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Botellón - Die wahre Geschichte

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„Botellón ist eine spanische Tradition“, erzählt Javier. „Weil wir uns die Getränkepreise in den Bars und Nachtclubs nicht leisten können, treffen wir uns eben am Wochenende mit unseren Freunden auf der Straße. Außerdem ist das Feiern an der frischen Luft doch viel angenehmer als in einem stickigen Club.“ So auch am vergangenen Wochenende im südspanischen Granada. Javier und Elena studieren dort – und waren angeblich Teil der größten Botellón Spaniens. „Botellón“ ist das spanische Wort für „große Flasche“, gemeint ist damit das gemeinsame Betrinken auf der Straße. Die Webseite macrobotellon.com soll alle spanischen Jugendlichen aufgefordert haben, sich an öffentlichen Plätzen zu betrinken, welche Stadt mehr Menschen zusammen trommeln kann, hat gewonnen. Während Zahlen zwischen 25.000 und 30.000 Menschen medienwirksam durch die Presse gejagt werden, sind die spanischen Jugendlichen ziemlich verwundert. Was dort nämlich so groß aufgebauscht wird, ist doch eigentlich ganz normal. „Die Botellón ist nichts Neues, das machen die spanischen Jugendlichen schon immer“, erklärt Javier.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Im vergangenen Jahr untersagte die Regierung das Trinken auf offener Straße, da die Alkoholabhängigkeit von Jugendlichen immer mehr zunahm. Während Städte wie Barcelona rigoros mit Strafen um die 300 Euro durchgreifen, wird die Botellón in Granada aber nach wie vor geduldet. Granada ist eine junge Stadt, nicht nur wegen der Studierenden der dortigen Universität, auch viele Sprachschüler kommen nach Granada. Die Botellón ist jedes Wochenende ein Treffen vieler Nationen, das bis auf wenige Ausnahmen immer friedlich abläuft. „Die Polizei hier hat wirklich etwas Besseres zu tun, als den Babysitter für uns zu spielen. Natürlich werden ein paar Polizisten abgeordnet, um die Botellón zu beaufsichtigen, aber dabei geht es eher um Drogenkontrollen. Die Polizisten sind da sehr entspannt. Wir treffen uns, um zu feiern, nicht um wie in Frankreich Vororte anzuzünden. Eigentlich gibt es selten Zwischenfälle", sagt Elena. Dass die Internetseite macrobotellon.com zu einem Wettbewerb aufgerufen hat, erfuhr sie erst auf dem eigentlichen Fest. „Wir waren aber nicht deswegen so viele Menschen, weil irgendein Internetbetreiber uns dazu aufgerufen hat, sondern weil Frühlingsanfang war. Den feiern wir jedes Jahr ganz groß. Dieses Jahr war er einfach an einem Ort außerhalb Granadas, damit man ein Zelt aufstellen konnte und mit der Nachbarschaft keinen Ärger wegen Lärm bekommt. Jetzt tut die Presse auf einmal so, als ob wir uns da zusammengerottet hätten, um die Stadt auseinander zu nehmen. Das ist totaler Schwachsinn. Die Frühlingsanfangsbotellón ist immer ein großer Karneval. Menschen kommen dort zum Teil verkleidet hin und das Datum steht logischerweise schon Wochen vorher fest.“ Javier pflichtet ihr bei: „Die Botellón ist eine friedliche Tradition. Wir gehen dorthin, um Spaß zu haben und nicht um unsere politische Meinung kund zu tun. Wahrscheinlich waren es dieses Jahr einfach so viele, weil wir uns an alle an einem bestimmten Ort versammelt haben. Normalerweise verläuft sich das ja, weil alle in der ganzen Stadt verteilt sind.“

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

In den Medien äußerte sich die spanische Gesundheitsministerin Elena Sagaldo besorgt. Sie befürchtet, dass das Besäufnisritual vor allem immer Jüngere zum Trinken animiere und die Verbote deswegen mit stärken Maßnahmen durchgebracht werden müssen. Liberale Politiker dagegen pochen auf das Recht der Versammlungsfreiheit. Javier glaubt, dass Elena Sagaldo mit dem großen Medienhype nur von wirklichen Problemen ablenken will. „Die Botellón ist ein Treffpunkt. Nicht jeder betrinkt sich dort. Härtere Gesetze werden 14-Jährige nicht davon abhalten zu trinken. Das ist Aufgabe der Eltern. Wenn diese versäumen, ihren Kindern Regeln beizubringen, braucht sich die Regierung nicht über jugendliche Alkoholiker wundern.“

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

In Barcelona ist die Frühlingsbotellón letzte Woche verboten worden, was zu großen Ausschreitungen und Randale geführt hat. 70 Personen wurden verletzt, 50 festgenommen. Auch in Granada gab es Zwischenfälle, einige Mülltonnen brannten, Schaufenster wurden eingeworfen und 54 Personen verhaftet. „Ein paar Idioten gibt es halt immer“, meint Javier, trotzdem geht er am nächsten Wochenende sicher auf die nächste Botellón. Bilder: dpa & rtr

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