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Wie viel verdient ein Veranstaltungstechniker?
Bei Veranstaltungen ist Johannes für die Bereiche Licht, Ton, Bühne und Video zuständig.
Die Idee
Ausschlaggebend war eigentlich, dass ich im Alter von zwölf oder 13 Jahren mit meinem Papa auf Konzerte gegangen bin und mich dort das riesige Mischpult fasziniert hat. Da dachte ich mir: Das sieht interessant aus, das würde ich gerne machen. In der Nähe von Hamburg, wo ich aufgewachsen bin, gab es eine Veranstaltungsfirma, bei der ich dann mit 15 immer wieder ins Lager gegangen bin und genervt habe, dass sie mich mitmachen lassen. Irgendwann waren sie einverstanden und ich habe am Wochenende bei Stadtfesten und Konzerten die typischen Einsteigersachen gemacht: Kabel zusammengerollt, Lampen geputzt, LKW ausgeladen, Boxen aufgebaut, Kabel verlegt und abgeklebt, damit keiner darüber stolpert.
Der Weg
Üblicherweise macht man in Deutschland in diesem Beruf eine Lehre zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik. Ich bin aber nicht unbedingt den klassischen Weg gegangen: Ich habe Abitur mit Schwerpunkt Elektrotechnik gemacht und dann, weil es mich am meisten interessiert hat, Kamera an der Medienakademie in Hamburg studiert. Während des Studiums habe ich mich immer mehr auf die Bereiche Live-Kamera und Live-Bild konzentriert und bin so auf das Segment der Veranstaltungstechnik gekommen. Um mein Studium zu finanzieren, habe ich für eine große Firma gejobbt, die Studenten als Kameraleute für Konzerte engagiert hat. Durch mein Vorwissen vom Arbeiten neben der Schule rutschte ich da weiter rein.
Nach dem Studium hat mir eine andere Firma einen Job als Veranstaltungstechniker angeboten. Wegen meiner Liebe zum Theater habe ich parallel dazu auch immer wieder Regieassistenzen gemacht. Über diese Mischung aus Theater und Veranstaltungstechnik bin ich an das Theater Werk X in Wien gekommen, wo ich Technischer Leiter war. Davor hatte ich schon einige Events in Österreich betreut, wie zum Beispiel das Silvesterkonzert in Salzburg. Schließlich habe ich mich in Wien dann mit meiner eigenen Firma selbstständig gemacht, weil mich gerade die Vielseitigkeit der Veranstaltungen an meinem Job besonders reizt, also eben nicht nur das Theater. Zurzeit mache ich eine Weiterbildung zum Bühnen- und Beleuchtungsmeister, und habe, wenn ich damit fertig bin, zwei Meisterbriefe. Das kann man auf die klassische Lehre zum Veranstaltungstechniker auch aufbauen.
Der Alltag
Mein Arbeitstag besteht zu 60 bis 70 Prozent aus Büroarbeit, weil wir viel Konzeption machen müssen: Pläne zeichnen und die Bühne visualisieren, also schauen, wo was stehen wird. Dabei müssen wir die Kundenwünsche oder Projektanforderungen technisch realisieren. Die übrige Zeit besteht daraus, das Equipment aus dem Lager zu holen und zum Veranstaltungsort zu bringen. Vor Ort geht es dann viel um Koordination: Diese Kisten müssen dahin, diese Scheinwerfer dorthin. Dann überwache ich den Aufbau, damit die Pläne auch eingehalten werden. Nach der Probe oder dem Soundcheck kommt das Konzert oder die jeweilige Veranstaltung und am nächsten Tag geht’s oft schon wieder mit Sack und Pack retour. Manche Tage sind echt hart, weil ich 16 bis 18 Stunden am Stück arbeite. Andererseits habe ich dann auch die Freiheit, an Tagen, an denen ich keine Produktion betreue, um 14 Uhr erst anzufangen. Für Planungsgeschichten halten wir uns aber schon eine Kernbürozeit von 10 bis 18 Uhr frei, weil wir festgestellt haben, dass bei den Veranstaltungshallen vor 10 Uhr eh keiner zu erreichen ist.
Viele junge Menschen erlernen diesen Beruf, weil es ein Modeberuf ist. Daher mein Appell: Die coolen Partys machen vielleicht zehn Prozent des Jobs aus. 90 Prozent sind entweder Büroarbeit oder Materialwartung im Lager. Was man auch bedenken muss: Wenn andere feiern, müssen wir nüchtern bleiben. Für mich ist das aber nicht schwer: Ich hab da den Arbeitsmodus – solange die Veranstaltung läuft, trinke ich keinen Alkohol und freue mich dafür aufs Feierabendbier.
Das Privatleben
Man muss schon Glück haben, dass man sowohl auf Beziehungsebene als auch im Freundeskreis Leute hat, für die es okay ist, dass man zum Beispiel am Samstag nicht mit feiern gehen kann. Das ist eben immer die Frage, wie man sich das einteilt und seine Freiräume schafft. Zum Beispiel gehe ich gerne am Montag oder Dienstag mit meinen Freunden brunchen, was andere nicht können. Gerade was Beziehungen betrifft, kann es aber schon manchmal sehr haarig werden. Vor allem, wenn man mit Musikern auf Tour geht und am Stück länger weg ist. Wenn du alle sechs Wochen mal zwei Tage heimkommst, ist das dann nicht unbedingt beziehungsförderlich.
Die Motivation
Am meisten reizt es mich, Sachen zu ermöglichen, die schwer oder kaum zu realisieren sind. Und dass jedes Konzert, jede Bühne, jede Veranstaltung ihre eigene Faszination hat. Am liebsten sind mir da Konzerte. Was mich am wenigsten freut, sind irgendwelche Disco- oder DJ-Partys. Das liegt aber für mich auch daran, dass im Theater oder bei einer Live-Band einfach die meisten Emotionen rüberkommen. Mit Musik arbeiten zu können, macht mir generell große Freude. Außerdem kommt bei mir dazu, dass ich mich selbst in einem klassischen Acht-Sunden-Job nicht wohlfühlen würde. Als selbstständiger Veranstaltungstechniker kann ich mir meine Arbeitszeiten relativ frei einteilen. Das Schöne ist auch, dass jeder Arbeitstag anders aussehen kann.
Was schade ist, ist dass die Wertschätzung mancher Künstler schon auch zu wünschen übrig lässt. Es gibt ja immer zwei Arten von Stars: Die einen, die sehr cool und lässig sind und sich nach dem Konzert bedanken. Und dann gibt es die, für die du nur der Idiot bist, der alles hell oder dunkel, laut oder leise macht.
Das Geld
In meiner Firma springen im Monat circa 2000 Euro raus, also 1400 bis 1500 netto. Das ist halt so das Spannungsfeld, in dem wir uns bewegen: Es gibt typische Monate, da brennt die Luft und es ist jeden Tag eine Veranstaltung. Jetzt im September und Oktober ist es gerade extrem knackig. Aber es gibt auch Monate, in denen man überlegt, wovon man den Kühlschrank füllen soll. Inzwischen weiß ich schon, wann diese Zeiten ungefähr sind – meistens Juni, Juli und Februar – und dann legt man sich dafür was zurück.
Die Frage, die auf Partys immer gestellt wird
Wenn man sagt, dass man Veranstaltungstechniker ist, kommt meistens zurück: Ah, also DJ? Oder was auch eine schöne Begebenheit war: Als ich einmal bei der Industrie- und Handelskammer angerufen habe und mich als Veranstaltungstechniker selbstständig machen wollte, hatte die Dame am Telefon keinen Plan, was das ist. Als ich dann gesagt habe: Tontechnik, meinte sie: Ach, also Töpfern?