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Schnüffeln jenseits der Gutmenschengrenze

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Produkt: „Jonny Double“ von Brian Azzarello und Eduardo Risso

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Warum: Der Himmel hängt tief über die Stadt, die Ratten sind unterwegs, die menschlichen und die echten, und Jonny Double hat Durst. Jonny Double hat immer Durst. Er ist auch immer mit der Miete im Rückstand. Und er hat auch immer seine Wumme dabei – wobei, muss das nicht Bleispritze heißen in jenem harten Land jenseits der Gutmenschengrenze, in dem Jonny Double als Privatdetektiv tätig ist? Wahrscheinlich schon, sprechen doch alle ständig von abgefuckter Abzocke und coolen Brüdern und Bräuten mit rassigem Fahrgestell, kapito? Jonny Double lebt im Hardboiled-Wonderland, und so gesehen darf man eigentlich gar nicht Privatdetektiv zu ihm sagen, sondern muss ihn zwingend „n` Schnüffler“ nennen. Hardboiled nennt man diese Spielart von Comics, die den dunklen Träumen eines Supermachos mit Faible für Schwerverbrechen entsprungen zu sein scheinen, und genau so einen Comic hat das Autorengespann Brian Azzarello und Eduardo Risso geschaffen. Die Geschichte ist so rotzig wie die Sprache Jonny Doubles und so schnellfüßig wie die Zeichnungen in diesem Band: Da ist Jonny Double, Beschreibung siehe oben, der ein – ja, ganz genau – ist. Jonny ist, wie in der Stellenausschreibung von Hardboiled-Helden vorgeschrieben, ein gescheiterter Mensch. Warum, ist egal – wichtig ist das Wie: Jonny also säuft und ist ansonsten zynisch, hat jede Scheiße schon dreimal durchlitten, ein richtig harter Typ, aber mit dem Herz auf [wegen Floskelverdacht vom Über-Ich des Autors gestrichen]. Jonny ist fertig. Doch dann kommt da dieser Auftrag, der so leicht und so problemlos erscheint, verdammt, könnte eine Falle sein, aber er ist es, leicht und problemlos, Jonny bekommt sieben Millionen, die Hauptbraut des Bandes zur Gespielin und eine neue Leber, und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute – nein, das dann doch nicht. Wäre aber mal toll. Jonny Double gerät natürlich in die Falle, der Arme, und am Ende muss er noch mehr Durst haben und noch zynischer sein, weil, das Leben, jaja, ihr wisst schon. Für wen: Für alle, die allein deswegen keinen Priemtabak in der Arbeit kauen, weil der Chef das Aufstellen von Spucknäpfen untersagt hat. "Jonny Double" ist bei Cross Cult Comics erschienen und kann hier für 14,80 Euro bestellt werden

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