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Wohnungsschau: In der Hauptstadt gestrandet

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Berlins Gesicht hätte Sommersprossen und sein Mund sei viel zu groß, sang Hildegard Knef. Und weiter: „Wer hat dich bloß so jung gehalten, denn zum Schlafen kommst du nie.“ Ricarda, wie der typische Berliner ebenfalls nicht auf den Mund gefallen, schläft auch wenig, seit sie in der Hauptstadt lebt. Klar, damit kokettieren alle Zugezogenen. Aber Ricarda hat eine gute Ausrede, die sie vom Klischee abhebt: Ihre Wohnung ist so unaufgeregt aufregend – da kann man gar nicht ans Schlafen denken. Die Wohnung: 60 Quadratmeter auf zwei Zimmern in Berlin-Kreuzberg. Zweites OG im Altbau. Dielen, Einbauküche, Bad mit Wanne, fünf Meter hohe Wände. Monatsmiete: 430 Euro warm. Supermarkt: direkt nebenan. Apotheke: direkt gegenüber. Arzt: in unmittelbarer Nähe. Und der Viktoriapark ist nach zehn Minuten Fußweg erreicht. Die Bewohnerin: Ricarda, 24 Jahre, Volontärin.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Das ist Ricarda

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Und hier wohnt sie: In einer Hinterhof-Wohnung in Kreuzberg

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Herein, bitte! jetzt.de: Du hast vor Berlin in Hamburg und München gelebt – worin unterscheiden sich die drei Städte? Ricarda: Hamburg ist schön. München dörflich. Berlin ist Berlin. Und welche gefällt dir am besten? Gerade ist es genau richtig, in Berlin zu leben. Vielleicht ist es aber in fünf Jahren München. Was hat dich in die Hauptstadt verschlagen? Der Job. Ich bin im Sommer 2009 nach Berlin gezogen. Manch einer würde sagen, die Wohnung sei ein Traum. Wie lange musstest du nach ihr suchen? Ich habe von Müchen aus im Internet nach Wohnungen gesucht und nach etwa zwei Monaten die erste passable entdeckt. Jetzt ist sie meine. Und wie viele musstest du dir angucken? Nur diese. Wieso warst du mit der ersten Wohnung sofort zufrieden und hast nicht weitergesucht? Ich wollte gern in Kreuzberg wohnen und sie hat mir auf Anhieb gefallen: Groß, Altbau, kurzer Weg zur Arbeit.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Das Wohnzimmer

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Der tolle Couchtisch ist von Flamant Kam für dich als Neu-Berlinerin eine WG nicht in Frage? Eigentlich hatte ich vor, in eine WG zu ziehen, doch bei meiner Suche musste ich feststellen, dass ich den sehr speziellen Anforderungen der Berliner nicht genüge. Inwiefern? Ich bin weder schwul noch antideutsch und auch kein Vegetarier. Was gefällt dir an Kreuzberg? Hier ist die Jogginghose salonfähig. Die Menschen sind entspannt. Und was magst du an Berlin? Kurzstreckentaxen, Spätis, breite Gehwege.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Bücher, Bücher, Bücher


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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Und noch mehr davon Empfindest du Kreuzberg mittlerweile als Zuhause? Ja, von Anfang an habe ich mich hier zu Hause gefühlt. Ich war schon öfter für Praktika einige Monate in Berlin, kannte die Stadt deswegen und auch viele Leute. Was bedeutet „Zuhause“ für dich? „Zuhause“ hat viel mit Freunden zu tun. Und weil gerade immer mehr Freunde nach Berlin ziehen, fühle ich mich immer mehr zu Hause. Und was ist Heimat? Familie. Kann Berlin deine Heimat werden? Ich denke nicht.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ricarda mag's unverschnörkelt

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

So bleibt mehr Platz zum Tanzen Aufgewachsen bist du in der Nähe von Kassel, lebst nun in der größten Stadt Deutschlands. Fehlt dir das Ländliche? Nein. Ich wollte da immer weg. Wenn ich heute in der hessischen Provinz bin, ist es zwar schön und erholsam, aber ich kann mir nicht vorstellen, dort wieder zu leben. Kannst du dir vorstellen, für immer in Berlin zu bleiben? Ich glaube eher, dass ich immer wieder nach Berlin zurückkehren werde. In welchem Zustand war die Wohnung, als du sie gekriegt hast? Sie war frisch saniert. Wie reagieren Leute, wenn sie in die Wohnung kommen? „Die Bilder kommen sicher noch“, sagen viele. Ich bekomme dann Panik, dass ich zum nächsten Geburtstag eines geschenkt bekomme. Bitte, bitte nicht! Warum ist es hier so puristisch? Ich mag es aufgeräumt und großzügig. Weiße Möbel – und wenig davon. Ist ja ganz schön, aber: Hast du wirklich nur so wenig Kram? Oder versteckst du alles unter den Dielen? So wenig ist das doch gar nicht. Manchmal würde ich gern all meine Dinge in einem einzigen Koffer verstauen können, um jederzeit aufbrechen zu können.

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Blumen und Musik

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Illustration: Julia Schubert

Ricardas Laster: Magazine sammeln


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Glück gehabt: Bis auf die Arbeitsplatte war die Küche bei der Übernahme vollständig

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Illustration: Julia Schubert

„Mad Men ist groß“, findet Ricarda Warum hast du keinen Fernseher? Mein letzter Fernseher ist kaputt gegangen, dann habe ich angefangen, im Internet Sendungen und Serien zu schauen, und vergessen, dass es Fernsehgeräte gibt. Du guckst gerade Mad Men. Bist du ein Serienfreund? „Mad Men“ ist groß. Peinlich, aber wahr: Seit 15 Jahren schaue ich Verbotene Liebe. Du hast ziemlich viele Bücher – alle gelesen? Klar. Im Gegensatz zum Bücherregal ist dein Kühlschrank aber nicht besonders voll. Isst du selten zu Hause? In der Tat. Höchstes am Wochenende. Unter der Woche diniere ich in der Kantine des Verlags, in dem ich volontiere. Woher stammen die Bilder auf deinem Kühlschrank? Postkarten von Freunden. Fotos aus dem Automaten. Was machst du, wenn du in deiner Wohnung bist? Schlafen, lesen, telefonieren, Musik hören. Welche sind die meistgespielten Songs in deinem iTunes? Alles von Tocotronic, Phoenix und The Cure. Woher hast du den tollen Tisch in deinem Wohnzimmer? Den habe ich bei Flamant gekauft.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Postkarten und Fotos

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ricarda isst selten zu Hause Schläfst du manchmal auf dem Sofa oder immer im Bett? Eigentlich immer im Bett. Freunde verfrachte ich aber aufs Sofa, wenn sie zu Besuch sind, und die sagen, dass man sehr gut darauf schlafen könne. Und wieso stapelst du Zeitschriften? Magazine sind mein Sammel-Laster. Wer und wie sind deine Nachbarn? Obwohl es etwa 70 Wohnungen in dem Haus gibt, kenne ich nur eine ältere Dame, die immer Pakete für mich annimmt. Wo trifft man dich am Wochenende? Im Sommer bin ich viel unterwegs: am See, im Park, in Cafés, in Clubs. Im Winter treffe ich mich gern mit Freunden zu Hause. Gehe ins Gorki oder Deutsche Theater.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Fenster zum Hof

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Das Bad Wo schickst du Freunde hin, die zum ersten Mal in Berlin sind? Mitte erkunden, Kaffee in Prenzlauer Berg trinken, mit einem Schlauchboot auf dem Landwehrkanal schippern, Museumsinsel. Und abends in den Würgeengel, Odessa Bar oder in die Kim Bar. In welcher Stadt würdest du leben, hättest du dich nicht für Berlin entschieden? Ich mag München sehr gern.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Ricarda in ihrer Küche

Text: julia-finger - Fotos: julia-finger, privat

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