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Die neuen rechten Mädels nutzen das Netz

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Eine schöne junge Frau, mittelalterlich gekleidet, steht mit Pfeil und Bogen in wilder grüner Natur. "European women are not victims", steht auf dem Bild. Sieht aus wie Werbung für eine HBO-Fantasy-Serie. Ist aber die neueste Propaganda-Schiene der Rechtsextremen. Mit ihnen versuchen junge Frauen und Mädchen, bisher in der Szene eher unterrepräsentiert, ihresgleichen für völkische Ideologien zu gewinnen. 

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert
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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

"Family instead of feminism"

Auf Facebook findet man Gruppen wie "Just Nationalist Girls" oder "Filles d'Europe". Sie sind meistens europäisch ausgelegt, zeigen Bilder von Frauen aus der Ukraine, Belgien, Schweden oder Italien. Und schreiben auf Englisch dazu: "dreaming about Europe after liberalism", "family instead of feminism" oder "tradition beats every trend!". Auf den Videos spielen junge Mädchen Dudelsack und Harfe. Oder singen, in Tracht gekleidet, Volkslieder. Je nachdem, was ihrem "Ursprung" entspricht. Es geht also um die altbekannten Motive: Tradition. Revolution. Widerstand. Ein Europa der Stämme.

Und daran aktiv mitarbeitende Frauen: Ellen ist 22 Jahre alt und studiert Psychologie in Belgien. Sie hat die Gruppe "Just Nationalist Girls" mitgegründet. "Es war eigentlich eher ein Witz. Wir wollten bekannte Seiten wie "justgirlythings" mit einem nationalistischen Dreh versehen." Also postete sie vor zwei Jahren mit einer Freundin und ihrem Bruder, alle in der flämisch-nationalistischen Bewegung aktiv, die ersten Bilder. Die klassischen rechtsextremene Drohkulissen: Vergewaltigung der europäischen Frau durch den muslimischen Mann. Gefahr für Tradition und Natur durch das von den Linken verantwortete "moderne Leben". Der Verlust von Schönheit und Reinheit – durch kulturelle Vermischung.

Das sieht aus wie Riefenstahl 2.0: Hübsche junge Mädchen marschieren mit eine Lächeln für die "Revolution", posieren als wehrhafte Maiden, zeigen rechte Literatur auf nackten Beinen. Instagram-Optik und Meme-Mechanismen, zum Beispiel Listen wie "Die drei größten Lügen des Sozialisten", docken an übliche Seh- und Share-Gewohnheiten an. Zuspruch bekommt Ellen inzwischen besonders aus den USA, Deutschland, Polen und Frankreich. "Women are most beautiful when they're modest!", begeistert sich Karolina aus Polen. Aber auch Kritik gibt es: "Girl drinking beer – not nice", schreibt Alessandro aus Italien unter ein Bild eines biertrinkenden Naturmädchens. Ellen weiß: "Nationalisten sind oft auf Männlichkeit fokussiert. Wir sollten aber Aphrodite ebenso schätzen wie Thor."

Von Landmädel-Romantik zu Rechtsextremismus

Simone Rafael, die sich für die Amadeu-Antonio-Stiftung mit weiblichem Rechtsextremismus befasst, erklärt dieses neue Selbstbewusstsein rechtsextremer Frauen: "Früher versuchten vor allem die Rechtsextremen selbst, das klassische Rollenbild aufrecht zu erhalten: Die Männer sind aktiv, die Frauen nur die daneben stehenden Freundinnen." Doch das Klischee vom passiven Weibchen stimme längst nicht mehr. "Dass es ebenso viele rechtsextreme Frauen wie Männer gibt, kann man in den sozialen Netzwerken jetzt besser beobachten denn je", so Rafael. Frauke Petry und Marine le Pen als prominente Role-Models sind das eine. Die tägliche Identifikation auf den Bühnen der Netzwerke ist jedoch unter Umständen wichtiger.

Der Weg: die ganze Bandbreite bespielen, die es zwischen Landmädel-Romantik, Nationalismus und offenem Rechtsextremismus gibt. Eine Vielzahl kleinerer und mittelgroßer Facebook-Gruppen bietet für jede ideologische Facette etwas. Die Anschlussfähigkeit ist damit hoch: Man kann sich mit den italienischen hippen, gut aussehenden Faschistinnen identifizieren – oder martialischen finnischen Neonazinnen. Nach den Vorfälle von Köln in der Silvesternacht 2015 gründete sich beispielsweise der "Mädelbund Henriette Reker". Die deutsche Facebook-Gruppe ruft offen zur Gewalt gegen Flüchtlinge auf. 

"Man kann heute rechtsextrem sein und Hip-Hop hören, aber sich dabei kleiden wie unpolitische Hipster", sagt Rafael. Wie jede ausdifferenzierte Subkultur polarisieren die einzelnen Strömungen. Dass zum Beispiel viele der Gruppen auf Englisch kommunizieren, um europaweit Anhängerinnen zu finden, gefällt klassischen Neonazis, die aus "Internet" das "Weltnetz" machen, wiederum weniger. So bleiben die Follower-Zahlen niedrig. Auch, weil immer wieder Gruppen gelöscht werden.

Was alle Gruppen eint: Bestimmte Werte wie Familie, kulturelles Erbe und Heimat. Die Rolle der Frau als Mutter, die eine Ideologie aktiv an ihre Kinder weitergibt, unterstützen alle Ausprägungen. Die nächste Stufe der ideologischen Agitation ist laut Simone Rafael dann logischerweise offline: die von Frauen oft sehr subtil ausgeübte Arbeit an der Basis.

"Gerade junge Mütter werden dann auch aktiv, in Gremien von Kindergärten oder Gemeinden. In Mecklenburg-Vorpommern forderten solche Mütter zum Beispiel, dass Fotos mit schwarzen Kindern abgehängt werden. Mit der Begründung, es gäbe dort ja auch keine schwarzen Kinder." Am Ende dieses in der Propaganda gut belegten weiblichen Idealbildes als politisch gefestigte Hausfrau stehen dann regelrechte "Völkische Siedlungen", wie sie Rafael aus ihrer Forschung kennt. Hier finden sich rechtsextreme Familien zusammen, um ihre Kinder im Sinne der Ideologie großzuziehen. Diese aktive Rolle wird von den Männern in der Bewegung durchaus geschätzt. "Die wollen nicht das stille Heimchen am Herd, sondern eine ideologische Gefährtin," so Rafael.

"Frauen stehen für Stabilität und Hingabe"

So ist auch Ellen aus Belgien davon überzeugt, dass der europäische Liberalismus, der Einwanderung und Gleichstellung grundsätzlich gutheißt, scheitern muss. "Ich glaube fest daran, dass jede von uns zu einer Gemeinschaft gehört. Zu einer Familie, einer Nation und zu Europa. Damit teilen wir Identität und Werte. Die gilt es unbedingt zu schützen." Diesem völkischen Ansatz entsprechend, kann sie ihre politische Einstellung genau verorten: "Ich würde mich identitär und rechtskonservativ nennen."

Und auch ihre Rolle als Frau sieht sie klar: "Ich assoziiere damit das Mutter sein, das Kümmern. Frauen stehen für Stabilität und Hingabe." Aber deswegen müssten Frauen nicht alle Ambitionen aufgeben, im Gegenteil. "Wir streben nach einem 'identitären Feminismus', der die Unterschiede zwischen den Geschlechtern klar anerkennt, aber dennoch Gleichberechtigung anstrebt."

Dahinter steht auch Strategie. Ohne eine zumindest modern anmutende Entwicklung hin zu den Frauen wird sich der Extremismus wohl kaum langfristig halten können. Heute ziehen Parteien des rechten bis rechtsextremen Spektrums vor allem männliche Wähler und Mitglieder an. Die AfD beispielsweise hat, bis auf prominente Führungsfiguren wie Frauke Petry oder Beatrix von Stroch, nur sehr wenig weibliche Politiker vorzuweisen. Dieses Missverhältnis setzt sich bei ihrer Jugendorganisation, der "Jungen Alternative", fort. Hier sind geschätzt 90 Prozent der Aktiven männlich.

Ihre Positionen jedoch können nur "normal" werden, wenn alle Geschlechter dafür zugänglich sind. "Wenn die Sachen geschickt gemacht sind, hat man einen Normalisierungseffekt", sagt Rafael. Islamfeindliche, fremdenfeindliche, anti-feministische Positionen werden sagbar, oder besser: post-bar, besonders wenn die rechtsextremen Absender nicht klar erkennbar sind. "Besonders Jugendliche auf der Suche nach Orientierung sind dafür empfänglich, wenn es erstmal unverfänglich aussieht."

Aber die identitären Onliner betreiben auch aktive Akquise. So wurde Simone Rafael, als sie mit Fake-Profil einer jungen Mutter rechtsaffine Seiten likte, direkt kontaktiert. "Ich wurde aktiv angeschrieben: Hey, wir sind auch national orientiert, willst du dich nicht bei uns mitmachen?" Wer die Revolution von rechts will, kann offenbar nicht auf eine Hälfte der Bevölkerung verzichten.

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