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Bis zu 3000 Euro für die freiberufliche Moderatorin

Foto: Julian Janssen

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Wenig Information

Wer Moderatorin werden will, träumt von einer Zukunft, von der eigentlich keiner so recht weiß, wie man sie erreichen kann. Es gibt eben nicht diese eine Muster-Karriere und man überhaupt kaum Informationen zu dem Berufsbild finden. Lange Zeit kam ich mir deshalb sehr hilflos vor und wusste nicht, ob ich studieren oder einfach viele Praktika in der Branche machen soll. Ein teueres Moderations-Studium an einer privaten Schule war für mich aber nie eine Option. Schließlich habe ich mich für Medienwissenschaft und Medienpraxis an der Uni Bayreuth eingeschrieben, seit diesem September bin ich nun fertig mit dem Studium. 

Im Nachhinein war das eine sehr gute Entscheidung, denn für mich war das Studium schon ein Schritt in Richtung Traumberuf. Seit einiger Zeit habe ich einen eigenen Youtube-Kanal "Walerija Goes Media", der unter anderem meinen Weg zum Ziel dokumentieren soll und so vielleicht anderen bei der Realisierung ihres Traums helfen kann.

Die Anfänge

Ich stand schon immer gerne auf der Bühne – eigentlich seit ich denken kann. Ich bin in Sankt Petersburg geboren und in Nürnberg aufgewachsen. Meine Kindheit war aber dennoch typisch russisch: Ich habe Ballett getanzt, war Synchronschwimmerin und habe rhythmische Sportgymnastik gemacht. Als ich älter wurde, kam dann das Theaterspiel hinzu. In meiner Schulzeit habe ich bei einigen Jugendredaktionen mitgearbeitet und mit 18 Jahren hatte ich schließlich mein erstes Moderatoren-Casting beim regionalen Sender Franken Fernsehen. Ich wurde direkt genommen und durfte von da an für deren Lifestyle-Sendung moderieren. 

Das Lampenfieber

Bei diesem regionalen Magazin stand ich das erste Mal für das „richtige“ Fernsehen vor der Kamera. Ganz ehrlich, ich war ultra aufgeregt, mir ging damals so die Pumpe! Ich bin eigentlich ein Mensch, der sich immer extrem gut vorbereitet, aber in diesem Fall war das nicht möglich, denn der ganze Sendungsablauf war sehr spontan. Wenn ich mir diese Moderation heute ansehe, ist sie mir richtig peinlich. Doch so platt es klingt: Das einzige, was gegen Lampenfieber hilft, ist es, sich diesem immer wieder zu stellen. Mittlerweile bin ich nur sehr selten aufgeregt bei Jobs. 

Der Alltag

Irgendwann wurde eine Agentur auf mich aufmerksam und hat mich in ihre Moderatoren-Kartei aufgenommen. Die schlägt mich nun verschiedenen Kunden für Events vor. Das Beste am Moderieren ist definitiv die Abwechslung. Man setzt sich immer mit neuen Themen auseinander und lernt spannende Personen kennen. 

Eines meiner Highlights war ein Job auf der weltweit größten Informationstechnologie-Messe Cebit in Hannover. Dort habe ich für Huawei an einem Stand eine Aktion moderiert. Auf einer so großen Messe für einen so namhaften Kunden zu arbeiten, war schon ein tolles Gefühl. Cool es war auch, als ich neben dem ehemaligen „Der Preis ist heiß“-Moderator Harry Wijnvoord die sogenannten „Glückstage in einem Einkaufszentrum präsentieren durfte. Zusammen mussten wir für Stimmung sorgen und die Besucher auf die Bühne locken. Neben so einer Moderations-Größe zu stehen, war für mich etwas ganz Besonderes. Außerdem habe ich zwei Jahre lang regelmäßig eine Online-Fußball Sendung für den 1. FC Nürnberg moderiert, so konnte ich mich auch im Sportbereich ausprobieren. Ich habe auch schon einmal eine große Podiumsdiskussion für Lehrer geleitet, so etwas erfordert aber wirklich enorme Vorbereitung.

Klar, manchmal präsentiere ich Aktionen, Gewinnspiele oder sage Slogans auf, obwohl ich mir eigentlich eher nichts von der Marke kaufen würde. Aber solange mich das nicht in einen echten moralischen Konflikt führt, sehe ich das einfach als Job. Vor allem bei Events mit vielen Menschen, kommt es dann schon mal vor, dass jemand etwas Blödes sagt, sich lustig macht oder es Zwischenrufe aus dem Publikum gibt. Aber das muss man einfach ignorieren und professionell bleiben. Ab und an gibt es natürlich auch Job-Vorschläge, die mich wirklich nicht reizen – Möbelhauseröffnungen oder die Moderation einer russischen Hochzeit.

 

Die Schattenseiten

 

Natürlich ist das ein sehr oberflächliches Geschäft. Oft wird man für einen Job nicht gebucht, weil man in den Augen der Kunden zu jung, zu alt, zu gewöhnlich, nicht dünn oder hübsch genug ist. Gleichzeitig gibt es einfach unglaublich viel Konkurrenz in dieser Branche, das erhöht den Druck zusätzlich. Wenn es einem Kunden beispielsweise nicht gefällt, was man bei einem Termin trägt, dann wird er beim nächsten Mal sicher eine andere buchen. Aber das nehme ich nicht persönlich, denn in erster Linie sehe ich mich als Dienstleisterin, die ihr Wissen und Talent verkauft. 

 

Man muss sich aber schon ein dickes Fell zulegen und sich herausstellen, denn die Branche kann sehr hart sein. Hier gibt es viele Menschen mit sehr großem Ego: Ich hatte mal einen Kollegen, der hat mich als seine Assistentin vorgestellt, obwohl ich eigentlich gleichwertige Moderatorin war. Unangenehm ist es aber auch, wenn man einen Interviewpartner hat, der offen zeigt, dass er gerade einfach keine Lust hat. Er antwortet dann total abgehackt oder mit ollen Phrasen und trotzdem muss man lachen und das Beste daraus machen. 

 

Das Geld

 

Die Gagen, die man für Moderationen bekommt, sind schwer zu pauschalisieren. Je mehr Erfahrung man hat, desto höher kann der Tagessatz natürlich steigen. In manchen Fällen ist die Moderation an sich zwar recht kurz, dafür ist die Vorbereitungszeit aber immens. Eigentlich beginnen die Gagen etwa bei 500 Euro Tagessatz, das kann aber bis zu 3000 Euro hochgehen. Das klingt jetzt zwar nach sehr viel Geld, aber es gibt auch monatelange Durststrecken. Dadurch, dass ich freiberuflich arbeite und nach meiner Einnahmenüberschussrechnung nicht über den Freibetrag komme, muss ich das Geld momentan immerhin nicht versteuern. 

 

Fernsehen oder Internet?

 

Ein großes Vorbild ist für mich die Moderatorin Nela Lee, man kennt sie aus dem Fernsehen, von Pro Sieben, dem Fernsehsender Nick oder aus dem ZDF. Gleichzeitig pflegt sie aber ihren Youtube-Kanal, auf dem sie sich eine sehr schöne Community aufgebaut hat. Die amerikanische Redakteurin Lucie Fink lebt ebenfalls von dieser Mischung aus Moderation und eigenen Online-Videos, das finde ich ziemlich interessant. Denn auch mir stellt sich ja die Frage: Soll ich mit einem Volontariat den eher klassischen Weg gehen oder konzentriere ich mich vor allem auf eine Online-Karriere? Doch Moderatorinnen wie diese beiden zeigen, dass klassische und neue Medien auch verschmelzen können. 

 

Die Frage, die auf Partys immer gestellt wird

 

Ganz oft kommt: „Boah, cool! Bist du berühmt?“ Ich sage dann immer: „Noch nicht!“ Im Grunde interessieren sich die meisten aber für meine Arbeit und wollen mehr darüber erfahren. 

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