Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Zu jung – Zu alt (3)

Teile diesen Beitrag mit Anderen:



...für Für-immer-Beziehungen. Ich mag lange Beziehungen. Aber gerade mag ich es noch mehr, wenn sie vorbei sind. Man hat dann eine schöne gemeinsame Zeit hinter sich und gleichzeitig hat man eine schöne Zeit vor sich, die man ganz für sich allein hat. Du wirst nicht mehr mit der Frage begrüßt, wo denn dein Partner ist – endlich wieder eine eigene Identität. Keine Diskussionen, wer zu wessen Verwandtschaftsfeier muss. Du bist auf Feiern nicht mehr eines von diesen Pärchen, die brav nebeneinander sitzen. Er darf nichts trinken, weil sie dabei ist. Sie darf sich nicht mit anderen Kerlen unterhalten, weil er dabei ist. Und einer von beiden will immer früher nach Hause und weil man das als Pärchen eben so macht, gehen beide.  

Es gibt wieder so etwas wie Platz für Eigenheiten: Ja, ich muss manchmal fünf Outfits anprobieren, um mich dann für ein ganz anderes zu entscheiden. Das hat gefälligst niemanden zu stören. Und niemand sollte erwarten, dass man mit vollkommener Sicherheit sagt: „Das ist die Liebe meines Lebens.“ Manche in meinem Alter können sicher ziemlich gut jetzt schon „für immer“ sagen. Aber ich weiß oft noch nicht mal, wie meine nächste Woche aussieht. Für „für immer“ fühle ich mich echt noch zu jung.



Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



...für das Perverse-Wörter-Spiel. Eigentlich. Es funktioniert so: In einem Text Wörter und Wortteile markieren, die irgendwie pervers klingen. Angefangen habe ich damit in der Schule, in einer banalen Unterrichtsstunde mit einem dieser Arbeitsblätter, bei denen häufig Punkt und Komma falsch gesetzt sind und kein Mensch versteht, worum es geht. Der Klassiker ist „ei“. Viel besser sind aber die nicht so offensichtlichen Wörter. Ich kann da stundenlang drüber kichern. Ich sehe mich schon, wenn ich irgendwann einen Job in einem riesigen Unternehmen habe, das erste Mal in Kostüm und High Heels in einem Meeting sitze, wichtige Unterlagen durchblättere und laut lache. Wenn ich gefragt werde, was los ist, kreische ich: „Da steht: Achten Sie immer auf Ihre EinSTELLUNG!“ Wahahaha.

Ich kann damit einfach nicht aufhören, dabei bin ich echt aus dem Alter raus. Und ich schäme mich auch ein bisschen, dass mein Humor an diesem Punkt stehen geblieben ist. Aber bei Witzen wie „Ich komm um drei und um fünf zu dir“, kann ich mich nicht halten. Wahrscheinlich kommt aber bald mal der Punkt, an dem ich so was nicht mehr gut finde. (Vielleicht kommt er aber auch nie.)

Text: teresa-fries - Foto: Teresa Fries

  • teilen
  • schließen