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Wie viel verdient ein Schnapsbrenner
Wie ich dazu gekommen bin
Unsere Destillerie ist ein Familienunternehmen und deshalb habe ich das Schnapsbrennen schon von klein auf als Beruf kennengelernt. Ich habe viel von meinem Großvater und meinem Vater gelernt und leite heute zusammen mit meinem Bruder die Destillerie.
Ich habe mit 18 eine Schulung zum Edelbrandsommelier gemacht. Diese Schulung bei Weihenstephan dauert knapp drei Monate, jeweils vier Tage in der Woche. Die Ausbildung kostet 3000 Euro. Die Hälfte ist damals vom Staat bezuschusst worden. Da lernt man dann vieles über die Herstellung von qualitativ hochwertigen Destillaten und vor allem die notwendige Sensorik. Unter anderem, welche Aromen welche Frucht bietet. Wenn man blind an einem Schnaps riecht, soll man die einzelnen Aromenkomponenten erkennen und beschreiben können. Zum Beispiel: „Deutlich zu erkennen sind ausgeprägt Bittermandeltöne, schokoladig, etwas grasig und zitronig.“ Daraus lässt sich dann schließen, dass es sich um diese oder jene Frucht handelt.
Was ich genau tue
Ich mache in der Firma alles mit. Der Hauptbestandteil ist aber die Produktion und das Abfüllen, das sehr zeitintensiv ist, weil wir mit circa sechs Leuten jeden Schritt von Anfang bis Ende selbst machen. Das ist pure Handarbeit. Zusätzlich mache ich alles, was sonst noch in einer Brennerei ansteht: Von Marketing über Buchhaltung bis zur Baumpflege der Obstbäume.
Die Likör- und Geistproduktion ist ganzjährig. Die reine Brennerarbeit ist aber jahreszeitabhängig. Die Früchte zum Brennen werden zwischen Juli und November reif. Da beginnt dann die eigentliche Hauptarbeit. Ich wasche die vollreifen Früchte, zerkleinere sie, versetze sie mit Hefe und pumpe sie in Behälter, die luftdicht verschlossen werden. Die Gärung dauert zwischen zwei und sechs Wochen. Dann muss ich die Maische aus den zerdrückten Früchten im Brennkessel erhitzen. Wenn die Flüssigkeit danach aus der Brennerei kommt, ist sie mit circa 80 Prozent noch zu hochprozentig. Ich muss sie dann mit Wasser auf eine Trinkstärke von 40 Prozent einstellen. Anschließend lagere ich den fertigen Schnaps zwischen zwei und sechs Monaten, fülle ihn ab, etikettiere und verkaufe ihn.
Was ich verdiene
Das Schnapsbrennen läuft bei mir aktuell nebenher, unsere Firma ist noch im Aufbau. An Bränden und Likören verkaufen wir circa 5000 Flaschen im Jahr in Traunstein bei uns im Laden und bei Gastronomen im Umkreis. Im Schnitt sind es so um die 1000 Euro im Monat, die mir bleiben. Ich zahle mir auch nicht alles aus, weil ich in meine Firma investieren möchte. Man muss dazu sagen, dass die meisten Schnapsbrenner das als Nebenerwerb machen. Sehr viele sind älter und männlich, haben einen Hof und ein Brennrecht von früher und verarbeiten deshalb die eigenen Früchte zu Schnaps. Wie viel ich später mal verdienen werde, wenn ich das in Vollzeit mache, kann man kaum sagen. Das hängt natürlich ganz von der Größe der Firma ab und wie viel man zu tun hat.
Mein Privatleben
Ich studiere Betriebswirtschaftslehre. Ich habe das Studium gewählt, weil ich die noch relativ kleine Brennerei weiter aufbauen will und da braucht man dieses Wissen einfach.
Insgesamt ist es für mich aktuell sehr stressig. Jeder Tag ist entweder mit dem Studium oder der Brennertätigkeit verplant. Ich habe sozusagen eine Sieben-Tage Woche und arbeite ca. 30 Stunden in der Woche in der Brennerei. Meine Freunde wissen, dass ich sehr viel arbeite und sind deswegen nicht böse. Ich sage ja nicht einfach ohne Grund: „Ich habe keine Zeit.“ Das ist aber natürlich schon ein bisschen belastend. Andererseits bereue ich es nicht. Ich mache das für mich und für meinen Familienbetrieb. Wenn ich jetzt irgendwo angestellt wäre, dann würde ich natürlich nicht sagen: „Ich arbeite jetzt am Wochenende auch noch.“
Wenn ich in meiner Freizeit feiern gehe, trinke ich selten Schnaps, weil es meistens nichts Hochwertiges gibt. Aber wenn, dann dafür mit Genuss. Ich trinke eigentlich keinen billigen Schnaps nur um des Saufens willen. Dafür kenne ich die Herstellungsprozesse und Qualitätsstufen einfach zu genau. Es gibt ja genügend hochwertige gute Produkte, die man mit gutem Gewissen trinken kann.
Was mich antreibt
Ich finde den Beruf des Brenners einfach extrem spannend, weil man aus jeder Frucht Schnaps herstellen kann und die Aromen total unterschiedlich schmecken. Man hat da relativ viele Möglichkeiten und ist sehr frei. Schnaps ist für mich die höchste Form von Früchten und das Edelste, was man daraus machen kann. Es ist ein eher seltener Beruf, der aber sehr viel Spaß macht.
Das Beste an dem Job ist der direkte Kontakt mit den Leuten. Wir bieten Verkostungen an, bei denen wir den Menschen die Brennerei zeigen und ihnen den Beruf des Schnapsbrenners näher bringen. Das Schönste ist es, die fertigen Produkte mit den Kunden zu verkosten, vor allem, wenn die dann Sachen sagen wie: „Hey, das schmeckt wirklich richtig gut. Da möchte ich eine Flasche.“ Wenn es den Leuten schmeckt und die wissen, dass es was Hochwertiges ist, dann ist das der eigentliche Lohn für die Arbeit.
Wenn auf einem Obstbrand „Spirituose“ steht, dann ist das meistens Indiz dafür, dass das Produkt rein aus künstlichen Aromen hergestellt wurde und nie eine echte Frucht gesehen hat. Was mich antreibt, ist auch, hier ein Bewusstsein zu schaffen, was natürliche Produkte sind, und dass man die bevorzugen sollte. Schnaps ist ein Genussmittel und muss deshalb auch hochwertig sein.
Nach dem Master in BWL möchte ich auf jeden Fall Vollzeit von der Schnapsbrennerei leben können. Ich weiß, ich mache das für mich und für unseren Familienbetrieb. Das ist die Kraft, die mich antreibt. Ich will, dass da was geht.
Die Frage, die auf Partys immer gestellt wird
Auf Partys trinken die Leute natürlich Alkohol und denken sich dann: „Ja geil, der macht ja selbst Schnaps“. Da kommt man leicht ins Gespräch. Niemand weiß nämlich richtig Bescheid, wie Schnaps eigentlich hergestellt wird und ich erkläre das dann. Es kommt immer die Frage: „Wie oft musst du während der Produktion probieren?“ Ich antworte dann: „Man muss beim Brennen immer probieren.“ Das sind aber sehr, sehr kleine Mengen. Man nippt und riecht und trinkt keine ganzen Stamperl. Oft nehme ich natürlich auf private Feiern Kostproben mit und sage: „Hey, ich habe eh was dabei. Das können wir jetzt gleich probieren.“ Das kommt auch immer super an.