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Anne in New York: Klinkenputzen und Laptopgeklapper

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Auf zwei großen Leinwänden laufen vier Kameraperspektiven gleichzeitig. In einer schüttelt UN Generalsekretär Ban-Ki Moon gerade die Hand von Abdullah Gul, dem Präsidenten der Türkei. Das Klacken von Laptoptastaturen vermischt sich mit Gemurmel in allen Sprachen und dem Klicken der Kameras. Telefone klingeln, Computer fahren hoch, Menschen laufen hastig durch die Gänge.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Am zweiten Gipfeltag ist es in der Generalversammlung deutlich leerer. Im Medienzentrum des UN Gipfels sitzen 400 Journalisten an 20 langen Schreibtischen und berichten in die ganze Welt. Jeder Reporter hat lediglich Platz für seinen Laptop und einen Becher Kaffee. Daneben sitzt schon der Kollege. Über die Bildschirme der Laptops flimmern Texte, Fotos, Audio- und Videoschnittprogramme. Hier entsteht das, was morgen in den Zeitungen zu lesen sein wird. Trotz des permanenten Gemurmels liegt Anspannung in der Luft. Zwischen den konzentrierten Arbeitern entdecke ich immer mal Einen, der die Arme vor der Brust verschränkt und die Augen geschlossen hat. Berichterstattung vom UN Gipfel ist kräftezehrend.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Trotz des Gemurmels schlafen einige Journalisten im Pressezentrum. Es ist Dienstag früh, der Gipfel hat vor drei Stunden begonnen. Gerade hat Angela Merkel gesprochen, was ich aus einer der Fotokabinen an der Seite der Generalversammlungshalle beobachten konnte. Sie gestand ein, dass nicht alle Milleniumsziele bis 2015 erreicht werden. Aber sie sagte auch: „Der Entwicklungsprozess liegt in erster Linie in der Verantwortung der Entwicklungsländer.“ Ohne ein eigenes, sich selbst tragendes Wirtschaftswachstum, wird der Weg aus der Armut schwierig. Damit forderte sie eine neue Richtung in der Entwicklungspolitik. Daneben unterstrich sie immer wieder die Bedeutung Deutschlands in der UN: Deutschland als drittgrößter Beitragszahler in der UN, Deutschland als drittgrößtes Geberland in der internationalen Entwicklungspolitik, Deutschland als dringender Unterstützer von Sicherheit und Völkerverständigung.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Bei ihrer Rede vor der Generalversammlung forderte Bundeskanzlerin Merkel mehr Eigenverantwortung der Entwicklungsländer. Aus diesen Worten wird klar, worauf die Kanzlerin hinaus will. Sie ist nicht nur nach New York gereist, um Bilanz der Milleniumsziele zu ziehen. Sie wirbt auch für einen nichtständigen Sitz im UN Sicherheitsrat, dem höchsten Gremium der Vereinten Nationen. Zwei Sitze werden dort in diesem Jahr frei. Deutschland konkurriert gegen Portugal und Kanada. Am Rande des Gipfels traf sich Merkel unter anderem mit dem Präsident von Vietnam und dem Buthans, um um deren Unterstützung bei der Abstimmung Mitte Oktober zu bitten. Eine Stunde bevor Angela Merkel vor die Generalversammlung tritt, flattert ihre Rede bereits über den Presseverteiler des Auswärtigen Amtes in mein e-Mail Postfach. Mittags setze ich mich in die U-Bahn und fahre Uptown in die Digital Media Lounge, dem Forum für Blogger und Onlinejournlisten rund um den Milleniumsgipfel. Hier geht es eher um den Hintergrund, als um den eigentlichen Gipfel: Im Halbstundentakt finden in einem großen Kinosaal Podiumsdiskussionen statt. Themen sind unter anderem: Die Bekämpfung von Malaria, neue Technologien im Kampf gegen Armut, aber auch Film als Plattform um Leben zu ändern.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Die Digital Media Lounge ist das Forum für Blogger und Onlinejournalisten. Die Atmosphäre in dem Konferenzzentrum ist wesentlich entspannter als in der UN. Kaffeeduft liegt in der Luft, um eine Kuchenplatte stehen junge Leute und unterhalten sich ausgelassen. Die meisten hier sind jung und tragen Jeans statt Hosenanzug. Über ihre Bildschirme flimmern Twitter, Facebook und Blogs. Hier entsteht das, was gleich im Netz steht.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Der Generalsekretär von Amnesty International im Interview. Am Ende des Tages, es ist leer geworden in der Digital Media Lounge, tritt Salil Shetty auf, der Generalsekretär von Amnesty International. Er mahnt, dass es „peinlich, inakzeptabel und vermeidbar“ ist, dass jeden Tag Tausende Menschen sterben, weil Industriestaaten ihre Versprechen nicht halten. Ob das ankommt, wird sich morgen zeigen, wenn die Abschlusserklärung des Gipfels zu lesen sein wird.

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