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Lars Weisbrods WM-Tagebuch: Die Drogerie der Togoer

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Bevor ich wieder aufbreche aus Wangen, dem WM-Quartier der Mannschaft aus Togo, sehe ich noch beim Mannschaftshotel vorbei, das mitten in einem Wohngebiet liegt. Bei einem Nachbarn, der die Landesflagge der Gäste über den Balkon gehängt hat und gerade im Garten werkelt, frage ich nach seinen Begegnungen mit den afrikanischen Spielern. Auch er hat mit noch keinem gesprochen, weil er die letzten 14 Tage im Urlaub war. Bloß von Winfried Schäfer hat er Fotos gemacht, als der zu einer Besprechung kam. Die Spieler sollen sich aber ziemlich frei bewegen dürfen - "anders als die deutschen". Seine Straße entlang kämen sie jeden Morgen gejoggt, in der Stadt träfe man sie auch. In der kleinen Filiale einer Drogeriemarktkette auf der anderen Seite des Hotels habe ich dann mehr Glück. Die freundliche Mitarbeiterin Marion berichtet, dass jeden Tag Spieler vorbei kommen. Sehr freundlich seien sie, das mit der Völkerverständigung klappe super. Sie spreche zwar kein Französisch, aber man helfe sich dann mit Englisch weiter oder mit Deutsch, Togo war ja immerhin mal eine unserer Kolonien. Unterschrieben haben auch schon alle auf einem Plakat: "Manchmal werden sie hier regelrecht überfallen, die Leute klopfen ihnen auf die Schulter und umarmen sie." Marions Tochter im Teenageralter hat ebenfalls bereits Freundschaft mit den Fußballern geschlossen. Ich frage, was die Spieler denn so kaufen, und kann mir den blöden Witz nicht verkneifen, nachzusetzen: "Oder fällt das unter die Drogeristenschweigepflicht?" - "Was halt jeder so für das tägliche Leben braucht" ist die diplomatische Antwort der Verkäuferin. Vermissen die Afrikaner in der Ferne etwas aus ihrem Land, dass sie hier in Marions Drogeriemarkt nicht finden? Nein, nichts. Ich bin beruhigt. Ein Spieler der Mannschaft kommt gerade herein, ich frage ihn "Do you have one minute for a question?", denn ich spreche ja auch kein Französisch. Er scheint nicht zu verstehen, schüttelt dann aber den Kopf. Ein Bild vor den Regalen des Drogeriemarkts ist aber in Ordnung. Er lacht nicht, irgendwie schaut er traurig aus und es tut mir leid, dass ich ihn angesprochen habe. Immerhin haben sie gestern verloren. Trotzdem bin ich jetzt zufrieden, Völkerverständigung in der Drogerie klappt super, ich kann weiterfahren. Es ist der große Tag des zweiten Deutschlandspiels und ich will es mir in der Heimat des Teamchefs ansehen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

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