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Schmirgeln und Schleifen auf dem Tanzboden

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Ach, irgendwie ist es doch immer wieder erleichternd, wenn die Jugend von heute mal wieder eine neue Mode entwickelt, über die die Menschheit über 20 nur den Kopf schütteln und den Untergang des Abendlandes prophezeien kann. Zum Beispiel diese hier: „Grinding“ oder „Freak Dancing“ nennt sich ein Tanz, der – mal so ganz platt gesagt – die Simulation von Geschlechtsverkehr auf der Tanzfläche darstellt. Neu ist der Tanz nicht, vor allem in Amerika und auf Jamaica erfreut er sich er bei der Jugend großer Beliebtheit. Sogar Anleitungen gibt es für unsichere Teenager, die ihnen genau sagen, wie und wo man grinden sollte, was bei Spontan-Erektionen zu tun ist, und wie man sich nach einem solchen Tanz mit einem Fremden verhalten sollte.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

So ähnlich - nur ohne die flamboyanten Kostüme sieht es aus, wenn sich die Jugend von heute auf dem Tanzbodem zum "Grinding" trifft. Neu ist vielleicht nur, dass sich die Tänzer nicht mehr damit begnügen, sich gegenseitig auf der Tanzfläche zu beglücken, sondern ihr Tun auch im Internet dokumentieren. Zum Beispiel diese fünf Jungs, die an einem dieser typischen Samstagabende ihre Zeit damit verbringen, kollektiv einen unschuldige braunen Stoff-Hocker zu beglücken. Oder dieser Profi namens „j smoov“, der ganz besonders beeindruckende Moves drauf hat: (Achtung: obwohl alle Protagonisten bekleidet bleiben, empfiehlt es sich dennoch nicht, dieses Video in Anwesenheit Chef-artiger Menschen anzusehen) (j smoov) keith sweat-nobody
Aktuell ist die Kombination Grinding plus Youtube in aller Munde, weil ein junger Mann namens "Spectacular", Mitglied der R’n’B-Gruppe Pretty Ricky, gestern ein Video von sich beim Grinden hochgestellt hat, um die neue Single seiner Gruppe zu promoten. An und für sich nichts allzu Aufsehenerregendes, sollte man meinen, doch Spectacular hat so ziemlich alle Regeln befolgt, wie man sich mit genau einem Youtube-Video einen Tag lang zum Gespött der Welt machen kann. In knappen roten Unterhosen und in privater Atmosphäre filmte er sich beim Solo-Grinding und forderte prominente R’n’B-Größen, wie Chris Brown oder Bow Wow zum Grinding-Wettbewerb heraus. Statt eine friedliches und kollektives Wett-Grinden im Netz auszulösen, erntete "Spectacular" Spott und musste in diversen Radioshows und auf seinem Twitter-Account Zweifel an seiner sexuellen Orientierung aus der Welt räumen und versichern, dass dieses Video ganz alleine für „The Ladys“ gemeint war. Das Video hat er mittlerweile aus dem Netz genommen. Allerdings nicht schnell genug für die Internet-Community. Reaktionsvideos und Remixe sind zu Dutzenden im Umlauf.

Text: penni-dreyer - Bild: AP

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