Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Zu alt, um früh dran zu sein

Teile diesen Beitrag mit Anderen:



Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


. . . für jeden Besitzstand, der über Gewicht oder Lebensdauer einer HiFi-Anlage hinausgeht und eine Bindung bedeuten könnte. Keine Ahnung, warum irgendwer eine Wohnung kaufen wollen sollte, außer um dem Kampf auf dem Mietwohnungsmarkt zu entkommen. Mir macht die Aussicht, jetzt schon zu wissen, welche Tür ich in drei Jahren aufschließe, eher Angst – auch wenn es mittlerweile ein zunehmend erträglicher, wärmender Gedanke ist zu wissen, wer dahinter warten wird.

Mein wertvollster Besitz ist ein Produktdesignerbett aus Pappe, weil man es bei jedem Umzug easy zusammenfalten und in einem DHL-Karton an den nächsten Ort schicken kann.

Ich habe allgemein den Eindruck, dass man sich einer gewissen Agilität verschreiben muss, wenn man sich von Projektvertrag zu Projektvertrag hangelt. Aber vielleicht ist es auch einfach nur der angstvolle Blick über den Zaun des Mittvierziger-Nachbarn. So wie der, mit dem Staubsauger armtief im Korpus eines Mercedes’ in Nudetönen, möchte man nun wirklich nicht enden. Noch weniger Bewegung ist nämlich schon Verwesung.

>>> Warum Katharina zu alt fürs Early-Adopten ist.


Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



. . . fürs Early-Adopten. Für mich ist die Ära vorbei, in der ich alles vor allen anderen entdeckte. Früher war ich vor allem bei neuen, coolen Bands immer eine der ersten, die sie hörte. Heute nicht mehr.

Vielleicht ist es ein generelles Problem der Aufmerksamkeitsökonomie: Das Avantgarde-Dasein erfordert besonders freshe und exklusive Geheiminformationen, die man nur in nächtelangen Beutezügen durchs Internet anhäuft. Die Zeit dafür fließt bei mir mittlerweile aber eher in meinen Brotjob als in den Funfact-Generator. Ich weiß jetzt fast alles über Annotations-Tools, Presseverteiler und Netzpolitik. Aber ich habe keine Ahnung, wer eigentlich in den Charts ist, wo die coolen Kids ihre neue Musik herbekommen oder warum es ihnen so viel Aufregung wert ist, wenn dieser LeFloid jetzt auf einmal Werbung für ein Versicherungsunternehmen macht. Ich kenne nur Pink Floyd.

  • teilen
  • schließen