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Drei Räume, vier Menschen, ein Hase - zu Besuch in Fürstenfeldbruck
Zwanzig Minuten S-Bahnfahrt vom Münchner Hauptbahnhof Richtung Westen müssen Katja, Theresa und Steffen zurücklegen, um nach Hause zu kommen. Ihre 3-Zimmer-Wohnung liegt in einer Reihenhaus-Wohngegend in Fürstenfeldbruck. Für eine niedrige Miete und einen großen Balkon nehmen sie die lange Fahrt allerdings gerne in Kauf. Seit fast zwei Jahren besteht ihre WG mit wechselnden Bewohnern, in der jetzigen Konstellation wohnen sie seit September letzten Jahres zusammen, seit Philipp, der vierte Mitbewohner, für ein Jahr nach China gegangen ist.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Der vordere Flur der WG macht noch einen relativ harmlosen Eindruck....
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
...die Reizüberflutung beginnt erst in der Küche.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Im Flur wohnt auch das WG-Haustier, der Hase namens "Hase".
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Einer der größten Vorteile der Wohnung: der Balkon mit Couch und Nachmittagssonne.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Hier drin haust Steffen. Eigentlich wohnt ihr zu viert in dieser 3-Zimmer-Wohnung. Wie kommt das? Theresa: Als die WG vor zwei Jahren gegründet wurde, von Philipp, der gerade in China ist, war sie als 2er-WG gedacht. Weil das mit dem damaligen Mitbewohner nicht funktioniert hat und der andere Kerl wieder ausgezogen ist, hat Philipp erstmal eine 3er-WG daraus gemacht. Steffen und ein anderes Mädchen, Katjas Vorgängerin, sind eingezogen. Steffen: Und weil die Theresa sowieso immer hier war und sich einquartiert hat... Theresa: ... und ich damals in einer schlimmen WG wohnte, die ich mir auch nicht leisten konnte, bin ich hier eingezogen, mit in Philipps Zimmer. Ab da waren wir zu viert. Katja: Ja, und ich bin anstelle von Theda, meiner Vorgängerin, im letzten Oktober hier eingezogen. Als du hier eingezogen bist, war die Wohnung schon so voll und dekoriert wie jetzt, Katja. Hat dich das nicht abgeschreckt? Katja: Ich habe mir vorher zwei andere WGs angeschaut, die waren das komplette Gegenteil. Weil ich aber selbst sehr chaotisch bin und es auch sehr bunt mag, habe ich mich sofort sehr wohl gefühlt. Allerdings ist Eure Wohnung wirklich ziemlich voll. Wie ist es denn dazu gekommen? Theresa: Wir hatten eine Phase, in der wir gemeinsam beschlossen haben: wir dekorieren. Als Katjas Vorgängerin eingezogen ist, war alles sehr steril. Sie hat sich dann entschieden, die Wohnung zu "entspießen", wie sie es nannte. Philipp und sie haben beschlossen jede Postkarte, die sie finden, in die Küche zu hängen. Steffen: Und als ich dann einzog, mit einer Postkartensammlung von frühester Jugend an, nahm das Unheil seinen Lauf. Da war die Küche ruck-zuck voll. Warum wohnt ihr auf dem Land und nicht in München? Theresa: Weil es hier viel billiger und viel schöner ist. Steffen: Und viel ruhiger! Nervt euch das tägliche S-Bahn fahren nicht? Theresa: Doch, ich fand es total ätzend während des Streiks, weil ich täglich in die Holzbildhauerschule am Hauptbahnhof muss. Außerdem kriegt man weniger Besuch - den meisten Leuten aus München ist der Weg einfach zu weit. Und man ist selbst weniger flexibel. Als ich noch in München gewohnt habe, ist es mir viel leichter gefallen, zu sagen: okay, ich komme kurz vorbei. Hier draußen muss man zur S-Bahn, eine halbe Stunde fahren. Abends beim Ausgehen muss man sich entscheiden, ob man die letzte S-Bahn nimmt oder die erste. Steffen: Oder man verpasst die letzte. Wie gestern. Und nimmt die erste. Theresa: Das einzig Gute an der S-Bahn: Man liest viel mehr.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Dieses Zimmer teilen sich Philipp...
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
...und Theresa. Deswegen hat es zwei Schreibtische und einen Abschiedsgruß von Philipp für Theresa an der Wand über dem Bett.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Alle Besucher verewigen sich mit einem Händeabdruck im Flur.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Und so sieht Katjas Zimmer aus. Sie wohnt noch nicht so lange hier.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Das ist die berüchtigte Kammer. Hier draußen sind WGs seltener als in der Stadt. Habt ihr Probleme mit den Nachbarn? Steffen: Insgesamt hatten wir zwar schon dreimal die Polizei da, aber jetzt hatten wir schon lange keine Probleme mehr. Ihr habt ein WG-Haustier, den Hasen, der 'Hase' heißt. Wer kümmert sich um ihn? Theresa: Eigentlich jeder, der sieht, dass er gerade nichts zu essen hat. Und ich miste ihn aus. Der darf hier auch frei herum laufen. Aber weil er auf dem Parkett ausrutscht, haben wir sehr viele Teppiche hier. In Wahrheit beherrscht er die WG. Steffen: Und dann die Welt. Wie haltet ihr es mit dem Putzen, gibt es Probleme? Steffen: Putzen ist in jeder WG ein Problem. Theresa: Ja, das stimmt. Da entwickelt sich schnell eine Gruppendynamik. Der erste stellt die Sachen neben statt in die Spülmaschine. Dann denkt sich der nächste: ach, da mach' ich doch auch mit. Und dann ist großes Reinemachen angesagt, am besten wenn jemand spontan kommt. Steffen: Aber Streit gibt es deswegen eigentlich nicht. In der alten Besetzung hatten wir einen Meckertag, an dem jeder sagen konnte, was ihn nervt. Sollte es wieder soweit kommen, dass jemandem etwas auf dem Herzen liegt, werden wir wieder einführen, dass jeder sagen kann, was ihn stört. Was sind für Euch die Vorteile einer WG? Steffen: Für mich ist eine WG das Beste, was es gibt. Man hat sein Zimmer als Rückzugspunkt, aber wenn man nicht alleine sein will, weiß man, man muss nur die Tür aufmachen und es ist immer jemand da, mit dem man sich unterhalten kann. Ich komme aus einer großen Familie, das heißt, ich bin es nicht so gewohnt alleine zu sein. Das war mit ein Grund, warum ich hierher gezogen bin. Katja: Ich habe ein Jahr lang im Schwesternwohnheim gewohnt. In der Zeit ist mir klar geworden, dass ich mir nicht vorstellen kann, irgendwo mal alleine zu wohnen. Theresa: Das ist meine dritte WG. Und das ist eigentlich die erste, in der ich mich auch zu Hause fühle. Was hat es mit der Wand mit den Händen auf sich? Steffen: Jeder, der uns besucht, muss einen farbigen Handaufdruck an der Wand hinterlassen und seinen Namen dazu schreiben. Theresa: Das hat allerdings nicht immer so geklappt. Es sind zwar schon ganz schön viele... Steffen: ...aber noch nicht alle, die uns besucht haben. Katja: Meine Hände sind auch noch nicht drauf. Gerade haben wir keine Farbe oben. Steffen: Obwohl wir so gerne malen. Eigentlich sind wir ein Waldorfkindergarten für Zwanzigjährige. Wenn das mit meiner Bachelorarbeit nicht klappt, werde ich Hausfrau und wir machen hier noch einen Kindergarten auf, um uns Geld dazuzuverdienen. Die kommen dann in die Kammer.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Und das sind Theresa, Steffen und Katja.