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Grimme-Online-Award 2007: jetzt.de stellt die Sieger vor
Die Pressemitteilung aus Marl kam eigentlich zu früh: "Die Sieger des siebten Grimme Online Award stehen fest", heißt es in dem Schreiben, das eigentlich erst am Donnerstag hätte verschickt werden sollen. "Aus insgesamt 23 Nominierungen ermittelte die Jury sechs Preisträger-Websites in den drei Kategorien INFORMATION, KULTUR UND UNTERHALTUNG sowie WISSEN UND BILDUNG." Wegen eines Fehlers waren die Preisträger aber schon vorab bekannt geworden.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
jetzt.de stellt die Sieger vor und gibt eine Einschätzung.
Preisträger in der Kategorie Information: Stefan Niggemeier
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Worum geht's? Um große und kleine Medienskandale. Lieblingsthemen sind Ungereimtheiten bei Anrufsendern und andere Medienmenschen, mit denen Stefan Niggemeier gern (und wenn es sein muss) auch rüde streitet. Wer macht's? Der Miterfinder des Bild-Blogs Stefan Niggemeier. Preiswert? Es gibt einen Haufen lesenswerter Medienblogs. wortfeld.de, medienpiraten.tv oder die medienlese.com sind sicher nicht schlechter als das Niggemeier-Blog. Der Preis ist hier aber dennoch an einer guten Stelle - und sei es nur als Farbtupfer in der sehr schlichten Optik des Blogs. jetzt.de-Prognose Weil Stefan Niggemeier weiß, dass man nur an großen Gegnern wachsen kann, wird er sich bald ein neues Feindbild suchen müssen - unser Vorschlag der FC Bayern. Dort gibt es sicher genügend Fans und Hasser, die nur auf ein pointiertes Watchblog warten.
Preisträger in der Kategorie Information: fudder.de
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Worum geht's? Die Unterzeile erklärt: um "Nachrichten aus Freiburg". Dass das außerhalb des Breisgaus nicht zu Langeweile führen muss, beweist fudder seit einer Januar 2006. Wer macht's? Ein junges Redaktionsteam der Badischen Zeitung, das in einer etwas verschwurbelten Philosophie erklärt: "Wir wollen kreativ sein und innovativ. Wir wollen Regeln brechen und Sachen ausprobieren. Wir wollen Fehler machen und lernen." Preiswert? Nimmt man den eigenen Anspruch als Maßstab, sicher nicht. Denn fudder ist weder sonderlich kreativ, noch Regel brechend. fudder ist ein sehr gut gemachtes lokales Weblog, ergänzt um einige gängige Web2.0-Ideen. Schaut man sich jedoch an, wie regionale Medien andernorts junge Leser zu erreichen versuchen, muss man sagen: fudder ist was Besonderes in Deutschland. Und deshalb in jedem Fall preiswürdig. jetzt.de-Prognose: Auf der redaktionsinternen Feier des Preises traut sich einer der Praktikanten endlich die schlimme Wahrheit auszusprechen, leicht angetrunken geht er zum Chef und sagt es: "Du ich muss dir mal was sagen. Ist ja alles ganz nett hier, aber fudder ist echt ein dämlicher Name." Plötzlich bemerken es alle und das Freiburger Jugendweblog wird endlich richtig toll.
Preisträger in der Kategorie Information: blog.tagesschau.de
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Worum geht's? Um einen Backstage-Besuch bei Deutschlands wichtigster Nachrichtensendung. Wer macht's? Die Chefredakteure der Tagesschau bloggen. Das ist schön. Allerdings machen sie das in öffentlich-rechtlicher Vorsicht. Das ist manchmal etwas schade. Mehr Offenheit, eigene Fehler und damit auch Verletzlichkeit würde das Ansehen der Tagesschau eher heben als senken. Preiswert? In jedem Fall. Es gibt nicht viele Journalisten, die gut bloggen können. Tagesschau hält sich da im vorderen Bereich. jetzt.de-Prognose: Der Tagesschau-Podcast muss kommen. Jo Brauner, Dagmar Berghoff und Wilhelm Wieben erzählen lustige Geschichten aus der Redaktionskonferenz der Tagesschau.
Preisträger in der Kategorie Wissen und Bildung: Elektrischer Reporter
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Worum geht'? Der FAQ genannte Erklärbereich behauptet, noch im Aufbau befindlich zu sein, erklärt aber: Der Elektrische Reporter sei ein "mehr oder minder experimentellen Informationsangebot von Handelsblatt.com. Hier erscheint jede Woche ein neues Video von zehn bis 20 Minuten Länge, das sie entweder direkt anschauen oder für den späteren Verzehr herunterladen können." Wer macht's? Ein Freund des Schwarz-Weiß-Bildes: Der Journalist Mario Sixtus findet offenbar Gefallen an dem Kontrast alter Bilder zum orange des Handelsblatt. Zudem hält er es für angebracht, seine Moderationen auch akustisch schwarz-weiß vortragen zu müssen. Davon abgesehen ist der Elektrische Reporter jedoch eine sehr interessante Kolumne/Sendung/Reihe. Sixtus interviewt jede Woche "einen Vordenker in Sachen Internet". Preiswert? Uneingeschränkt ja. Dass es dennoch im Vorfeld eine Debatte um den Elektrischen Reporter gab, ist schade. Hätte doch jemand Mario Sixtus gesagt, dass man entweder eine Preis verleihen (Mitglied der Jury sein) oder einen Preis bekommen kann. Beides geht schlecht zusammen. jetzt.de-Prognose: Als Reaktion auf die Unstimmigkeiten seiner Auszeichnung interviewt sich Sixtus in der nächsten Folge selber.
Preisträger in der Kategorie Kultur und Unterhaltung: polylog.tv
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Worum geht'? Um den Beweis, dass eine merkwürdige Fernsehsendung ein sehr gutes Internet-Angebot haben. Polylog - nach eigenen Angaben "ein Video- und Debattenportal für alle, die sich für ihre Zeit interessieren" ist ein Plattform, um sich in bewegten Bildern auszudrücken. Mit der kruden Selbstbeschreibung (für meine Zeit interessieren!!??) hat das genauso wenig zu tun wie mit der unerträglichen Sendung Polylux in der ARD. Wer macht's? Das Team hängt zumindest eng mit der TV-Redaktion zusammen. Oder? Preiswert? Wenn man davon absieht, dass die Redaktionsmeldung, dass Polylog für den Grimme-Online-Award nominiert war, keinerlei Reaktionen in der Community auslöste (keiner da?), in jedem Fall: Ja. jetzt.de-Prognose: Wenn Tita von Hardenberg ihr nächstes Kind bekommt, übernimmt Polylog die Sendung in der ARD und Frau von Hardenberg kann sich bis zur Pubertät ihrer Kinder um sie kümmern.
Preisträger in der Kategorie Kultur und Unterhaltung: Nach 100 Jahren
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Worum geht's? Um ein Weblog. Wie langweilig. Wer macht's? Die Schrifstellerin Annette von Droste-Hülshoff - und dass obwohl sie schon tot ist. Die Journalisten Monika Porrmann bereitet mit dem Angebot "Nach 100 Jahren" Texte der 1848 gestorbenen Schrifstellerin fürs Internet auf - und beweist damit, dass Weblogs nicht modern und oberflächlich sein müssen, sondern eine spannende Kulturtechnik darstellen. Preiswert? Sexy ist das nicht, aber sehr interessant. Deshalb: Ja! jetzt.de-Prognose: Da steckt Potenzial drin. Günter Grass könnte Geständnisse bloggen, Goethe Frauengeschichten
Publikumspreis: hausgemacht.tv
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Worum geht's? Um Tipps im bewegten Bild. Videoratgeber nennt Sat1 das und versendet scheinbar alte Beiträge im Netz. Wer macht's? Menschen mit Mitteilungsdrang und Sat1. Erstere stellen ihre Videos ein, zweitere stellen die Plattform zur Verfügung. Preiswert? Naja. Kann man drüber streiten. Es ist in jedem Fall ein spannendes Format: Menschen zeigen einander, wie man Dinge erledigt. jetzt.de-Prognose: Das ganze schreit nach Porno. Und Filme wie Wie peppe ich meine Unterwäsche auf? deuten bereits die Richtung an, in der mehr Traffic wartet: "Missionar-Stellung, so geht's" ist allerdings keine schöne Perspektive. Im vergangenen Jahr wurde jetzt.de mit dem Grimme-Online-Award ausgezeichnet. In diesem Jahr hat unser Redaktionsleiter dirk-vongehlen als Mitglied der Nominierungskommission am Grimme-Online-Award mitgewirkt. Die Preise werden am Mittwoch in Köln verliehen.