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YouGeHa: YouTuber setzen Zeichen gegen Fremdenhass
"YouTuber gegen Hass" (also: #YouGeHa) trägt zwar "Gegen" im Namen, steht aber "Für" etwas. Für mehr Toleranz und mehr Verständnis gegenüber anderen Kulturen und Mitmenschen. Unter dem Hashtag wollen ab heute mehrere Youtuber eine Woche lang Videos posten, "um ein Zeichen im Kleinen" zu setzen, wie Mirko Drotschmann sagt. Als "MrWissen2Go" betreibt er seit vier Jahren einen Channel, in dem er aktuelle Themen leicht verständlich vermittelt. Nun will er nicht nur Inhalte weiterleiten, sondern mit ihnen auch Zuschauer beeinflussen. Die Aktion #YouGeHa gab es im Januar 2015 schon einmal. Mehr als drei Millionen Videoaufrufe und Zehntausende Kommentare waren die Folge. Doch der Hass im Internet und auf den Straßen hat nicht abgenommen. Im Gegenteil.
jetzt: Mirko, wieso braucht's euch Youtuber jetzt noch mal?
Mirko Drotschmann: Beim ersten Mal waren vor allem die aufkommende Unterstützung für fremdenfeindliche Organisationen und generell die negative Stimmung in der Gesellschaft unser Anlass, ein Zeichen setzen zu wollen. Als Youtuber erreichen wir einfach junge Menschen, die eher nicht klassische Medien nutzen, Menschen, bei denen oft Unwissenheit und Zweifel herrschen. Dieser Unwissenheit wollen wir mit leicht verständlichen Botschaften begegnen. Dabei geht es uns aber nicht um bestimmte Organisationen oder Parteien, sondern wir wollen allgemein für Toleranz werben und Ausgrenzung etwas entgegen setzen.
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Wie sehen diese Botschaften aus?
Ab 15 Uhr posten wir jeden Tag ein Video. Jeder, der mitmacht, hat sich ohne Vorgabe ein Thema zu dem großen Oberthema gewählt. Es gibt Leute, die haben drei bis vier Minuten lange Videos gemacht, meines dürfte mit 14 Minuten das längste sein. Wir beschäftigen uns beispielsweise mit dem Vorwurf der "Lügenpresse" oder mit der Frage, wie Hass entsteht.
Reichen ein paar Minuten auf Youtube, um wirklich etwas in den Köpfen der Menschen zu bewirken?
Wir sind uns durchaus bewusst, dass wir mit unseren Videos keinen Wandel in der Gesellschaft herbeiführen können oder dafür sorgen, dass auf einmal keine Hass-Kommentare mehr in sozialen Netzwerken gepostet werden. So vermessen sind wir nicht. Aber: Wir alle haben festgestellt, dass in den vergangenen zwölf Monaten Hetze und Hass im Internet extrem zugenommen haben. Immer bei den gleichen Themen: Religion, Ausländer und Flüchtlinge. Wir haben leider auch festgestellt, dass diese Hetze sich immer mehr aus dem Digitalen auf die Straße, ins echte Leben verlagert. Uns geht es nun darum, im Kleinen etwas zu bewegen. Irgendwo muss man ja anfangen.
"Die Kommentare blieben einfach stehen"
Was denkst du, woher das kommt? Warum entsteht immer mehr Hass im Netz?
Lange Zeit war es meinem Eindruck nach einfach ok, dass Leute Hass-Kommentare geschrieben haben, ohne dass etwas dagegen unternommen wurde. Die Kommentare blieben einfach stehen. Und wenn dann zum Beispiel einer gepostet hat: "Flüchtlinge gehören alle vergast", hat das vielleicht ein anderer gesehen und sich gedacht: 'Wenn der das kann, kann ich das auch'. Dann postet der nächste: 'Ja genau, Flüchtlinge ins KZ!' Aus einem einzigen Hass-Kommentar kann sich eine negative Spirale entwickeln, die sich immer weiter steigert. Dass solche Kommentare unter Klarnamen gepostet werden, zeigt ja auch, dass die Verfasser sich keiner Schuld bewusst sind.
In einem früheren Interview hast du kritisiert, dass Themen wie der Islam oder die Flüchtlingskrise nicht genug in den Schulen thematisiert werden.
Ich werde immer wieder in Schulen eingeladen und finde sehr interessant, was mir die Schüler dort erzählen. Viele Themen würden gar nicht angesprochen oder abgewimmelt. Zum Beispiel haben einige Schüler mir erzählt, sie hätten Angst vor einem dritten Weltkrieg. Wenn sie dann ihre Lehrer danach fragten, hätten die nicht gewusst, was sie darauf antworten sollen. Ich weiß, dass viele Lehrer sehr wohl über solche und andere kritische Themen sprechen – aber das ist so das grundsätzliche Feedback, was ich in Schulen oder auch in meinen Kommentaren bekomme. Da wollen wir mit #YouGeHa auch etwas bewirken.
Inwiefern?
Unsere erste Aktion war von den Zahlen her super. Auch, was das Feedback angeht: Viele haben sich für die Aufklärung bedankt, haben geschrieben, sie hätten dieses oder jenes Thema so noch gar nicht bedacht oder wüssten dank unserer Aktion, dass rechtspopulistische Gedanken eben genau so einzuordnen sind und nicht stimmen. Es sind auch viele Leute über die Kommentare ins Gespräch gekommen und haben sich konstruktiv ausgetauscht. Diesen Anstoß wollen wir wieder leisten. Und vielleicht springt er ja auch ins echte Leben über. Das ist unsere Hoffnung.