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Umbenannt: Mathe und Informatik heißen jetzt MINT

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Kann ein Wort alles ändern? Ein Akronym? Kann eine Ansammlung von Buchstaben dem dahinterstehenden Inhalt das Plattenbauige, das Binäre, das Spargelige, also in der Summe: das Geschmacklose nehmen? Vielleicht. Es geht um: Fachkraftmangel. Im ganzen Land werden Menschen gesucht, die etwas mit Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik studiert haben und sich nun bitte, bitte auf eine der 100.000 freien Ingenieursstellen setzen können. Denn Ingenieure gibt es heute nur noch in Sondereditionen samt limitierter Auflage. Schuld sind die Schulen, sagen manche. Dort würde den Kleinen nur Klimbim beigebracht, aber die Begeisterung für MathePhysikChemie versuche dort keiner zu übertragen. Schuld sind die Frauen, sagen andere, weil die sich immer noch sträuben, sich in größerer Zahl als Studentinnen für Rechenfächer einzuschreiben. Und Schuld sind die Abbrecherquoten: Zwischen 30 und 40 Prozent der Studienanfänger in besagten Fächern schaffen es nicht mal bis zum Bachelor-Ufer. Deswegen werden jetzt Internetseiten gegründet, jetzt werden Bündnisse geschmiedet, jetzt will sich keiner mehr was vorwerfen lassen, jetzt wird für MINT gekämpft: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik. Auf komm-mach-mint.de, der neuen Website der Bildungsministerin steht seit einigen Tagen das: „Fachkräfte mit Abschlüssen aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik - kurz MINT - haben vielfältige Arbeitsmöglichkeiten und hervorragende Berufsaussichten. Doch gerade junge Frauen nutzen das Potenzial in diesen Zukunftsberufen bislang nur unzureichend.“

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Auf mintzukunft.de, einer Seite der deutschen Wirtschaft steht seit sechs Wochen das: „[Telekom-Personalvorstand Thomas Sattelberger] führte in seiner Startschuss-Rede weiter aus, die MINT-Köpfe in Deutschland müssten stabilisiert werden, auch und gerade durch die Sicherung von MINT-Nachwuchs auf allen Ebenen. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, hat die deutsche Wirtschaft „MINT Zukunft schaffen“ auf den Weg gebracht. Damit aber Deutschland in den nächsten Jahren zum MINT-Land werden kann, braucht es die Gesamtperformance von Entscheidern, MINT-Initiativen und engagierten Partnern, die in „MINT Zukunft schaffen“ einen zuverlässigen und schlagkräftigen Partner finden.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wir erleben die Geburt, naja, die Wiedergeburt eines Akronyms, das ein paar Insidern seit Jahren bekannt ist (die Leute von mint-ec.de operieren schon länger unter Verwendung des Kürzels an der Technikbegeisterung der Schüler). Es ist der MINT-Sommer, es ist der Sommer, in dem aus dem „Fachkraftmangel“ eine „MINT“-Kampagne geworden ist. Der Sommer, in dem wir beobachten können, wie sich gedanklich ein Hauch von wohlriechendem Pfefferminz über den Gedanken an ein Studium der Informatik legt - wir erleben ein Stück Public Relations-Handwerk, die Maskierung eines Studienzweigs zum Zwecke der Interessantmachung. Vielleicht ist das aber auch einfach nur unerheblich, denn die Wirkung dieser Sorte Kampagne ist erfahrungsgemäß begrenzt und dient mehr der Selbstvergewisserung der beteiligten Partner, die sich später nicht vorwerfen lassen wollen, nicht wenigstens einmal laut und vernehmlich die Trommel für ihr Anliegen geschlagen zu haben. Immerhin, können sie dereinst mal sagen, ist damals ein wohlduftender Name bei rumgekommen.

Text: peter-wagner - Screenshots: komm-mach-mint.de, mintzukunft.de

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