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Appetit auf Katzen

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Einen Namen behält man ein Leben lang. Ok, manche, vor allem Frauen, verändern nach einer Heirat den Nachnamen, aber der Vorname bleibt im Grunde immer gleich. Hier in Deutschland redet bei der Namensgebung auch das zuständige Amt mit. Nach neuen Gerichtsurteilen sind sogar Namen wie Dior, Fanta, oder November möglich. Wer bitte schön möchte denn nach dem trübsten Monat des Jahres benannt werden? Oder nach einer viel zu süßen Limonade? Ich denke niemand. Eltern, die ihren Kindern so etwas antun, sollten zur Strafe zusammen mit Verona Pooth gemeinsam überlegen, ob es Alternativen zum Vornamen „San Diego“ gibt. Und zwar zusammen mit dem deutschen Gelfrisurmonster Franjo. Übrigens auch ein toller Name für ein Mädchen. Oder ist der ein Mann?

Ich habe selbst einen merkwürdigen Vornamen: Alf. Merkwürdig auch im Sinne von: des Merkens würdig. Im Gegensatz zu Namen wie Christian, Michael oder Stefan ist er wirklich leicht zu erinnern. Freunde oder Bekannte wissen sofort, wer gemeint ist und fragen nicht nach: Christian Müller oder der Christian aus dem Badmintonverein? Ich bin immer eindeutig zuzuordnen, da die allermeisten Leute nur einen Alf kennen: Mich. Ich bekomme aber oft die gleiche Frage gestellt, wenn ich mich Menschen zum ersten Mal vorstelle: Heißt du wirklich Alf? Sie gehen wie selbstverständlich davon aus, dass mein richtiger Name bestimmt nicht Alf, sondern Alfred oder Alfons ist. Dass Alf nur eine Kurzform ist, weil zum Beispiel Alfred so ein altbackener Name und Alf irgendwie moderner und cooler wirkt. Aber das ist es nicht. In meinem Pass stehen nur drei Buchstaben: ALF. Außerdem könnte mein Name auch Adolf lauten – Alf ist auch ein Spitzname davon. Aber das hat noch nie jemand erwähnt. Wie man sich denken kann aus guten Gründen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Früher hat mich übrigens nie jemand gefragt, ob ich „wirklich“ Alf heiße. Früher, dass war vor einer TV-Serie mit einem knuddeligen Zottelmonster. Dieses Monster lebte im Haus der Durchschnittsfamilie Tanner in Amerika. Es stürzte einfach so vom Himmel in deren Garage. Leider hörte auch dieses Pelztier auf den wunderschönen Namen Alf. Alf steht für „Alien Life Form“, also außerirdische Lebensform. Diese an sich harmlose Serie veränderte vieles in meinen Leben. Plötzlich war mein Name – der aus dem skandinavischen kommt wie Ulf oder Olf – etwas ganz besonderes und wurde zur Zielscheibe für hartnäckige Scherze. Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich den Spruch „Isst du gerne Katzen?“ gehört habe. Zunächst konnte ich noch mitlachen, aber irgendwann nervte die Frage nur noch. Vor allem glaubte wirklich jeder, der diesen Spruch brachte, er wäre der erste gewesen. Und das auch noch Jahre nachdem die Serie gar nicht mehr im Fernsehen lief. Gerne wurde auch „Null Problemo“ verwendet. Ich sagte meinen Namen und mein Gegenüber antwortete: „Alf? Null Problemo!“ Höhöhöhöhö. Wahnsinn, wie ist der nur darauf gekommen? Total kreativ! Auch war Gordon Shumway alias Alf total verfressen, wenn ich dann mal bei jemanden zum Essen eingeladen war und noch einen Nachschlag nahm, wurde auch das entsprechend mit der Serienfigur in Einklang gebracht. In Hamburg meinte jeder, dass ich mit dem Namen Stammgast im Musical „Cats“ sein müsste, denn da würde ich ja die Snacks gleich auf der Bühne bewundern können. Einen Scherz mag ich aber noch bis heute, weil er kreativer als alle anderen war. Ich stellte mich als Alf Frommer vor, daraufhin meinte der Mann: Frommer Alf? Pfarrer von Melmac. Der Witz war etwas Besonderes.

Meine Eltern konnten bei meiner Geburt nicht ahnen, was mir mit meinem Vornamen mal alles an Frotzeleien passieren würde. Aber Leute, die ihr Kind Ikea, Moet oder Paprika nennen, sollten wissen, was sie ihrem Kind damit antun. Sie gehen durch eine Hölle, die sie entweder stark macht oder irgendwann dazu bringt, sich einen neuen Vornamen zu suchen. Für die sind Karsten, Sabine oder Claudia der Himmel auf Erden. Das sind Namen, an denen sich keiner stören kann. Aber auch bei zunächst harmlosen Vornamen ist Vorsicht geboten: Vor kurzem postete ein Verwandter von mir auf Facebook, dass er Vater geworden ist. Seinen Sohn hat er Theo getauft. Ich schrieb unter das süße Bild des Babys: Theoooooooo, wir fahren nach Lodz.

Text: alf-frommer - Foto: Screenshot

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