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Zu jung - Zu alt: Detektivgeschichten statt Volkshochschule
… für VHS-Kurse. Ich bin Musiker, Songwriter und schreibe sehr gerne auch Gedichte. Und dafür – dachte ich mir – wäre es eine gute Idee, einen Storytelling-Kurs in Starnberg zu besuchen. Doch statt angehende Romanschreiber und Poeten anzutreffen, fand ich mich dort in einer Gruppe von Senioren wieder. Die waren allerdings nicht da, weil sie nun endlich ihre Ambitionen als Buchautor verwirklichen wollten, sondern aus einem anderen Grund: Ihnen fiel nichts ein, wenn ihre Enkelkinder eine Geschichte hören wollten. Das war zwar ein sehr sympathischer Grund, schaffte aber eine etwas andere Atmosphäre, als ich erwartet hatte. Und ich habe da einfach gemerkt: Menschen in meinem Alter machen noch keine VHS-Kurse. Und wenn man darüber nachdenkt, ergibt das auch total Sinn. Junge Menschen haben natürlich auch Interesse daran, etwas Neues zu lernen, aber sie machen das in der Regel an der Uni oder im Beruf – und wenn sie es da nicht schaffen, fehlt ihnen auch sonst meistens die Zeit. Als Rentner aber kann man sich sich all dem widmen, zu dem man vorher nie kam: dem Zeichnen, einer neuen Sprache oder eben der Kunst des Geschichtenerzählens.
… für TKKG-Kassetten. Ich höre sie trotzdem immer noch, vor allem in der Küche mit meiner Freundin. Sie schneidet, ich koche und dabei hören wir die Abenteuer von Tarzan, Klößchen und Co.! Wahrscheinlich wie jedes Kind haben wir früher gerne Kassetten gehört, irgendwann ist uns aber aufgefallen, dass wir unsere Hörspiele nie weggeworfen haben. Über 50 Kassetten haben wir insgesamt bei unseren Eltern noch gefunden. Mittlerweile ist das Hören ein richtiges Ritual bei uns – und irgendwie meditativ. Zum einen versetzt es mich immer wieder ein bisschen in die Kindheit und ich fühle mich so wohl wie damals auf dem Rücksitz meiner Eltern auf der Urlaubsfahrt. Zum anderen höre ich die Geschichten heute ganz anders. Früher fanden ja alle Tarzan immer supercool, heute merkt man, dass er einerseits ein Moralapostel ist, andererseits ein ganz schöner Arsch sein kann und immer den armen dicken Klößchen disst. Und man checkt außerdem, dass es völlig unrealistisch ist, dass nie die Polizei die Bösewichte fängt, sondern ein 13-jähriger Junge – jedes Mal mit dem gleichen Judo-Move, der Verbrecher schreien lässt: "Au, mein Arm". Mit Abstand betrachtet sind wir – wenn wir mal ehrlich sind – für solche Geschichten schon zu alt. Auch wenn es mir erst richtig bewusst geworden ist, als beim Kochen einmal ein Nachbar bei uns klingelte und irritiert fragte, was wir denn da hören. Wir werden aber trotzdem weiter zum TKKG-Intro durch die Küche tanzen.