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Die schrecklichsten Mitbewohner der Welt Folge 1
Wohnsituation: Dreier-WG
Geschlecht und Alter des Horror-Mitbewohners: männlich, 25 Jahre
Horror-Titel: „Der rebellische Teenie“
Horror-Stufe: 6 von 10
Der Horror: Mein Partner Jonas und ich dachten, es sei eine tolle Idee, zu unserem Kumpel Jan in die WG zu ziehen – immerhin sind die Mieten in Berlin inzwischen unbezahlbar und obendrauf sind wir gesellige Wesen. Was ganz euphorisch und voller „Ach was, wir brauchen keinen Putzplan!“-Ausrufe begann, entwickelte sich schleichend zu einer sehr unangenehmen Erkenntnis: „Ach du Scheiße, das ist ja gar nicht unser Mitbewohner, das ist unser Sohn im Teenageralter.“ Völlig ungewollt waren wir plötzlich genervte Eltern geworden. Wir kauften ein, Jonas kochte Abendessen, und der Knoblauch-in-Öl-Geruch lockte unseren Teenie aus seinem Zimmer, er futterte eine Riesenportion und verabschiedete sich gleich danach wieder an den Computer – ohne auch nur seinen Teller wegzuräumen.
Wir waren in einer Falle gelandet: Entweder, wir erledigten alles selbst –oder wir erinnerten ihn unzählige Male daran, dass auch er mal das Bad putzen oder einkaufen könnte. Und das dann gezwungenermaßen immer gleich als „die Pärchen-Front“. Nicht, dass wir einen Sauberkeitsfimmel hätten: Ich finde bloß einfach, dass es mit Mitte zwanzig selbstverständlich sein sollte, seinen Dreck auch beizeiten mal selbst wegzuwischen, ohne besondere Aufforderung. Besonders, wenn man mit anderen Menschen zusammenlebt.
Wir versuchten, mit Jan zu reden – auch nachdem er unseren guten Wein mit einem Tinderdate ausgesoffen und Jonas’ Shampoo aufgebraucht hatte: Er habe es halt einfach nicht so mit Besitz, „Deins, meins, was soll das?“ Ich hasste die Rolle, in die mich das drängte, denn eigentlich teile ich sehr gern – aber dann muss halt auch mal was von der anderen Seite kommen. Stattdessen aber trug Jan irgendwann ganz selbstverständlich Birkenstock, zwei Nummern zu groß für ihn, und erzählte allen Ernstes, dass er die schon seit Ewigkeiten gesucht und jetzt endlich in unserem Zimmer gefunden habe. Eigentlich eine recht witzige Erklärung für einen Sandalen-Diebstahl, so richtig drüber lachen konnte ich in dem Moment aber nicht, stattdessen war ich ein bisschen verstört ob dieser Logik.
An der Küchenwand prangte in riesigen Edding-Buchstaben: „Pure Vernunft darf niemals siegen“
Tat Jan dann doch mal was, berichtete er stets stolz davon: „Ich hab diese Woche schon für zwanzig Euro Lebensmittel gekauft!“, „Ich hab gespült, seht ihr?“ Leider brachte er selten etwas zu Ende, und so war zum Beispiel meistens ich diejenige, die das Sieb im Spülbecken saubermachte. Mini-Aktion, Dauer: 30 Sekunden, ich weiß, aber neulich war ich davon so genervt, dass ich tatsächlich zur schlimmsten aller Methoden griff – zur Zettelmethode. Ich klebte also einen Zettel über die Spüle, die anderen mögen doch auch mal ein bisschen auf dieses olle Sieb achten.
Am nächsten Morgen war der Zettel weg, das Sieb noch immer schmutzig –und an der Küchenwand prangte in riesigen Edding-Buchstaben: „Pure Vernunft darf niemals siegen“. Das ist übrigens mein Motto in der Abizeitung gewesen. Jonas kommentierte treffenderweise, dass vermutlich sogar Dirk von Lowtzow manchmal den Abwasch macht. Wir ziehen jetzt übrigens aus. Ich hoffe, wir können Freunde bleiben.
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