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Fragwürdige Filme: jetzt.de-Redakteure gestehen Kino-Peinlichkeiten

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Der Film: Gegen die Wand

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Peinlichkeit: Rebellisch sein Die Geschichte: Im Frühjahr 2004 sah ich Gegen die Wand in einer Spätvorstellung: Sibel Kekilli spielt darin die junge, wilde Deutschtürkin Sibel. Die wird von ihrer streng konservativen Einwandererfamilie in Hamburg so kurz gehalten, dass sie sich nicht anders zu befreien weiß, als sich die Pulsadern aufzuschneiden. Dann lernt sie Cahit kennen, der sich gerade langsam aber sicher zu Tode säuft. Die beiden gehen eine Scheinehe ein, Sibel stürzt sich in einen Dauerexzess, trinkt, kokst, tanzt und geht mit jedem halbwegs okayen Typen ins Bett. Währenddessen verlieben die beiden sich ineinander. Nur bringt Cahit dann einen Exliebhaber von Sibel um, die muss aus Ehrengründen vor ihrer Familie in die Türkei flüchten. Dort stürzt sie so weit ab, dass sie fast ermordet wird, Cahit kommt ins Gefängnis und überlebt nur durch seine Gedanken an Sibel. Am Schluss lieben sie sich zwar immer noch aber zusammen kommen können sie trotzdem nicht. Als ich aus dem Kino kam, schwirrte mir der Kopf und ich dachte, ich müsste jetzt sofort mehrere Flaschen Bier trinken. Plötzlich erschien mir mein wohl geordnetes Leben so traurig, so beengt, so unfrei. Ich hatte gerade angefangen, zu studieren, arbeitete fleißig vor mich hin und hatte einen Freund, der immer sehr nett zu mir war. Ich ging selten nach Mitternacht ins Bett und meine Eltern standen voll hinter mir – aber was machte ich aus all diesen Privilegien? Während die arme Sibel so viel Leben in sich rein schlang, bis sie fast erstickte, dümpelte ich vor mich hin und ließ die Welt mit ihren Abenteuern an mir vorbei ziehen. Schluss damit, fand ich und nahm mir vor, zu einem exzessiven, rücksichtlosen Rambo zu werden. Ich schlug mir die Nächte um die Ohren, kultivierte einen permanenten Kater und dachte eigentlich nur noch an mein eigenes Vergnügen. Ich aß wenig, rauchte wie ein Schlot, bekam schlechte Haut und stieß sehr viele Menschen, die mir wichtig waren, vor den Kopf. Dabei fand ich mich durchaus subversiv und frei. Andere Leute schieben ihre pubertären Gemeinheiten auf die Schlechtigkeit der Welt oder ihrer Eltern. Ich schob sie auf Fatih Akin und meinen neu entdeckten Hunger nach Leben. Bis ich eines Tages aufwachte und feststellte, dass ich mich gar nicht so mochte. Weil ich eben keine bipolare, unterdrückte Einwanderertochter war, sondern ein normales Mädchen, das sich ohne Grund ziemlich bescheuert und daneben benahm. meredith-haaf


Der Film: Kids

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Peinlichkeit: Mehr kiffen, mehr Sex Die Geschichte: Meine Pubertät war schon am Ausklingen, als ich „Kids“ 1996 zum ersten Mal sah. Ich war 17 und der Film war eine Art Signal zur Torschlusspanik des „Ist-mir-scheißegal“-Lebens zwischen 14 und 18. Mittelklasse-Kids, die in Baggy-Pants skaten, trinken, kiffen und unglaublich viel Sex haben. Nebenbei infizieren sie sich auch mit HIV. Eigentlich eine tragische Geschichte, aber die abschreckende Wirkung war in etwa so groß wie die von Bukowski-Büchern auf Besucher von Flatrate-Partys. Ich redete mir ein, dass die Unterschiede zwischen NYC und Münchner Vororten sooo groß gar nicht seien. Dann holte ich mein Skateboard wieder raus und rollte über Straßen meines 3000-Einwohnerdorfes. Außerdem beschloss ich, ab jetzt mehr zu kiffen und mehr Sex zu haben. Bis auf das Kiffen klappte keines meiner Vorhaben so richtig. An den Rollen meines Skateboards klebte immer wieder Kuhmist, die Mädchen standen auf Britpopper aus der Kollegstufe und meine Mutter lachte mich wegen meiner weiten Hosen aus. Ich gab die Schuld der Provinz. philipp-mattheis


Der Film: Sugarbaby

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Peinlichkeit: Alles in rosa Die Geschichte: Mein Schlafzimmer ist mädchenhaft. Ganz rosa. Der spezielle Grund: Marianne Sägebrecht in „Sugarbaby“. Tatsächlich der erste Spielfilm inklusive Sex, der in mein Leben trat. Von dem Plot um einen dünnen blonden Mann und die dicke verliebte Frau verstand ich wenig, denn ich war elf. Ich weiß nur doch, dass die Sägebrecht öfter mal Matratzen herumschleppte und für den dünnen Mann ein komplett rosarotes Liebesnest baute. Dort wurde es dann intim, und auch wenn ich die prekären Handlungen nur erahnen konnte, war seither klar: Das mit dem Sex und Rosa, das gehört irgendwie zusammen. Heute noch schlafe ich inmitten sanfter Beerentöne, Licht abgetönt, Rüschen, das Moskitonetz pink, ganz schlimm, ich weiß. Ich kaufe mir Bettwäsche mit Rosenmuster. Dabei bin ich noch nicht mal dick. Aber im Grunde meines Herzens ein Sugarbaby, obwohl ich den Film seither nie wieder gesehen habe und er wahrscheinlich völlig anders und vielleicht sogar ziemlich schlecht ist. eva-bader


Der Film: The Royal Tenenbaums von Wes Anderson

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Peinlichkeit: Ein T-Shirt-Kleid Die Geschichte: Natürlich der ganze Film: die Musik, die Handlung, die Schauspieler. Aber ganz besonders fasziniert haben mich die Kostüme. Ich meine dabei gar nicht so sehr die roten Trainingsanzüge von Chas Tenenbaum und seinen beiden Söhnen, sondern diesen „Old School-weiß-blau-roten-Tennisplatz“-Stil, den Richie Tenenbaum und Gwyneth Paltrow als Margot Tenenbaum trugen. Hin und weg war ich vor allem von Gwyneth Paltrow, die während des gesamten Films nichts anderes als zwei aus ihren Kindertagen stammenden T-Shirt-Kleidern von Lacoste trug. Das eine war hellblau mit weißen Streifen, das andere war orange, braun, weiß gestreift – wenn ich mich richtig erinnere. In dem Moment, in dem Gwyneth Paltrow die Szene betreten hatte, war für mich klar: So ein Kleid will ich auch. Ich ging in jeden Lacoste-Laden, der mir in die Quere kam und suchte nach diesen Kleidern. Ich fuhr sogar nach Frankreich, weil ich hoffte, dass sie dort vielleicht noch andere Modelle haben könnten als in Deutschland. Aber nichts, nada, niente. Natürlich gab es bei Lacoste T-Shirt-Kleider aus diesem typischen Lacoste-Polo-Stoff, aber keines war gestreift. Es gab sie nur in uni. Auch überall sonst suchte ich nach gestreiften T-Shirt-Kleidern und selbst meine Mutter stieg in die Suche mit ein. Sie rief für mich sogar in der Zentrale in Frankreich an, weil ich selbst mich nicht traute und mein Französisch so schlecht ist. Sie versuchte sie, glaube ich, sogar noch von dieser Marktlücke zu überzeugen, aber nach diesem Telefonat musste ich meine Träume endgültig begraben, denn bei Lacoste gab es solche Kleider definitiv nicht mehr. Aufgegeben habe ich dennoch nicht und konnte nach mehreren Jahren konsequenter Suche immerhin zwei blau-weiß gestreifte T-Shirt-Kleider und eines in grün-weiß-lila mein Eigen nennen. Ich trage sie heute noch. Und wann immer ich gestreifte Kleider sehe, bekomme ich sofort einen Kaufreflex. caroline-vonlowtzow


Der Film: The Big Lebowski

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Peinlichkeit: White Russian Die Geschichte: Es gibt im Leben eines jeden Jungen diese Phase, in der er glaubt, seinem Leben etwas Stil beimengen zu müssen. Toastbrot und Tiefkühlpizza reichen dann als Grundnahrung nicht mehr aus, frische Früchte oder exotische Spezialitäten sollen fortan nicht mehr nur satt machen, sondern auch die eigene gehoben Geisteshaltung transportieren. Am deutlichsten drückt sich dieser Wandel in der Wahl der Getränke aus: Cocktails verdrängen plötzlich das ordinäre Bier. Es gibt einen Typus Gaststätte, der nur existiert weil es Menschen (Mädchen erleben wohl Vergleichbares) in dieser Lebensphase gibt. Diese Lokalitäten zeichnen sich durch einen Hauch von Weltläufigkeit aus (es werden aufgewärmte Mexikanische Spezialitäten zu überhöhten Preisen angeboten), ständig laufen stark blondierte Mädchen mit Zigaretten-Probepackungen durchs Lokal und die Kellner langweile Speisen auf Salat, die sie allerdings anschließend mit metergroßen Pfeffermühlen aufzupeppen versuchen. Mich traf diese Lebensphase als ich den Film „The Big Lebowski“ gesehen hatte. Ein großartiger Film. Zum falschen Zeitpunkt angeschaut, birgt er jedoch zwei große Gefahren: Erstens droht die Zitatfalle, d.h. man nennt sich selbst nur „den Dude“, hält Bowling für einen Sport und fühlt sich irgendwie grundsätzlich (aber grundlos) lässig. Das ist nervig, aber nicht weiter schlimm. Richtig peinlich ist es jedoch, in genannten Lokalitäten großspurig White Russian zu bestellen. Das Getränk spielt in dem Bowler-Film eine Art Hauptrolle. Es wird ständig getrunken, ist eine Art flüssiges Kiffen – und somit vermeintlich sehr cool. Das stimmt auch für den Film, allerdings nicht für die studentische Realität Münchens, in der ich (nach dem ich den Film gesehen hatten), eine Weile lang diese Ritual vollzog: Ich schwang mich weltmännisch auf den Barhocker mit Steinfuß in einer der genannten Kneipen und bestellte mit einer ostentativen Lässigkeit bei dem Mann einen White Russian, der gerade seine metergroße Pfeffermühle weggelegt hatte. Und das alles, ohne mich auch nur eine Sekunde zu schämen. Voll peinlich, Dude. Hast du etwas Ähnliches erlebt? Erzähl davon, wir sammeln die interessantesten Kino-Sozialisations-Geschichten!

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