Warum:
Wenn Mädchen sich für Jungen und Jungen sich für Mädchen interessieren, wenn die Mädchen deswegen den Jungs und die Jungs den Mädchen imponieren wollen, Mädchen daher die Jungs und Jungs die – dann ist das zu allererst einmal eine uralte Geschichte. Langweilig. Berechenbar. Schon tausend Mal erzählt. Was soll schon passieren? Was eben immer passiert, nämlich Annäherung, womöglich Missverständnis, dann trotzdem Liebe – Vorhang, Tusch, und wenn sie nicht gestorben sind, dann etc. pp.
Obwohl die Geschichte schon lange öd und fad sein müsste, wird sie aber landauf, landab immer und immer wieder erzählt, im seniorengerechten Film, Funk und Fernsehen ebenso wie in der jugendgegeißelten Popkultur. Und jeder freut sich, wenn die alte Geschichte wieder einmal neu, aber tatsächlich anders erzählt wird. Der Zeichner Calle Claus hat das gemacht und die Mädchen-Junge-Geschichte für seinen Comic „Findrella“ unter Wasser verlegt. Das ist ganz schön, die Welt der kleinen Wassermänner und Wasserfrauen, der Nixen und Nymphen zu betrachten, die Calle Claus mit viel Unterwassergrün zeichnet: die Unterwasserschule mit dem Krebs-Stundengong, die Fußballspiele mit dem Kugelfisch-Ball, das Aufbretzeln mit Fishnet-Stockings und Tintenfischperücken für das erste Date, die kleinen verknallten fliegenden Fischchen zum Happy-End. Was den Comic aber anders macht, ist seine Stille: Niemand spricht unter Wasser, und so lässt Calle Claus auch keine Sprechblasen in seiner Welt zu – der ganze Comic, knapp über 140 Seiten lang, funktioniert ohne ein Wort, allein mit Bild. Das ist, obwohl „Findrella“ auch nur eine weitere Liebesgeschichte ist, sehenswert.
Für wen: Alle Wassermänner. Und Frauen natürlich auch.
"Findrella" ist bei Edition 52 erschienen und kann hier für 14 Euro bestellt werden