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Lindsay und der Feuerschoß
Um wen geht’s?
Um den Firecrotch, zu deutsch „Feuerschoß“: Eine kleines, anschauliches Schimpfwort, das eine bemerkenswerte Karriere gemacht hat.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Lindsay Lohan hat normalerweise eine andere Haarfarbe
Wodurch ist es bekannt geworden?
„Firecrotch“ erblickte das Licht der Welt bei einem Vorfall, der den vorerst letzten Höhepunkt in der Fehde zwischen Schauspielerstarlet Lindsay Lohan und Hotelerbin Paris Hilton bildete.
Anfang Juni veröffentlichte der amerikanische Internetdienst TMZ ein Video, auf dem Hilton in Begleitung ihres Spielgefährten und Co-Milliardenerben auf dem Weg von einer Party zu sehen war. Der Reporter bat Davis und Hilton um einen Kommentar zum Thema Lohan. Aus heiterem Himmel brach der scheinbar vollkommen alkoholisierte Davis in eine Hasstirade gegen die junge, rothaarige Schauspielerin aus. Zunächst beschimpfte er sie als lächerlich und armselig. Lohan sei „ungefähr sieben Millionen Dollar wert, also arm“ sagte Davis unter anderem – im kapitalfixierten Hollywood eine harte Beleidigung. Zudem würde er niemals mit Lohan ins Bett gehen wollen, betonte Davis und begründete das dann auch in aller Ausführlichkeit mit einem plastischen und verächtlichen Monolog über die vermeintlichen Merkmale von Lohans Genitalbereich. Etwa fünf Minuten dauerte der Anfall und mündete in einem lautstark gelallten: „She’s a firecotch“ – sie ist ein Feuerschoß, ein Ausdruck der einerseits auf Lohans rote Haare anspielt, andererseits auf brennenden Juckreiz in der bereits erwähnten Körperzone: Nicht besonders nett.
Innerhalb kürzester Zeit machte das Video die Runde durch sämtliche Celebrity-Blogs. Fans und Feinde Lohans gleichermaßen reagierten mit freudigem Entsetzen auf die Härte der Beleidigung. Davis wurde von seinem Manager gezwungen, sich in aller Öffentlichkeit zu entschuldigen und einen Alkoholentzug zu beginnen. Lohan durfte – zumindest kurze Zeit – im Mitgefühl der gnadenlosen Bloggerszene baden. Solidaritätsbekundungen in Form von T-Shirts mit dem Aufdruck „Team Firecrotch“ tauchten auf. Die Moderatoren eines Lokalradiosenders aus Los Angeles spielten ein „Firecrotch“-Lied ein. Zwar ist der Hype um das Video mittlerweile deutlich abgeebbt – dafür hat sich der Begriff des Firecrotch mittlerweile zu einem selbstständigen Begriff entwickelt. Das Urban Dictionary verzeichnet zehn Einträge zu dem Begriff – vier davon beziehen sich mehr oder weniger direkt auf Lindsay Lohan. Blogs und Merchandising-Firmen werben im Internet mit Slogans wie „We love Firecrotches“ – und jeder weiß sofort, was damit gemeint ist. Aus einer abfälligen Bemerkung ist mittlerweile eine Art Codewort geworden.
Was ist davon zu halten?
„Firecrotch“ gehört zur selben Verbalfamilie wie etwa die Formulierung „Schwarz-rot-geil“: Prinzipiell unschöne Wortschöpfungen aus zweifelhafter Quelle steigen auf in die Sphäre der Alltagssprache. Das spricht nicht unbedingt für diejenigen, die da reden. Aber doch für die Eingängigkeit des Ausdruckes.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Tut gerne nett, hat aber gemeine Freunde
Was muss man darüber wissen?
Wer „Firecrotch“ sagt, äußert sich automatisch über sein Verhältnis zu Lohan vs. Hilton. Fans der Schauspielerin begegnen dem Begriff normalerweise grundsätzlich mit empörter Verachtung. Sie kultivieren einen leidenschaftlichen Hass auf Hilton, Davis und alle anderen superreichen Promistinkern. Nur wenigen gelingt es, „Firecrotch“ als zärtlichen Spitznamen für die Schauspielerin zu verwenden. Meistens ist der Gebrauch des Wortes ein klares Zeichen der Zugehörigkeit zum Hilton / Davis-Lager. Mit diesem Wort ist ein leichtfertiger Umgang also nicht ratsam: Es ist zur Gesinnungschiffre geworden.
Was wird daraus?
So lange Prominente und das Internet zu den relevanten Größen auf diesem Planeten zählen, kann der Siegeszug des „Firecrotch“ nicht gestoppt werden.
Bild1: afp; Bild2: dpa