beim Haustreffen dabei sein sollen, wir hören hier ja nicht auf!“ Kurz steht die Frage im Raum, ob dieses „wir“ nach den gescheiterten Kaufplänen überhaupt noch in der gleichen Form vorhanden ist.
Lieber mal gedanklich die Zeit zurückspulen, wie fing das denn eigentlich alles an? Julian: „Aaron und ich hatten schon vor längerer Zeit die Idee, einen Verein zu gründen und uns mit möglichen Modellen zum Hauskauf zu beschäftigen. Man sieht ja, was hier im Wedding passiert, da muss man kein Hellseher sein. Ein Haus nach dem anderen wird aufgekauft. Dem wollten wir zuvorkommen, zur Hausverwaltung gehen und sagen: Falls sie das Haus verkaufen wollen, wir hätten da eine Option!"
Dazu holten sie sich Tipps vom Mietshäusersyndikat, einem Zusammenschluss von selbstorganisierten Hausprojekten. „Die haben uns dann empfohlen, erst einmal eine Aufstellung der Mietparteien zu machen“, erzählt Julian. Also klingelten sie sich durch das gesamte Haus, erzählten den 60 Mietern von ihren Plänen. „Die meisten haben – mindestens – gesagt: Macht das mal, finden wir gut!“ Auch Dounia hatte nichts gegen die Idee, war allerdings zunächst noch skeptisch: „Am Anfang dachte ich ehrlich gesagt schon: Irgendwie süß, die zwei wollen das Haus kaufen, lustige Idee. Das fühlte sich noch sehr unkonkret an, weit weg.“ Noch ein Seufzer.
Mit der Anzeige im Netz rückte das Problem von einem Tag auf den anderen näher, als ihnen lieb war. Das „Gute“: Die letzte Skepsis war verflogen. Schon bei den ersten Haustreffen seien viele Leute dabei gewesen, im Laufe der Wochen habe sich dann ein harter Kern von ungefähr 15 Leuten herausgebildet, die jede freie Minute für das Projekt geopfert hätten, erzählt Julian.
Dieser Kern unterteilte sich dann in verschiedene AGs: Öffentlichkeitsarbeit, Mietrecht, Vernetzung.
Alles unter Hochdruck – schließlich rannte den Mietern die Zeit davon, in der das Vorkaufsrecht theoretisch anwendbar gewesen wäre. „Gewissermaßen war der Druck sogar positiv, weil wir wegen ihm gar keine Zeit für Ego-Kram und Streitigkeiten hatten“, sagt Dounia „wir haben durchgehend am Limit gearbeitet.“
Zu Beginn habe sie noch gezweifelt, dass die Bewohner des Hauses in ihrer Unterschiedlichkeit überhaupt zusammenarbeiten könnten. „Wir sind ja keine linksautonome Hausbesetzergruppe, in der alle im Prinzip das Gleiche wollen, sondern ein stinknormales Mietshaus mit unterschiedlichsten Sozialisationen, Haltungen, Gehältern. Dass wir trotzdem so produktiv zusammenarbeiten können, hätte ich nicht erwartet. Für viele war das sozusagen eine gruppentherapeutische Maßnahme zur Überwindung von Stereotypen.“
Am Ende habe aber dann doch die Zeit gefehlt: „Ein halbes Jahr mehr wäre entscheidend gewesen – dann hätten wir die Zusage von den Stiftungen bereits schwarz auf weiß zur Hand gehabt, als das Haus zum Verkauf freigegeben wurde. Da hätten wir früher dran sein können, finde ich.“ Julian versucht es mit Zweckoptimismus und einem Lachen: „Ja, hätte hätte... schauen wir lieber, was jetzt passiert, oder?“. Dounia bleibt ernst: „Das sagt sich so leicht, wir sind ja jung und finden im Zweifelsfall auch woanders noch ein okayes WG-Zimmer. Gestern hat Jenny ihren Brief geschrieben, der ist schon sehr...“, sie bricht im Satz ab, diesmal stimmt Julian ins Seufzen ein, „ja, der ist absolut herzzereißend.“
(aus dem Brief an Jakob Mähren)
Tun Sie Gutes im Leben, glauben Sie mir, das ist viel wichtiger, als immer nur Geld verdienen. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir antworten würden. Alles Gute und Gesundheit wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen.
Jennifer Knopf
PS: Dafür werden Sie geliebt!
Zweiter Stock Vorderhaus: Jenny sitzt an ihrem Küchentisch, auf der Plastiktischdecke ihre Zigarettenstopfmaschine, um die sie „viele im Haus beneiden“, wie sie sagt. Mit 64 ist sie die Älteste im Haus, wohnt seit 29 Jahren hier und ein Leben lang im Wedding. „Woanders sagt man sich gerade mal ‚Guten Tag’ auf’m Gang, wenn überhaupt“, sagt sie, „Leute in meinem Alter verkriechen sich, werden misstrauisch. Hier is’ det anders und det is’ toll!“ An ihrer Dreizimmerwohnung, die sie mit ihrem Partner Jürgen teilt, liebt sie die Weitläufigkeit. Groß geworden ist sie mit ihren Eltern und der Schwester auf 42 Quadratmetern.
Gerade hat sie ihr Wohnzimmer streichen lassen, den Maler dazu hat sie über einen Gast der Kneipe im Erdgeschoss gefunden. Auf die Hoffeste freut sie sich schon Wochen vorher, auch für den Flohmarkt sucht sie „paar schöne Sachen in dem ganzen Krempel hier“ raus. Und auch von den Haustreffen hat sie noch kein einziges verpasst, sagt sie. „Ich hab gleich gesagt: Wenn ich irgendwie helfen kann, dann bin ich dabei!“
Bei so „rechtlichem Zeug“ kenne sie sich zwar nicht aus, aber Organisieren, das sei schon immer ihre Sache gewesen. Auch bei der spontanen Demonstration war sie dabei, „schweinekalt war das, haben uns alle die Zehen abgefroren.“ Aber kämpfen, sagt sie, das sei wichtig. Auf dem Gruppenfoto der Amma65-Website steht Jenny in der ersten Reihe – mit geballter Faust.
„Det haben die Politiker doch irgendwann mal zwischen Mittag und Nachtisch beschlossen: Jetze machen wir hier ma’ schön Milieuschutz.“
Sie schenkt Orangensaft nach, während sie von ihrer Sicht auf „diesen sogenannten Milieuschutz“ erzählt: „Is’n schönes Wort, aber im Prinzip kannste dir da ja den Hintern mit abwischen!“ Jenny kann sehr schnell sehr laut werden. Ihren roten Lockenpony streicht sie sich dann übermäßig oft aus der Stirn. „Ich find’s lächerlich! Det haben die Politiker doch irgendwann mal zwischen Mittag und Nachtisch beschlossen: Jetze machen wir hier ma’ schön Milieuschutz.“
Auf Jakob Mähren ist sie nicht wirklich sauer: Die Politik mache schließlich die Regeln, Geschäftsmänner ihr Geschäft. Und was ihren Brief betrifft, hat sie die Hoffnung, dass er tatsächlich etwas bewirken kann: „Solche Briefe kriegt der doch nicht alle Tage, oder?“
(Antwort der Mähren AG auf eine Anfrage von jetzt)
Der Tenor des Briefes von Frau Kopf war, dass wir das Haus „zurückgeben“ mögen. Das ist technisch und finanziell nicht mehr möglich zum jetzigen Zeitpunkt. Dieser Brief wäre besser an den Voreigentümer adressiert gewesen. Dennoch haben wir uns gefreut und freuen uns auf ein angenehmes Miteinander mit Frau Kopf.
Ein Anruf bei Julian, eine Woche später. Im Raum steht neuerdings der Verdacht, dass Jakob Mähren doch kein klassischer Goliath ist. Den Bewohnern hat er eine „Zusammenarbeit“ angeboten, eine Absprache bei den Modernisierungsmaßnahmen. Gegenüber jetzt beteuert die Jakob Mähren AG, „das Haus gerne langfristig in unserem Bestand“ halten zu wollen und den Milieuschutz zu achten. Man betreibe keine „sogenannten Luxussanierungen“ und sei an einem „fairen Miteinander“ interessiert. Hat sich nun etwa ein Immobilieninvestor vom Idealismus der Hausbewohner anstecken lassen? Ist sein Entgegenkommen ein Ergebnis ihrer Arbeit?
„Für uns sind das schon gute Neuigkeiten, wir wir gehen jetzt mit vorsichtigen Schritten in diese Kooperation“, sagt Julian. Manche haben angesichts der gescheiterten Kaufpläne ihre Unterschiedlichkeit wiederentdeckt. Wenn ein Goliath plötzlich eine Zusammenarbeit anbietet, scheint die Haltung der Davids ins Straucheln zu geraten. Einige sehen nicht länger die Chance auf ein solidarisches Wohnen in der Malplaquetstraße, könnten sich vorstellen, im Zweifelsfall in ein Hausprojekt in tatsächlicher Selbstverwaltung zu ziehen.
Julian aber setzt weiter auf Vernetzung, will sich mit anderen Mähren-Häusern zusammentun, plant Diskussionsrunden, Vorträge. „Ich kann mittlerweile stundenlang zu den Themen Mietrecht, Vorkauf und so weiter referieren. Dieses Wissen weiterzugeben, sich gegenseitig zu bilden und sichtbar zu werden – darin sehe ich jetzt unsere Aufgabe, auch und gerade weil es bei uns nicht geklappt hat.“ Sein Plan: mehr Wissen, mehr Schlagkraft und Zusammenarbeit – über den Wedding hinaus.
Ein halbes Jahr später, Spätsommer: Von der angedachten „Kooperation“ zwischen Mähren und den Bewohnern des Hauses nicht mehr viel zu spüren. Die Kommunikation zwischen Mähren und den Bewohnern bestehe gerade hauptsächlich aus Drohgebaren und Unterlassungserklärungen der neuen Eigentümer, erzählt Dounia am Telefon. Mähren selbst habe sich aus dem Dialog zurückgezogen und auf die neue Hausverwaltung verwiesen, die von nun an Ansprechpartner sei.
Nur wenige Wochen nach dem Gespräch mit Mähren, in dem eine Absprache über Sanierungsmaßnahmen verabredet wurde, standen plötzlich Maler im Gang des Hauses. Der Eingang des Hauses blitzt nun in sterilem Weiß. „Das kam mir vor wie eine Machtdemonstration“, sagt Dounia. Früher oder später ist der Eingang wieder mit Tags versehen – was sich im Wedding auch gar nicht verhindern lässt. „Dann kommen die Maler zurück, lustigerweise immer kurz bevor die Hausverwaltung jemandem das Haus zeigt“, sagt Dounia. Das Hoffest eine zehnjährige Tradition – wurde in diesem Jahr untersagt. Die Bewohner verlegten das Fest kurzerhand auf die Straße, als angemeldete Demonstration unter dem Namen „Das verbotene Hoffest“.
Die Vernetzung mit anderen Betroffenen allerdings geht weiter. Auch den Traum vom Kauf des Hauses wollen die Bewohner noch nicht aufgeben – und stellen fest, dass die öffentliche Unterstützung wächst. Denn obwohl das Haus in der Malplaquetstraße ein ganz besonderes ist: In ganz Deutschland verbreitet sich die Erkenntnis, dass explodierende Mieten keine Naturgewalt sind. Die Angst vor steigenden Mieten, die in der Malplaquetstraße alle verbunden hat, haben laut einer aktuellen Umfrage der Caritas mittlerweile drei von vier Menschen in Deutschland. Zeit, sie ernst zu nehmen.