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Wie klingt Hiphop in Österreich, Waxolutionists?
Ihr werdet als Aushängeschild der Wiener HipHop-Szene bezeichnet. Wie groß ist die HipHop- und Rap-Szene in Österreich generell? Buzz: HipHop spielt sich in Österreich vor allem in Wien und Linz ab, aber auch die restlichen Bundesländer entwickeln immer vitalere Szenen. Die Rap-Szene in Österreich ist in den letzten Jahren schon recht groß geworden. Es gibt allerdings auch extrem viele Crews, die noch am Anfang stehen. Auf jeden Fall sind aus unserem Umfeld in Wien zum Beispiel Kamp oder Die Vamummtn zu nennen. Wichtig ist auch das oberösterreichische Label Tonträger rund um Texta. BNCKD: In Österreich ist Mundart-Rap gerade richtig groß. Viele Altbekannte haben sich zum Slangster-Movement zusammengeschlossen. Damit können sich einfach viele Leute identifizieren, auch jüngere. Das einzige Problem ist natürlich, dass die Rapper zum Großteil damit nicht wirklich über die Grenzen hinaus kommen. Viele Wiener tun sich ja schon schwer damit, den Oberösterreicher zu verstehen, die Salzburger wiederum die Tiroler.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
Ihr produziert HipHop und holt euch dafür Rapper aus Deutschland, Amerika oder Schweden. Auf eurer aktuellen Platte gibt es außer Manuva keinen Österreicher, der rappt. Warum nicht? Buzz: Es ist nicht so, dass wir außer ihm keinen Österreicher drauf haben wollten. Es hat sich einfach nicht ergeben. Leute, mit denen wir schon viel zusammen gearbeitet haben, wie zum Beispiel Dephjoe, haben gerade selber Alben veröffentlicht. Was die ausländischen MCs angeht, sind wir unter anderem davon abhängig, ob gerade wer in Österreich auftritt. Wir machen keine Tracks mit großen Leuten, nur damit wir sie auf unserem Album haben. BNCKD: Wir sind ja DJs und Produzenten. Wir können uns eigentlich aussuchen, in welcher Sprache die Vokalisten singen oder rappen sollen. Das ist anders als in einer Band, die sich durch nur eine Sprache auch meist auf nur ein Land begrenzt. Unsere Tracks sind somit auch für den internationalen Markt optimal. Euer HipHop klingt amerikanisiert. Gibt es auch etwas typisch Österreichisches darin? Buzz: Wir sind recht natürlich geprägt. Als wir vor mehr als 15 Jahren angefangen haben, Platten zu sammeln und uns mehr für Musik zu interessieren, haben wir schon extrem viel von den Amerikanern mitgenommen. Wir waren allerdings von Anfang an Vinyl-Digger, gleichzeitig aber keine Inzestler, die sagen: Es muss nur HipHop sein! BNCKD: Aber man muss schon sagen – und das war schon früher so -, dass die freshen Geschichten einfach aus L.A. und Detroit kommen. London, Paris, Stockholm und Amsterdam sind auch ganz weit vorn. Wien hat sich definitiv in den letzten Jahren auf die internationale Landkarte mit drauf geschrieben. Schauen österreichische HipHopper zu denen aus Deutschland auf? Buzz: Das ist eigentlich eine Rapper-Frage, die man Kamp, Manuva oder anderen MCs stellen müsste. Generell glaube ich, dass deutsche MCs viele österreichische MCs geprägt haben. Samy Deluxe, Dendemann, Fünf Sterne Deluxe oder Torch haben eine riesengroße Vorreiterrolle gehabt. Da waren die Deutschen den Österreichern immer um ein paar Jahre voraus, auch was Releases anging. Das kann man nicht abstreiten, auch heute noch gibt es hier viele MCs mit deutschen Vorbildern. BNCKD: Es gibt in Österreich einfach auch mindestens 200 Rapper, die es so machen wollen wie Bushido oder andere vom damaligen Aggro Berlin. Diejenigen aber, deren Selbstbewusstsein groß genug ist, machen einfach ihr eigenes Ding und versuchen nicht, so zu sein wie irgendwer anderes. Dadurch bekommen sie auch automatisch mehr Respekt. Man hört in Deutschland wenig von den österreichischen MCs, weil die Vernetzung nicht gut genug ist. Aber auch da muss man zwischen HipHop und Rap trennen. Die Produzenten sind schon gut vernetzt, bei denen gibt es aber auch weit weniger Ego-Probleme als bei Rappern. Wäre ein Label wie das mittlerweile nicht mehr bestehende Aggro Berlin in Österreich überhaupt denkbar? BNCKD: Nicht in der Größe. Es gibt schon einige kleinere Labels, die kurzzeitig für Furore sorgen. Aber so erfolgreich wie Aggro Berlin ist bisher noch keines geworden. Ich glaube auch, dass es so etwas in der nächsten Zeit nicht geben kann. Um das zu starten muss man eine ungeheure Fanbase haben und sich selbst enorm hypen. Da fehlt es dann auch am unbedingten Marketing-Willen. Es gibt Leute, die sind wirklich gut, haben aber niemanden hinter sich, der sich wirklich auskennt und die Strukturen für eine große Karriere aufbauen könnte. Auch was die Produktion angeht: Man kann Aggro Berlin mögen oder nicht – die Sachen waren einfach gut produziert! Da steckt ein Plan hinter, und den haben die Leute hier oft nicht. Buzz: Ein gutes Beispiel sind die erwähnten Vamummtn. Sie bringen Qualität und Spaß mit. Die machen sich über diejenigen lustig, die dauernd übers Ghetto rappen. Die Vamummtn haben es mittels Networking-Möglichkeiten, dank Web 2.0, geschafft, eine riesige Fanbase und somit Millionen Views auf YouTube zu bekommen. Sie haben den derzeit größten Erfolg in Österreich, wobei kommerziell nicht vergleichbar mit Aggro-Berlin. Aber ein Schritt in die richtige Richtung, vielleicht funktioniert es in Österreich dann besser, wenn man sich selber nicht allzu ernst nimmt. Die Vamummtn feat. Konfus: "Langes Haar"
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In Deutschland funktionieren Platten von Rappern wie Sido nur, weil er über seine harte Straßenvergangenheit rappt. Gibt es so ein Phänomen auch in Österreich? Buzz: Das funktioniert hier nur in der eigenen Straße der Rapper. Oder in ihrem eigenen Käfig, wo sie Fußball spielen. Dadurch, dass die Stadt so klein ist, bekämpften sich diese Rapper auch von der einen Gasse in die nächste. Mir fällt niemand ein, der mit Raps über seine Straßenvergangenheit groß raus gekommen ist. Das ist in Österreich sehr schwer. Der größte Indie-Radiosender Österreichs ist FM4. Spielen die viel nationalen HipHop und Rap? Buzz: Sie spielen generell sehr viel österreichische Musik. Auf der Indie-Pop-Rock-Schiene passiert viel, aber es gibt auch Spezialsendungen bei FM4, die wirklich gut funktionieren, und in denen auch die richtigen Leute sitzen, die Ahnung haben. Tagsüber werden auch oft Kamp-, Texta- oder Waxos-Nummern gespielt, aber es könnte natürlich insgesamt noch mehr unbekannter österreichischer Rap und HipHop gespielt werden. Viele deutsche HipHopper und Rapper platzen fast vor Stadtstolz. Ist das in Wien auch so? BNCKD: Ich finde den Begriff „Stolz“ gar nicht so negativ behaftet. Wir haben mit unserem Label in der letzten Woche das erste Mini-Festival namens „Run Vie“ aufgezogen, das wir der neueren, internationaleren Generation an HipHop-Produzenten gewidmet haben. Wien bringt ihren eigenen Word-Flow mit sich. Auf so etwas sind wir natürlich stolz, speziell auf die Fanbase, die so ein Event überhaupt erst zulässt und ermöglicht. Buzz: Wir sind als Waxos sehr viel unterwegs und kriegen leider oft relativ wenig mit von den Städten. Ich bin immer wieder froh, wenn ich nach Wien zurückkomme. Es gibt nicht diesen Aggro-Berlin-Stolz, aber wir finden, Wien ist eine angenehme, gemütliche, rundum schöne Stadt, auch für viele Künstler.
„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.
„We Paint Colors“ von Waxolutionists erscheint am 6.11. auf Sunshine Enterprises/Groove Attack. www.waxos.com www.supercity.at