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Die schrecklichsten Mitbewohner der Welt, Folge 15
Horror-Mitbewohner: der Eifersüchtige
Wohnsituation: Zweier-WG + Katze, Altbau mit riesigem Flur
Geschlecht und Alter des Horror-Mitbewohners: männlich, 24 Jahre
Horror-Stufe: 6 von 10
Ich war mit 18 Jahren frisch zum Studieren nach Dresden gezogen. Mit meinem zukünftigen Mitbewohner hatte ich vorher einige Male telefoniert, sodass ich mir relativ sicher war, nicht mit einem Irren zusammen wohnen zu müssen. Und die ersten Wochen liefen auch wirklich super! Wir richteten die gemeinsamen Bereiche ein, kochten zusammen und ich war mir sicher, dass diese WG-Freundschaft der Beginn eines wunderbaren Lebensabschnittes sein würde. Nach ein paar Monaten zog zudem unser kätzischer Mitbewohner Karl-Gustav II. ein, den wir gemeinsam aus dem Tierheim adoptiert hatten.
Das Problem: Mein Mitbewohner war ungemein in mich verschossen. Er kaufte für mich ein, ohne dass ich zahlen musste. Er fuhr mich von A nach B und putzte freiwillig Küche und Bad. Kurz: Ich hätte es merken müssen! Aber da ich zur damaligen Zeit glücklich vergeben war, kam mir das gar nicht in den Sinn.
Der Horror begann, als ich mehr und mehr neue Freunde an der Uni fand. Ich veranstaltete Serienabende und Lerngruppen, sodass ich selten allein war und für Mitbewohner-Aktivitäten wenig Zeit blieb. Eines Abends paukte ich mit einem Tutor, der mir in Mathematik weiterhelfen sollte, Formeln und Zahlen, als mich ein Anruf erreichte. Mein Freund war in der Leitung und brüllte, was mir bitte einfallen würde, mit der halben Universität rumzumachen. Ich war perplex und versuchte, ihn zu beruhigen und herauszubekommen, wo er das gehört hatte. Er sagte, er hätte eine anonyme E-Mail erhalten, die mir regelmäßige Untreue unterstellte. Das saß. Den Tränen nahe beendete ich unser Telefonat.
Ich wusste nicht weiter. Wer zur Hölle würde solchen Mist über mich verbreiten? Ich bat meinen Freund, mir die besagte E-Mail weiterzuleiten, damit ich mögliche Anhaltspunkte finden konnte. Im Header der Nachricht entdeckte ich einen Rechnernamen, von dem die E-Mail versendet wurde. Es war der Spitzname meines Mitbewohners. Ich rannte in sein Zimmer, um ihn zur Rede zu stellen, doch er zuckte nur mit den Schultern. Mein Freund sei doch eh nicht der Richtige für mich – das waren seine einzigen Worte. Er wollte uns auseinander bringen.
Abgesehen von organisatorischen Dingen wechselten wir kein Wort mehr miteinander, bis ich nach wenigen Wochen auszog. Wir haben uns bis heute nicht wiedergesehen. Sein Ziel hat er übrigens nicht erreicht – meine Beziehung hielt nach diesem Vorfall noch ganze sechs Jahre.
Bei diesem Text handelt es sich um den Beitrag einer jetzt-Leserin. Sie hat darum gebeten, anonym zu bleiben, ihr Name ist der Redaktion aber bekannt.
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