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WTF? Die John Lennon-Brille

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Sonnenbrillen, da braucht man sich nichts vorzumachen, waren in Wirklichkeit nie dazu bestimmt, die Netzhäute ihrer Träger vor UV-Einstrahlung zu schützen. Gerade jetzt im Frühjahr kann man das schön beobachten. Steigen die Temperaturen über 16 Grad im Schatten, also gefühlte 20+ in der Sonne, gleicht das Aufsetzen der Sonnenbrille eher dem erstmaligen Betreten des Balkons in Unterhose – einer metaphorischen Handlung also, die dazu dient, innere Sommerlichkeit herzustellen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Aufguss und Original: Die John-Lennon-Brille ist zurück Überdies ist die Sonnenbrille ein viel sagendes Stilmittel in der modischen Zeichensprache, in ihrer Aussage so unmissverständlich wie allenfalls Schuhe. So beschreibt der fest eingetragene Begriff „Pornobrillenträger“ etwa den Prenzlauer Berg-Bewohner aus Ulm, der immer noch nicht gecheckt hat, dass man jetzt in Neukölln wohnt. Neonbunte Wayfarer sieht man fast ausschließlich an minderjährigen American Apparel-Models oder Menschen, die sich für besonders lustig halten. Nun weiß man noch nicht so ganz genau, wo man die kreisrunde Nickelbrille einordnen soll, auch hinlänglich bekannt als die „John Lennon-Brille“. Dieses eher schwierige Accessoire diente vor einer Generation als Erkennungszeichen kauziger Intellektueller und Weltfrieden beschwörenden Liedermachern (neben John Lennon selbst auch Yoko Ono, Janis Joplin und Reinhard Mey). Alte Nickelbrillen aus dem Vermächtnis des Lieblingsbeatles werden bis heute auf Auktionen für mehrere Millionen Dollar versteigert. Und nun ist sie wieder da, manche handeln sie gar als die „Wayfarer 2009“. Verwunderlich, verleihen die zirkelrunden Gläser dem Antlitz ihres Trägers außer einer Portion Harry-Potterhaftigkeit doch auch einen leichten Gruselfaktor, der allenfalls in Kombination mit Zylinder und einem Job als heimlichen Massenmörder glaubwürdig daherkommt. Konsequenterweise verschwand die Nickelbrille daher lange Zeit in muffeligen Flohmarktkisten und 3 Euro-Ramschläden. Womit wir bei der Faustregel landen: Wenn etwas so beknackt ist, dass man es kaum noch aushält, kommt es garantiert wieder. Niemand weiß das besser als die Heruntergekommenere der Olsens, Mary-Kate, die sich seit Monaten unermüdlich für das Comeback der Nickelbrille einsetzt. Wer nun empört „Nie im Leben!“ keucht, kann sich bei seinem nächsten H&M-Besuch selbst davon überzeugen. Es schwant einem für diesen Sommer Böses, denn selbst einem hübschen Zwerg wie M-K steht die John Lennon-Brille nicht gut zu Gesicht. Aber darum geht es ja nicht.

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